Die verschollene Karawane
oder zumindest erahnt und haben uns in die Irre geführt, indem sie ihre Handys per Post durch halb Europa geschickt haben. Außerdem sind sie abgetaucht. Wir wissen nicht, wo sie sich verborgen halten. Das war clever. Dahinter kann sich nur die Idee eines Profis verbergen. Wer weiß, mit wem die beiden kooperieren. Vielleicht sogar mit der Polizei. Einfacher werden die Dinge dadurch nicht. Wir können ihre Telefongespräche nicht mehr abhören. Wir wissen nur, dass sie demnächst nach Äthiopien fliegen wird. Er vermutlich auch – «
Hasan unterbrach ihn mit einem Handzeichen. »Vergiss nicht, dass sie den Trojaner in ihrem Laptop nicht entdeckt haben! So klug sie sind, so sehr unterschätzen sie uns. Ihren Laptop hat diese Jahzara zwar in letzter Zeit nicht eingeschaltet. Aber in ihrer letzten Mail an ihren Vater hat sie die Reisetermine für Äthiopien bestätigt. Wir wissen also nicht, wo sie – und damit die Karte und das Buch – sind. Aber wir wissen, wohin sie fliegen wird: nach Äthiopien. Was liegt näher, als sie dort zu erwarten? Wir haben gute Freunde am Horn von Afrika. Sahib al Saif wird nicht noch mal versagen.«
Diesmal war es Abdul Qadir Dschila, der seinen Ordensbruder unterbrach: »Auf Dhul-Fiqar sollten wir lieber nicht mehr zählen. Aus der Doppelschneide ist ein doppelzüngiger, gieriger, verräterischer Hund geworden! Wie du weißt, haben uns Informanten zugetragen, dass er hinter unserem Rücken heimlich Nachforschungen betrieben hat. Er weiß von Mohammed Agiza, dem Kunsthändler. Somit steht zu vermuten, dass er etwas von dem Schatz in der Wüste ahnt. Gier hat sich seines Herzens bemächtigt und seine Ergebenheit Al Sakina gegenüber in heuchlerisches Tun gewandelt. Wahrscheinlich ist er längst dahintergekommen, dass es uns nicht um den Schrein geht. Er hintergeht uns. Und er weiß zu viel. Deswegen sollten wir nicht mehr ausschließlich auf ihn zählen. Wir müssen mehrgleisig operieren. Wenn es Dhul-Fiqar in Äthiopien gelingen sollte, an diese Karte zu kommen, ist es gut. Dennoch werden wir uns seiner entledigen müssen. Der Rat unseres Ordens wird sich nicht schwertun, ihn mit einer Fatwa zu belegen. Er ist bereits ein toter Mann. Es ist nur die Frage, ob wir über ihn an die Karte kommen. Das Leben dieses ungläubigen, hinterhältigen Wurms ist von nun an in Allahs Händen. Die Zeit wird ihn richten. So oder so. Wir sollten das unseren Freunden in Addis Abeba mitteilen und sie bitten, dafür Sorge zu tragen, dass sein Weg in die Hölle vorbereitet wird.«
»Und was machen wir, wenn diese Jahzara und der Deutsche die Karte und das Buch nicht mit nach Äthiopien nehmen oder unser Mann sie ihnen nicht entwenden kann?«
»Dann, mein lieber Bruder Hasan, wird die Zeit für uns spielen. Allahs Wege zur Erleuchtung und Glückseligkeit sind oftmals verschlungen. Wir können uns des Wohlwollens des Allmächtigen sicher sein, auch wenn Er uns derzeit auf harte Proben stellt. Kriegen wir die Karte nicht in Äthiopien, werden wir den Spuren der beiden folgen, so wie der Tod der Dürre und der Schatten dem Licht folgen. Sie werden uns über kurz oder lang dorthin führen, wo die Karawane in der Wüste verschollen ist. Sie haben das Buch, die Karte und die Gier im Herzen. Wir jedoch haben die Geduld und Allahs Segen. Seine Eingebungen werden uns lenken und leiten, so wie einst Sterne die Karawane der Hoffnung durch die Wüste leiteten.«
Hasan al-Basri kannte seinen Ordensbruder viel zu lange, als dass er nicht ahnte, dass sich hinter dessen Andeutungen bereits ein Plan verbarg. »Abdul, sprich nicht so kryptisch. Sag, was du vorhast. Die beiden sind doch längst so vorsichtig, dass sie kaum so dumm sein werden, uns zu der Karawane zu führen. Die werden sich kluge Schachzüge einfallen lassen, um uns abzuwimmeln. Was also ist dein Plan?«
Abdul Qadir Dschila lachte dämonisch. »Falls in Äthiopien wider Erwarten etwas schiefgehen sollte, lassen wir die beiden fortan im Bewusstsein, dass sie uns abgehängt haben. Lassen wir sie doch in die Wüste reisen! Sollen sie die Karawane ruhig suchen und finden. Dieser Geograf scheint ein kluger, einfallsreicher Mann zu sein. Der kennt sich in der Wüste aus. Und sie hat in Äthiopien exzellente Kontakte. Sie werden schon finden, was wir suchen, Bruder! Was immer sie tun und wo immer sie suchen, sie werden Spuren hinterlassen: Visaanträge, Reisevorbereitungen und so weiter. Wir brauchen nur aufmerksam zu sein und unsere Freunde in den
Weitere Kostenlose Bücher