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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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glaubte auch er Details des Mannes ausmachen zu können. »Das kann doch nicht sein, oder?«
    »Sieht aus wie ein Mann in einem Priestergewand«, murmelte Jahzara. »Er sitzt auch anders auf dem Kamel als die anderen. Ein ungeübter Reiter. Vielleicht ein Europäer.«
    »Mag sein! Aber was nutzt das? Die scheinen nicht auf meine SOS-Signale zu reagieren. Sie reiten in die entgegengesetzte Richtung. Die haben uns nicht gesehen.«
    Die Karawane verschwand am Horizont. Der Wind frischte auf. Sie sprachen kaum miteinander. Ihre Stimmung war geprägt von dem Wissen, dass nur wenige Schritte von ihnen entfernt ein Toter unter dem Sand lag. Sie hatten nur noch einen Wunsch: weg von hier, weg aus dem Land der Leere – raus aus der Wüste.
    Doch Gog und Magog kehrten zurück. Peter war es, der zuerst bemerkte, wie sich die gleißende Sonne milchig gelb und dann rötlich verfärbte und wie das Blau des Himmels von den umherfliegenden Sandpartikeln gelblich eingefärbt wurde. Von nun an würden sie die Zeit zum Feind haben. Das da waren Vorboten eines Sandsturms. Schon wieder! Gemeinsam gruben sie ein Loch unter dem Wagen, um die Sandbleche positionieren zu können. Es war eine schweißtreibende Schufterei. Keiner von ihnen traute sich zu sagen, dass er durstig sei. Gestern war ihnen bewusst geworden, wie knapp ihre Wasservorräte waren. Das Wasser würde kaum noch für die Rückfahrt reichen.
    Jahzara riss ihn aus seinen Überlegungen: »Schau mal, was ich hier habe!« Sie kniete nachdenklich vor dem linken Vorderrad. Neugierig blickte ihr Peter über die Schulter. Sie hielt etwas Schwarzes in der Hand. »Sieht aus wie Holz.«
    Peter griff danach und roch daran. »Ja, verbranntes Holz. Der Wüstensand hat den Geruch konserviert. Aber schau mal, dieses Eisen hier. Könnte ein Beschlag sein. Es ist punziert. Und es sind Zeichen drauf.«
    Mit seinem T-Shirt nibbelte er über das Metall. Jahzara nahm es ihm aus der Hand und spuckte drauf. Die Strukturen der Zeichen wurden deutlicher. Sie erstarrte. Abrupt richtete sie ihren Oberkörper auf und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
    »Nein, das kann nicht sein! Das kann ich nicht glauben.«
    »Was kann nicht sein?«
    Jahzara tastete mit ihren Fingerkuppen über das punzierte Metall.
    »Das ist Ge’ez! Es sind Buchstaben aus der altäthiopischen Schrift meiner Heimat. Peter! Ganz sicher. Peter, haben wir…«
    Wie auf Kommando begannen sie beide gleichzeitig mit den Händen in dem Sand vor dem Wagenrad zu wühlen. Sie keuchten, buddelten, und ihr Schweiß tropfte vor ihnen auf den Sand. Noch ein Stück verkohltes Holz tauchte auf. Dann zog Peter einen Lederfetzen hervor. Er war sehr groß, mit Fragmenten eines Kreuzes.
    »Ich fasse es nicht, Prinzessin! Das ist das Tatzenkreuz, das Symbol der Templer. Jahzara, unter uns liegt die verschollene Karawane! Das Auto ist nicht versunken, weil wir auf den Überresten der Karawane hängen geblieben sind.«
    Jahzara schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich habe fast Angst vor all diesen Zufällen, Peter! Das Minenfeld, die Karawane. Da sind höhere Mächte im Spiel.«
    Peter nahm sie lächelnd in den Arm. »Du bist süß, aber zu abergläubisch.«
    »Natürlich bin ich abergläubisch. Ich bin Äthiopierin! Ich weiß um die Macht übernatürlicher Kräfte. Das hier ist alles kein Zufall. Wir werden gelenkt.«
    Peter strich ihr zärtlich mit seinem Handrücken über das Gesicht. »Zufall? Nein, es ist kein Zufall, dass wir hier auf die Karawane gestoßen sind. Jahzara, diese Karawane ist auf einer uralten Route westwärts gezogen. Diese Routen richteten sich an landschaftlichen Gegebenheiten. Gebirge und unüberwindbare Dünen mussten umgangen werden. Gelagert wurde an windgeschützten Stellen. Und möglichst dort, wo es Wasser gab. So wie hier! Dieser Salzsee war vor tausenden Jahren ein herrlicher Süßwassersee. Vielleicht gab es hier vor 500 Jahren auch noch Süßwasserbrunnen. Schau dir die Gegend doch mal an, Jahzara. Dort drüben versperrten riesige Sanddünen den Weg. Die Karawane konnte nur hier, am südlichen Ufer des Sees, westwärts ziehen. Und in dieser kleinen Ebene gab es optimale Lagerplätze. Überleg dir mal: Das waren angeblich 2000 Kamele! Die brauchten sehr viel Platz. Nichts da von wegen überirdische Kräfte! Du neigst dazu, Dinge zu mystifizieren! Wir sind schon die ganze Zeit auf der alten Karawanenroute gefahren. Und das hier ist ein von der Natur vorgegebener Lagerplatz.«
    Jahzara schüttelte skeptisch den Kopf. »Du

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