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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Polizei hinter ihm her?
    Entsprechend erleichtert war er, als sein Taxi vorfuhr. Der Racheengel hievte sein Gepäck eigenhändig in den Kofferraum und stieg im Fond ein. Der Fahrer, ein dümmlich arrogant grinsender Fettwanst mit unglaublich schwarzem Gesicht, lachte ihn an. Bevor er etwas fragen konnte, wies Sahib al Saif ihn an: »Ich warte noch auf einen Freund von mir. Fahren sie mich da drüben in den Schatten des Baumes. Wir werden dort auf ihn warten.«
    Knapp eine halbe Stunde später wusste Sahib al Saif, dass ihn seine Intuition wieder einmal nicht getäuscht hatte. Zwei Männer kamen aus dem Hotel und gingen die Rampe hinunter auf den verdächtigen Geländewagen zu. Ihre Gesichter verbargen sich hinter riesigen Sonnenbrillen. Der eine war ein Hüne mit kantigem Kopf und Glatze, der andere bewegte sich auffallend geduckt und strahlte Aggressivität aus. Sein Taxifahrer drehte sich um und deutete auf die beiden: »Very dangerous people! Geheimpolizei! Man geht ihnen besser aus dem Weg.« Der Fettwanst verdrehte seine Augen und murmelte leise: »Seit heute Nacht wimmelt es überall in der Stadt vor Geheimdienstleuten. Die suchen jemanden.«
    Sahib al Saif fiel es schwer, ruhig zu bleiben. Also doch! Irgendetwas lief hier ab. Dieser Auftrag machte ihn zunehmend nervös. Überall schienen unsichtbare Mächte mit im Spiel zu sein. Nichts lief so wie geplant. Der kurzfristige Hotelwechsel seiner Zielpersonen war schon wieder so etwas gewesen. Und nun auch noch Bullen im Hotel. Und zu allem Überfluss die Sache mit seinem Mietwagen. Statt am Flughafen zu stehen und zu beobachten, wer die beiden dort abholte und mit welchem Wagen sie fahren würden, saß er hier vor seinem Hotel wie die Maus in der Falle. Sollte er die ganze Aktion abbrechen, sich in Sicherheit bringen – nach Kairo abhauen? Zum ersten Mal, seit er für Al Sakina arbeitete, schien ein Auftrag nicht realisierbar zu sein.
    Nein, schoss es ihm durch den Kopf. Den Auftrag abzubrechen, wäre unklug und durch nichts zu rechtfertigen. Dann wäre er aus dem Spiel raus. Für immer. Es war klüger, das Hotel zu wechseln und dann mit dem Leihwagen hierher zurückzufahren, um an der Auffahrt zum Tana- Hotel auf die Zielpersonen zu warten. Zumindest würde er so sehen, welche Fahrzeuge sie hätten und wie viele Leute noch dabei waren.
    Wütend über die sich ständig ändernde Ausgangslage herrschte er den Taxifahrer an: »Mein Freund scheint nicht zu kommen. Fahr mich zum Papyrus-Hotel.« Er zog das Jackett seines Priestergewandes aus. »Ganz schön heiß heute«, murmelte er und riss sich die weiße Halsmanschette ab. Es erschien ihm sinnvoller, auf der Fahrt nicht als Priester erkannt zu werden. Er blickte auf seine Armbanduhr. Das Flugzeug war vermutlich schon gelandet. Er musste sich beeilen.
     
    Tekle Hayman versank vor Ehrfurcht beinahe im Boden. Der General der Antiterroreliteeinheit, der da soeben als Oberkellner des Hotels verkleidet Anweisungen an seine Leute gab, war zwar der arroganteste Offizier, den er jemals getroffen hatte. Aber er war ein Profi. Der kleinwüchsige General schritt in seiner etwas zu engen Kellnermontur durch den Garten des Hotels und ließ seine ebenfalls als Hotelangestellte verkleideten Leute zur Tarnung ein Frühstücksbüfett unter einem Baum aufbauen. Niemand konnte ahnen, dass sich unter den Servierwagen, Tischdecken und Obstplatten Waffen verbargen. Tekle Hayman war beeindruckt. Niemand schien zu bemerken, dass da soeben zehn Spezialisten Vorbereitungen für die Erstürmung eines Hotelzimmers trafen. Zwanzig weitere Männer des Generals hatten das Hotel umstellt. Sogar auf dem Flachdach des Zimmertraktes, in dem sich der Mörder aufhielt, saßen drei als Handwerker getarnte Elitemänner. Ein als Gärtner verkleideter Scharfschütze bestieg einen Baum in der Nähe des Balkons.
    Tekle Hayman versuchte, seine Nervosität zu unterdrücken. Wenn das mal alles gut ginge! Nach seinen Informationen würde der Verdächtige bald das Hotel verlassen. Er hatte ein Boot für die Fahrt zu einem Kloster gebucht. Seines Erachtens gäbe es an der Bootsanlegestelle viel bessere Möglichkeiten, risikolos zuzugreifen. Doch der General hatte ihn nicht einmal nach seiner Einschätzung der Lage gefragt.
    Offensichtlich war für diesen Einsatz von höchster Stelle der Befehl »Shoot on sight« gegeben worden. Ein Schuss – und das Problem war erledigt. Im wahrsten Sinne des Wortes.
     
    Pater Benedikt hatte kaum geschlafen. Die ganze Nacht

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