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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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wie gesellschaftlich eher konservativ, orientierte sich an traditionellen afrikanischen Denkweisen und strengen christlichen Normen und Werten. Er kannte diese Denkweisen, hatte sich jedoch noch nie damit auseinandersetzen oder sie leben müssen. Schon gar nicht in einer Beziehung.
    Peter wunderte sich, warum er auf einmal über eine Beziehung grübelte, Yvonne hingegen all die Jahre gesagt hatte, dass er dazu nicht wirklich fähig sei. Liebte er Yvonne und begehrte Jahzara nur körperlich? Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er die letzten Jahre ein sehr oberflächliches Leben geführt hatte. Alles war in Bewegung gewesen. Doch eigentlich suchte er ein Zentrum, innere Zufriedenheit, die Balance, die er nach dem Tod von Nicole verloren hatte. Yvi hätte ihm das gerne geboten, hatte es ihm fast schon aufgedrängt. Nur hatte er es nie angenommen, hatte sie vielmehr von sich weggestoßen.
    Die plötzlich aufkeimende Erkenntnis, dass Yvonne ihm diese fehlende Balance wahrscheinlich eher geben konnte als Jahzara, erschütterte Peter. Verunsichert verdrängte er seine emotionalen Turbulenzen und versuchte, Jahzaras Frage losgelöst von solchen Gedanken zu beantworten. Er sah sich um. Jahzara schaute vom Boot Richtung Ufer, wo die Avenida Infante Dom Henrique unterhalb von Alfama stadtauswärts führte. Er zog in Erwägung, seinen Arm um sie zu legen, tat es dann aber nicht.
    »Ich mache keinen Hehl daraus, dass die Geschehnisse der letzten Zeit eine so brisante Eigendynamik entwickelt haben, dass ich nicht mal richtig zum Nachdenken gekommen bin. Aber genau das ist es, Jahzara, was wir unbedingt tun sollten. Ich habe zwar einen gewissen Hang zu Abenteuern. Doch nur solange ich das Risiko kalkulieren kann! Und das scheint mir hier nicht wirklich der Fall zu sein. Wir haben es mit extrem gefährlichen Leuten zu tun. Wobei wir nicht mal wissen, wer sie sind und was sie wollen. Vielleicht sollten wir besser die Finger davon lassen.«
    Jahzara schaute ihn für Sekunden mit einem Hauch von Verständnis an. Dann bekamen ihre Augen wieder jenen Glanz, der bei ihr Aufsässigkeit und Trotz signalisierte.
    »Das geht nicht! Das ist die Chance meines Lebens. Außerdem habe ich jetzt schon so viele Leute heißgemacht auf meine Dissertation mit diesen sensationellen Thesen, dass ich nicht mehr zurückkann. Nein, Peter, ich werde nicht kneifen. Mein Vater hat weltweit sehr gute Kontakte. Er wird uns helfen, dass uns diese Kriminellen nicht mehr ins Handwerk pfuschen. Wie immer du für dich auch entscheiden wirst, Peter, ich mache weiter! Ich habe schon vor geraumer Zeit einen Flug nach Äthiopien gebucht. Und ich werde auch fliegen. Jetzt erst recht. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Ich würde mich sehr darüber freuen. Sehr! Aber ich fliege auch allein.«
    Peter war erstaunt, mit welcher Vehemenz Jahzara sprach. Allmählich wurde ihm klar, dass sie nicht nur eine äußerst selbstbewusste, sondern auch eine sehr ehrgeizige Frau war. Er hatte enormen Respekt vor ihr. Letztendlich reizte es ihn ja auch, in dieser Sache weiterzurecherchieren. Es würde viel Zeit und Geld kosten. Und er nahm in Kauf, dass er höchstwahrscheinlich seinen Job kündigen musste. Er war gut in seinem Job, und er hatte schon einige lukrative Angebote anderer Firmen bekommen. Das Geschäft mit GPS-Satellitennavigation boomte. Über seine berufliche Zukunft brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Seine Ersparnisse würden reichen, ein Jahr zu überbrücken. Aber was, wenn sich die Sache mit der verschollenen Karawane als Hirngespinst herausstellen würde? Da lag der große Unterschied zwischen ihm und Jahzara: Ihn reizte die Schatzsuche maßlos. Er liebte Abenteuer. Jahzara hingegen hatte ideelle Motive. Zudem wusste sie noch nicht, was da eventuell im Sand der Sahara verborgen lag. Oder doch? Bislang hatte er Jahzara jedenfalls noch nicht gesagt, dass es sich hier möglicherweise um die legendäre Schatzkarawane handelte. Allerdings hatte sie schon mehrfach angedeutet, dass diese mysteriöse Karawane etwas mit der Bundeslade zu tun haben könnte. Immerhin gab es einige Indizien, die nachdenklich machten. Er hatte mal davon gehört, dass Tempelritter die Bundeslade von Jerusalem nach Rom gebracht hätten. Und Templer waren angeblich von Jerusalem aus in Äthiopien gewesen. Und das genau in jener Zeit, in der dieser mysteriöse Brief des Priesterkönigs Johannes in Europa für Aufregung sorgte. Aber waren das nicht abstruse Verschwörungstheorien? Ein guter

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