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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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mittels Fingerzeichen, dass sie den beiden Männern jeweils drei dieser Tabletten in den Tee mischen solle. Jahzara nickte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er zwinkerte ihr zu und bedeutete ihr durch zusammengeballte Fäuste durchzuhalten.
    Nach zwei Stunden wusste Peter, dass es ein genialer Plan gewesen war, den beiden Männern Abführmittel in ihren Tee unterzurühren. Der Fahrer hinter ihnen signalisierte durch die Lichthupe, dass sie anhalten sollen. Peter stoppte und blickte in den Rückspiegel.
    Der Killer wandte sich um. »Was ist los?«
    »Weiß nicht! Vielleicht muss dein Kumpel mal pinkeln. Er sollte aufpassen, dass er dabei nicht im Treibsand versinkt.« Er konnte sich kaum beherrschen, nicht lauthals loszulachen. Der Wagen von Habib war noch nicht einmal zum Stillstand gekommen, da sprang dieser auch schon aus dem Auto und verschwand mit wehendem blauem Gewand hinter dem Heck.
    Jahzaras Augen funkelten. Für einen Moment konnte sie ihre Angst verdrängen und spitzbübisch lächeln.
    Der Targi sah etwas gequält aus, als er schließlich wieder einstieg. Zehn Minuten später war es der Killer, der ziemlich abrupt »Stopp« brüllte und fluchend aus dem Wagen flüchtete. Sein Problem war bald darauf zu hören und zu riechen.
    Peter konnte ein zufriedenes Lächeln kaum unterdrücken. Es war eine skurrile Situation – eine voller Möglichkeiten. Seine Hoffnung stieg. Wenn die Abführtabletten gut wirkten, würden ihre beiden Peiniger schnell erste Anzeichen von Dehydration zeigen. Das konnte in der Wüste lebensgefährlich werden. Der Teufelskreis, der daraus folgte, war kaum zu durchbrechen, denn die Magenprobleme würden durch die extremen Temperaturunterschiede zwischen den kalten Nächten und den heißen Tagen intensiviert werden. Genau damit spekulierte Peter.
    Sein Plan schien aufzugehen. Sowohl der Killer als auch der Targi wirkten nach den permanenten Notstopps am Abend beim Aufbau des Lagers ermattet. Sie aßen kaum, verschwanden nach wie vor immer wieder hinter einer Düne und kamen schließlich zu dem Schluss, ihr Durchfall sei auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen. Die gereizte Stimmung schlug blitzschnell in blanke Aggression um, als Jahzara den Wassertopf von der Feuerstelle nahm, um erneut Tee zuzubereiten.
    »Du dämliche schwarze Hure«, brüllte Habib Mounzer plötzlich, sprang auf und stürzte sich wutentbrannt auf Jahzara. Seine Augen funkelten vor Hass. Hysterisch brüllte er: »Ich habe dir doch gesagt, dass du das Wasser mindestens zehn Minuten kochen sollst! Du Miststück willst uns umbringen! Du machst das absichtlich!«
    Peter wurde fast wahnsinnig vor Hass und Ohnmacht. An der Stoßstange angebunden, musste er hilflos zusehen, wie der Targi Jahzara an ihren Haaren hinter sich her durch den Sand zerrte. Sie schrie vor Schmerzen und versuchte, sich zu befreien. Doch bei dem Targi entlud sich die Anspannung des anstrengenden Tages. Er warf Jahzara auf den Rücken und setzte sich auf sie. Sie versuchte, ihren Kopf mit beiden Armen zu schützen, bemühte sich, seiner Umklammerung zu entkommen, und traf dabei seinen verletzten Arm. Der Targi brüllte auf. Mit der unverletzten Hand riss er Jahzaras Bluse entzwei. Gierig starrte er auf ihre Brüste. Sie kreischte panisch, versuchte mit letzter Kraft, ihn von sich zu stoßen, und traf ihn erneut. Der Mann verlor vollends die Beherrschung und holte zum Schlag aus. Plötzlich hallte ein Schuss durch die Nacht. Angstvoll riss Peter seine Augen auf. Er konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wer der Schütze war, nur, wie der Targi entsetzt zu dem anderen Araber starrte. Seine zum Schlag geballte Faust verharrte über seinem Kopf. Das Weiß seiner Augen war durchsetzt von Mordlust und Furcht.
    »Lass sie in Ruhe, du Idiot«, herrschte Sahib al Saif den Targi an. »Du baust nur Mist! Wenn du der Frau was antust, wird dich der da bei der nächsten Gelegenheit umbringen. Lass sie in Ruhe. Jedenfalls so lange, bis wir am Ziel sind. Dann kannst du mir ihr machen, was du willst.«
    Erst in diesem Moment spürte Peter, dass Blut an seinen Handgelenken herablief. Die Hanfseile, mit denen er an der Stoßstange festgebunden war, hatten sich tief ins Fleisch eingeschnitten. Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle überkamen ihn. Die Idee mit dem Abführmittel hätte Jahzara beinahe das Leben gekostet. Entmutigt ließ er den Kopf sinken.
    Der Killer hielt die Pistole noch immer in Richtung des Targi gerichtet. Habib Mounzer schluckte. Langsam

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