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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Sag, kennst du dich mit Wanzen und Abhörgeräten aus?«
    »Denke schon. Was willst du wissen?«
    »Wie spüre ich Wanzen und so was auf? In der Wohnung, im Handy, in der Kleidung?«
    »Ist kompliziert und schweineteuer! Am besten ist ein Funkscanner. Das Ding muss eine brauchbare Feldstärkenanzeige haben. Du musst herausfinden, auf welcher Frequenz das Objekt deiner Begierde sendet. Im Zweifelsfalle findest du damit harmlose Sachen wie den Funkkopfhörer der schwerhörigen Oma. Die Dinger werden oftmals als Spionageequipment angeboten und sind einfachste Breitbandempfänger. Die melden aber nur das, was sendet.«
    »Uff, das hört sich kompliziert an. Bei mir geht es wahrscheinlich um Wanzen. Vielleicht auch Peilsender.«
    »Professionell würde man mit Messempfängern, Richtantennen und Spektrumanalysatoren rangehen. So ein Ding kostet so viel wie ein Mittelklassewagen. Tut mir leid, Peter, aber ich denke, du solltest dir lieber einen anderen Job suchen. Oder die Finger von dem lassen, was du gerade vorhast. Dann hast du auch keine Wanzenprobleme.«
    »Ist schon klar, Alter. Noch eine Frage: Kann man ein Handy verwanzen? Oder wird das über den Provider abgehört? Kann man ein Handy als Peilsender manipulieren?«
    »Alles geht! Absolut alles! Aber wenn du glaubst, dass du über dein Handy abgehört wirst, kann ich dir nur eins raten: Steck das Ding in einen Briefumschlag und schicke es rund um die Welt. Dann haben die Jungs, die dich abhören oder anpeilen, viel Spaß, während du in Afrika unter einer Palme sitzt. That’s it, Peter. Hoffe, dir geholfen zu haben. Ich habe gleich noch einen Termin. Pass auf dich auf.«
     
    Die Handys zu verpacken, hatte nicht lange gedauert. Jahzara hatte ihres postlagernd an eine Freundin in London geschickt, mit der Bitte, es erst nach zwei Wochen abzuholen. Peter hatte seines mit einem ähnlichen Begleitschreiben an einen Freund in Deutschland auf den Weg gebracht. Beide grinsten triumphierend, als sie das Postamt am Praça dos Restauradores verließen. Wer immer auch ihre Handys abhörte oder per satellitengestütztem Peilsender zu lokalisieren versuchte, würde in nächster Zeit viel zu tun haben und sich sehr wundern. Sie hatten zudem beschlossen, sich nicht mehr in Jahzaras Wohnung aufzuhalten. Ob dort Wanzen untergebracht waren, ließe sich nicht ohne großen technischen Aufwand klären. In einem Elektronikgeschäft kauften sich beide schließlich neue Handys mit Prepaid-Karten und schlenderten dann hinunter zum Tejo. Der Ausflugdampfer, den sie ausgewählt hatten, legte wenig später ab und tuckerte den Fluss entlang. Sie waren die einzigen Passagiere auf dem Deck des Schiffes. Genüsslich streckten sie ihre Gesichter der Sonne entgegen und schwiegen lange Zeit.
    Jahzara ergriff als Erste das Wort: »Was machen wir jetzt?«
    Peter fiel es schwer, auf ihre Frage zu antworten. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Seit er Jahzara nach der gleichsam peinlichen wie auch lustigen Situation vor der Damentoilette des Chapitô in die Arme genommen hatten, war er emotional völlig aus der Balance. Wie Blitze zuckte ein Konglomerat aus Erinnerungen, Emotionen und Fragmenten rationalen Denkens durch seinen Kopf. Er dachte an seine verstorbene Frau, wusste nicht damit umzugehen, dass sich tief in ihm irgendetwas in seinen Gefühlen zu wandeln schien. Er wollte das nicht. Dennoch geschah es. An Yvonne dachte er auch. Sie tat ihm leid. Er vermisste sie. Die wenigen Momente vor der Damentoilette gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Ohne Zweifel: Jahzara empfand viel für ihn. Vielleicht hatte ihre Angst aber auch nur seinen Beschützerinstinkt geweckt. Möglicherweise gierten seine Triebe nur nach ihrem reizvollen Körper. Sie zog ihn auf jeden Fall an, wie ein Magnet haltloses Metall anzieht. Ja, das war es wohl! Er war haltlos, wusste nicht, was er wollte – sollte, durfte, konnte. Nicole – Yvonne – und nun diese äthiopische Schönheit. Jahzara faszinierte ihn maßlos. Doch etwas stand zwischen ihnen. Vielleicht die Andersartigkeit, die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen einer Afrikanerin und einem Europäer. Er hatte sich noch nie wirklich Gedanken über multikulturelle Beziehungen gemacht. Sexuell hatte das sicherlich seinen Reiz. Aber alles darüber hinaus, mit dem er sich nun konfrontiert sah, verunsicherte ihn. Sie lebten beide nach höchst unterschiedlichen Werten und Normen, wobei ihre Religiosität sicherlich eine große Rolle spielte. Jahzara war politisch

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