Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Desjani.
Iger nickte beiden Frauen respektvoll zu. »Ich habe die Frage in verschiedenen Variationen gestellt, Madam Co-Prä-
sidentin, und ich habe genau darauf geachtet, welche Hirn-partien dabei aufleuchteten. Captain Desjani, er wurde tatsächlich spürbar nervöser, als ich anfing, ihm diese Fragen zu stellen, aber das war eine andere Reaktion als bloße Sorge da-rüber, dass wir etwas wissen. Sehen Sie diese Aufzeichnungen dort?« Der Lieutenant tippte auf verschiedene Kontrollen und rief Bilder auf, die das Gehirn des Syndik-CEO darstellten, das vor ihnen in der Luft zu schweben schien. »Sehen Sie das hier? Dieser Bereich widmet sich der persönlichen Sicherheit.
Der Bereich reagiert auf die Planung eines Täuschungsmanö-
vers, also wenn er sich eine Lüge ausdenkt. Sie können erkennen, wie sich seine Reaktionen verändert haben, sobald ich meine Fragen umformuliert habe.« Verschiedene Bereiche leuchteten auf, andere wurden dunkler. »Er reagiert mit einer tief verwurzelten Angst, wenn das Thema angesprochen wird, etwas, das die ältesten Aspekte des menschlichen Verstands wach werden lässt.«
»Die Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden?«, fragte Geary.
»Ja, diese Art von Angst, Sir«, bestätigte Iger.
»Aber nach außen hin gibt er vor, gar nichts zu wissen.«
»Ja, Sir.«
Geary sah Rione und Desjani an. »Ich glaube, ich sollte rein-gehen und mit ihm reden. Dann kann Lieutenant Iger seine Reaktionen beobachten. Möchten Sie beide mitkommen?
Oder eine von Ihnen?«
Desjani schüttelte den Kopf. »Ich sehe mir das lieber von hier an, Sir. Es fällt mir schon so schwer genug, nicht die Wand einzureißen und meine Hände um seinen Hals zu legen.«
Rione runzelte die Stirn, jedoch eher nachdenklich, als dass es an Desjani gerichtet war. »Ich finde, Sie sollten es zuerst allein versuchen, Captain Geary. Unter vier Augen ist er vielleicht eher gewillt zu reden. Wenn es mir angebracht erscheint, kann ich immer noch dazukommen und ihm als Allianz-Politikerin zureden oder ihn unter Druck setzen.«
»Alles klar.« Iger kam zu ihm, murmelte eine Entschuldigung vor sich hin und befestigte etwas Winziges hinter Gearys Ohr. »Was ist das?«
»Eine Komm-Verbindung mit kurzer Reichweite, die auf einer Frequenz arbeitet, von der die Verhör-Ausrüstung nicht gestört wird«, erklärte Iger. »Wir versorgen Sie mit allen Informationen über das, was die Ausrüstung anzeigt, während Sie mit ihm reden. Es ist so gut wie unsichtbar, aber wenn der CEO sich mit Verhörtechniken auskennt, wird er davon ausgehen, dass Sie mit demjenigen verbunden sind, der ihn beobachtet.«
Augenblicke später betrat Geary den Verhörraum und schloss die Luke hinter sich. Der CEO saß auf einem der beiden fest am Boden verankerten Stühle und stand auf, als Geary sich ihm näherte. Seine hastigen Bewegungen verrieten seine Angst. »Ich bin ein Offizier der Syndikatwelten und …«
Geary hob eine Hand, woraufhin der CEO verstummte, aber weiter stehen blieb. »Den Spruch habe ich schon früher zu hören bekommen«, ließ Geary den Mann wissen. »In den letzten hundert Jahren hat er sich nicht allzu sehr verändert.«
Der CEO zuckte leicht zusammen. »Mir ist klar, dass Sie sich als Captain John Geary vorgestellt haben, aber…«
»Aber gar nichts«, unterbrach Geary ihn. »Ich weiß, dass Ihre Vorgesetzten mich längst positiv identifiziert und bestä-
tigt haben, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.« Er setzte sich und versuchte, absolute Gelassenheit auszustrahlen, dann gab er dem CEO ein Zeichen, er solle sich ebenfalls wieder setzen. Einen Moment später nahm der Mann mit stei-fen Bewegungen Platz. »Es wird Zeit, dass wir mit diesen Spielchen aufhören, CEO Cafiro. Es sind diese Spielchen, die die Allianz und die Syndikatwelten entsetzlich viele Menschenleben gekostet haben. Beide Seiten vergeuden ihre Ressourcen in einem Krieg, den keine Seite gewinnen kann.«
»Die Syndikatwelten werden sich nicht ergeben«, beharrte der CEO.
»Und die Allianz auch nicht. Ich nehme an, nach einhundert Jahren dürfte das wohl jedem klar sein. Also, was soll’s?
Wofür kämpfen Sie, CEO Cafiro?«
Er sah Geary besorgt an. »Für die Syndikatwelten.«
»Tatsächlich?« Geary beugte sich ein wenig vor. »Und warum machen Sie dann das, was diese fremde Intelligenz von Ihnen verlangt, die auf der anderen Seite der Syndikatwelten zu Hause ist?«
Der CEO starrte Geary an. »Da gibt es keine fremde Intelligenz.«
Gelogen,
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