Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
leichte Verletzung schon dazu.
Marissa hingegen wirkt gelassen. »Als würden die uns im Haus von Tyler umbringen.« Sie sieht zu Cooper, dann marschiert sie zu ihm rüber und rammt ihm den Finger in die Brust. »Du verarschst uns besser nicht.«
Er hebt abwehrend die Hände und tritt einen Schritt zurück.
»Okay«, sagt sie dann und zieht ein Haarband von ihrem Handgelenk. Dann fasst sie ihr Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, steckt das Handy ein und reicht Clarice ihre Tasche. »Pass du drauf auf, solange wir weg sind.«
»Und sei bloß nicht nett zu Cooper«, warne ich sie. »Und wenn dir irgendwas komisch vorkommt oder wenn Tyler zurückkommt oder wenn dich irgendwas erschreckt, egal was, dann ruf mich an und gib Bescheid. Verstanden?«
»Verstanden«, bestätigt Clarice. Sie nickt mir bestimmt zu, aber ein wenig nervös bin ich trotzdem.
Marissa und ich stapfen also die Straße entlang auf der Suche nach Tylers Haus mit der Nummer 22.
»Himmel«, stöhne ich. »Hier ist ja die Nummer 223. Warum hat Cooper denn so weit weg geparkt?«
»Weil«, meint Marissa, »er natürlich seinen eigenen Arsch retten will. Deswegen hat er so weit weg geparkt, damit ihn keiner sieht. Den kümmert es doch einen Dreck, dass du und ich jetzt laufen müssen und laufen und laufen.« Sie wirkt aber kein bisschen müde und macht ziemlich große Schritte, so groß, dass ich kaum mit ihr mithalten kann.
Die Häuser fliegen schneller an uns vorbei, als ich dachte, und im Handumdrehen stehen wir auch schon vor der Nummer 22, einem weißen Haus mit einer riesigen Veranda, auf der vier Schaukelstühle stehen.
»Wofür brauchen die denn so viele Schaukelstühle?«, frage ich stirnrunzelnd.
»Keine Ahnung«, meint Marissa. »Vielleicht, damit sie alle zusammen da draußen sitzen und so tun können, als wären sie eine große glückliche Familie, ohne dass denen überhaupt klar ist, dass ihr Sohn der König der Arschlöcher ist.«
»Vielleicht«, pflichte ich ihr bei. Jetzt wo ich hier bin und tatsächlich mit dem Haus und der vor uns liegenden Aufgabe konfrontiert, fange ich doch langsam an, die Nerven zu verlieren. Was mir vorhin noch wie eine wunderbare Gelegenheit erschien, etwas, das mich aus diesem ganzen Schlamassel retten würde, kommt mir jetzt vor wie ein schrecklich riskanter Plan. Ich meine, wenn man sich überlegt, was da alles schiefgehen kann!
Und dann fällt mir auf, dass bei Tyler zu Hause so gut wie alle Lichter brennen und die Nacht erhellen.
»Da brennt ja überall Licht«, flüstere ich Marissa zu.
»Ja und?«, meint sie.
»Na ja … vielleicht ist er ja zu Hause.«
»Quatsch«, erwidert sie. »Ich hab ihn noch gesehen, kurz bevor ich die Stadt verlassen habe. Er war immer noch bei Isabella und hat so ’ne arme Neuntklässlerin mit Lippenpiercing angegraben.«
»Aber … warum brennen dann die ganzen Lichter?«
»Äh, vielleicht weil seine Eltern zuhause sind?«, schlägt Marissa vor. »Und weil ihnen ihre CO 2 -Bilanz offensichtlich völlig schnuppe ist. Jetzt komm schon.« Sie überquert den Rasen und schleicht auf die Seite des Hauses zu, wo Cooper zufolge das offene Fenster zum Keller sein muss. Ich husche hinter ihr her, doch … irgendwie ist alles ganz schön gruselig hier draußen.
Und dunkel, was mir vorhin in der Stadt nicht so wild vorgekommen ist, weil da überall Leute waren. Klar waren ein paar von den Gestalten da recht zwielichtig, aber wenigstens war da noch jemand. Hier draußen ist einfach nur … nichts. Nichts außer Dunkelheit. Und Grillen.
Und okay, ja, vielleicht ist Taylor nicht hier, aber was, wenn sich gleich jemand auf mich stürzt? Und zwar nicht mal einer von den 318ern, sondern jemand anderes? So was wie ein echter Mörder oder Amokläufer, der im Wald darauf lauert, mich zu schnappen? Nicht dass es hier recht viel Wald gäbe. Aber in Tylers Garten stehen schon ein paar Bäume und es gibt einige wirklich gute Verstecke für verrückte Leute. Wäre das nicht ein ganz grässlicher, unglücklicher Zufall? Wenn hier hinten ausgerechnet in der Nacht, in der ich bei Tyler einzubrechen versuche, ein verrückter Stalker oder wahlweise irrer Killer herumhängen würde?
»Hey«, flüstere ich Marissa zu. »Bist du dir immer noch sicher, dass das eine gute Idee ist?«
»Willst du, dass die dein Notizheft in der ganzen Schule herumzeigen?«, fragt sie zurück.
»Nein«, erkläre ich. »Aber wenn ich tue, was die sagen, kriegt in der Schule keiner was mit.«
»Woher
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