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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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kämpfen. Damit konnten nur moslemischen Heere gemeint sein. Vielleicht war der Text zu Zeiten der Kreuzfahrer entstanden. Aber von welchem Christenreich war da die Rede? Die beigefügte Landkartenskizze schien zwar zu diesem Text zu gehören, irritierte ihn jedoch mehr, als dass sie Sinn stiftend wäre. Möglichweise hatte er etwas übersehen. Bevor er sich nochmals mit der Karte beschäftigen konnte, kündigte eine Stewardess die Landung in Hurghada an.
     
    »Diese verfluchten Terroristen! Allah möge sie dafür strafen«, lamentierte der Fahrer nach der sechsten Straßensperre und glaubte erklären zu müssen: »Ägypten, Sir, ist ein wunderbares, ein sehr friedliches Land! Aber einige wenige islamische Extremisten aus anderen arabischen Ländern missachten Allahs Wille nach Friede unter den Menschen.«
    Der Taxifahrer schaute in den Rückspiegel, weil er eine Reaktion seines Fahrgastes erwartete. Doch der breitschultrige Mann mit den schwarzen Haaren und dem kantigen Gesicht wirkte eher desinteressiert und schien zudem müde zu sein.
    Peter schaute auf die Uhr. Es war bereits kurz nach fünf. Vor einer Stunde war die Maschine gelandet. Er hoffte, noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Für die Fahrt vom Flughafen Hurghada entlang der Küste zu dem nördlich gelegenen kleinen Haus in der Bucht über dem Yachthafen von Abu Tig brauchte der Taxifahrer diesmal ungewöhnlich lange. Fast an jeder größeren Kreuzung gab es eine Straßensperre der Polizei oder der Armee. Misstrauen und Angst standen in den Gesichtern der Polizisten geschrieben, die da nach Ausweis, Herkunft, Ziel und Grund des Aufenthaltes fragten und dabei ihre Zeigefinger beunruhigend dicht am Abzug ihrer Maschinenpistolen hielten. Nach gut einer Stunde hielt das Taxi schließlich an jenem Schotterweg, der zu dem Haus mit dem herrlichen Blick über die Bucht hinunterführte.
    Peter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war unerträglich heiß. Sein Hemd klebte am Körper. Er war nervös. In wenigen Minuten würde er hoffentlich wissen, worum es bei diesem geheimnisvollen Dokument und der Landkarte ging. Er klingelte mehrmals an der Haustür. Niemand öffnete.
    »Hallo! Bonjour! Anybody at home?«
    Niemand schien ihn zu hören. Langsam drückte er die Türklinke herunter. Die Haustür war nicht verschlossen. Sein Puls fing an, schneller zu schlagen.
    Der Hieb traf ihn am Hinterkopf in dem Augenblick, in dem er in den Flur trat. Es war ein dumpfer Schlag, den ihm jemand, der hinter der Tür gelauert haben musste, versetzte. Peter stieß ein mehr überraschtes als schmerzerfülltes Stöhnen aus. Im Fallen sah er, wie sich die Sonnenreflexe in den Fluten des Roten Meers in Millionen tanzende Irrlichter verwandelten. Dann schlug er bewusstlos auf dem Boden auf.
    Als er die Augen wieder öffnete, nahm er schemenhaft einen Mann in einem weiten Gewand wahr, der neben ihm kniete. Der Fremde war dunkelbraun, fast schwarz. Auf seiner Stirn befand sich ein seltsames Zeichen. Die Mündung der Pistole war auf seine Schläfe gerichtet: »Give it to me! Donnez-moi le papier!«, zischte der Mann und spannte mit dem Daumen den Hahn. Das mechanische Geräusch hallte Furcht erregend laut durch den Flur wider. Trotz seiner Benommenheit ahnte Peter, was der Araber wollte. Plötzlich drangen arabische Wortfetzen aus dem Mund einer Frau zu ihm durch. Er wartete auf den Schuss, der sein Leben beenden würde, ohne zu erfahren, warum. Stattdessen richtete sich der Fremde abrupt auf, presste einige wütende arabische Worte hervor und hetzte auf nackten Fußsohlen über den Steinboden in Richtung der Terrasse. Mit einem athletischen Sprung verschwand er über die Mauer.
     
    Wenige Stunden später saß Peter abermals im Flugzeug. Das Umbuchen des Tickets von Hurghada über Kairo nach München hatte ihn ein kleines Vermögen gekostet. Wenn die Maschine pünktlich in München landete, hätte er eine realistische Chance, den Anschlussflug nach Venedig noch zu erwischen. Sein Kopf dröhnte mit dem Aufheulen der Flugzeugturbinen beim Start. Durch das Fenster sah er die Flughafengebäude, die wie überdimensionale Zelte wirkten, kleiner werden. Erst als das Flugzeug in einen ruhigen Gleitflug überging, löste er sich aus seiner verkrampften Sitzhaltung. Nur mühsam gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen. Die Geschehnisse der letzten Tage hatten sein eher langweiliges berufliches Dasein als Geograf bei einer Firma, die Navigationssysteme für Autos entwickelte, auf den

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