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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Vorstellung, dass sie sich – nur durch eine hauchdünne Holzwand getrennt – neben ihm entkleidete, tauchte ihn in eine Welt erotischer, lasziver Fantasien. Das Rascheln von nebenan verstummte abrupt. Unter der Trennwand tauchten ihre Jeans auf. Dann ihre Handtasche, die Bluse und ihre Schuhe. Es war still im Raum. Er wusste, dass sie ein T-Shirt und einen BH trug. Von Abhörwanzen hatte er keine Ahnung, ging jedoch davon aus, dass sie nicht in einem BH oder in einem T-Shirt versteckt werden konnten. Sollte er? Er grinste vor sich hin. Leise klopfte er gegen die Trennwand. Ahnte sie, was er forderte? Ihr Atmen hörte sich nun lauter an. Er glaubte, ihre Erregung zu spüren. Oder war es Wut, Hilflosigkeit? Seine Fantasie überschlug sich. Die attraktivste Frau, die er seit Langem getroffen hatte, stand nahezu nackt neben ihm. Einige Sekunden vergingen. Dann schob sie ihren Büstenhalter und das T-Shirt zu ihm herüber. Er musste abermals grinsen. Das war die verrückteste Situation, die er je erlebt hatte. Er bückte sich, tastete ihre Kleidungsstücke ab. Der BH war noch warm von ihrer Haut. Wollust durchströmte ihn. Die Luft war erfüllt von ihrem Geruch und von ihrer Aura.
    Peter riss sich zusammen und konzentrierte sich auf die Handtasche. Sie stammte fraglos aus Äthiopien. Feine Garnfäden in den äthiopischen Nationalfarben Grün, Gelb und Rot waren in die Tragegurte eingewirkt. Er entleerte die Tasche: Makeup-Utensilien, ein Notizbuch, OBs, Taschentücher. Was immer er untersuchte, er konnte keinen Gegenstand finden, der seines Erachtens geeignet wäre, ein Abhörgerät zu verbergen. Die Schuhe waren zu fein, als dass sie Möglichkeiten boten, darin etwas einzubauen. Sein Blick fiel abermals auf die zwei fast faustgroßen Seemuscheln. Vorsichtig nahm er die Tasche, hielt sie an sein Ohr und schüttelte sie. Tatsächlich war ein leises Scheppern zu hören. Technisch war es wahrscheinlich möglich, eine Wanze oder einen Peilsender in eine dieser Muscheln einzubauen. Er wusste es nicht. Aber es galt, das Risiko auszuschließen.
    Ein sehr dezentes Klopfen an der Zwischenwand ließ ihn erahnen, dass Jahzara, so nackt, wie sie in dem kühlen Raum stand, allmählich ungeduldig wurde. Die Vorstellung, dass sich Gänsehaut über ihren Busen ausbreitete, erregte ihn. Auf seinen Reisen in Afrika hatte er an den Stränden schon viele Afrikanerinnen in Bikinis gesehen. Wassertropfen perlten auf deren geschmeidigen, glänzenden Haut wie Regentropfen auf einem Blatt ab. Afrikanerinnen hatten eine andere Haut als Europäerinnen. Schnell atmend schob er ihre Sachen unter der Trennwand zurück. Er hörte, wie sie sich hastig ankleidete. Sein Blick ging zum Fußboden. Der schwarze BH lag noch immer da. Er schob ihn dezent zu ihr hinüber und klopfte an die Wand, um sie darauf aufmerksam zu machen. Sie hob ihn nicht auf. Er erstarrte. War das Absicht?
    Nun zog er sich aus, tastete Knöpfe, Gürtelschnalle, Jackett, Schuhe und sein Hemd ab. Nichts Verdächtiges! Ein leises Klopfen von nebenan riss ihn aus seinen Gedanken. Wieder klopfte es. Diesmal fordernd. Er schaute auf den Boden. Der BH lag noch immer dort. Das konnte nicht sein! Nein, nicht Jahzara! Oder doch? Beinahe hätte er lauthals losgelacht. Waren es seine lasziven Gedanken, die ihn auf solch absurde Ideen brachten? Vielleicht war sie gar nicht so prüde, wie sie tat. Warum ließ sie den Büstenhalter liegen? Sie musste ihn doch sehen. Er entschied, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er ließ seine Cordhose fallen und schob sie mit dem Fuß so dicht an die Trennwand, dass sie glauben konnte, es sei keine Absicht. Schneller als erwartet verschwand die Hose auf der anderen Seite. Er unterdrückte ein lautes Lachen. Wahnsinn! Sie spielte, kokettierte mit ihm! Erneut klopfte es. Er konnte sich vorstellen, dass Jahzara lächelte. Ob sie noch nackt war?
    Stück für Stück schob er seine Wäsche zu ihr hinüber. Nur wenige Sekunden vergingen. Ihre schlanke Hand mit den rosafarbenen Innenflächen fingerte nach seinen Kleidern. Ihm war noch nie zuvor aufgefallen, dass eine Hand so erotisch sein konnte. Mensch, Peter, dachte er, beherrsch dich. Er holte tief Luft, unterdrückte seine Fantasien. Kein Geräusch, kein Kleiderrascheln. Nur ihr Atmen.
    Auf einmal hörte er die Tür ihrer Kabine aufgehen. Nein, das wird sie nicht tun! Niemals! Dafür war die Situation wahrlich zu prekär. Schritte hallten durch den Toilettenraum. Er versuchte, sie zu lokalisieren. Das darf

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