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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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vor?«
    Er reinigte seine Brille und blickte sie nachdenklich an. »Wir haben es anscheinend mit einem plötzlichen Kälteeinbruch zu tun. Die Temperaturen sind gefallen, es schneit heftig und auf den Straßen bildet sich Eis. Alles ist im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren.«
    »Das gesamte Land?«
    »Die gesamte Welt.«
    Marisa blinzelte. »Wie ist das möglich?«
    Doktor Syntax zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist es eine neue Eiszeit. Es sollte ohnehin bald wieder eine fällig sein – plus oder minus ein paar Jahrhunderte.«
    »Ist der Strom im gesamten Komplex ausgefallen?«
    Er nickte. »Ja. RISC liegt ebenfalls im Dunkeln.«
    »Gibt es keine Notstrom-Aggregate?«
    »Das ist das Merkwürdige daran«, sagte Doktor Syntax. »Es gibt mehrere Ersatzsysteme, die die Stromversorgung aufrechterhalten sollen, aber die funktionieren ebenfalls nicht.«
    »Und im Dorf?«
    »Meine Liebe«, sagte der Direktor sanft, »schauen Sie aus dem Fenster. Ich kann das Dorf noch nicht einmal sehen.«
    »Haben Sie versucht, die Büros in Linz anzurufen?«
    Einer der Pfleger meldete sich zu Wort. »Ich habe es versucht. Bevor ich jedoch etwas herausfinden konnte, wurde die Verbindung unterbrochen. Die meisten Leitungen sind tot – es ist nicht einmal ein Freizeichen zu hören. Alle anderen übertragen nur Informationen, wir könnten also immer noch Faxe oder E-Mails verschicken, vorausgesetzt, wir bekommen einen Computer zum Laufen.«
    »Nun«, sagte Marisa unbeirrt, »wir sollten lieber sofort alle hier herausschaffen, bevor die Straßen…«
    Sie hielt inne, als sie in dem flackernden Lampenlicht den Ausdruck auf den Gesichtern der anderen bemerkte.
    »Dazu wollten wir gerade kommen, Marisa«, sagte Doktor Syntax. »Die Straße nach Linz ist blockiert. Wir sind vollkommen eingeschlossen.«
     

     
    Nachdem mehrere Pfleger mit Lampen und Petroleum überall in der Klinik Stellung bezogen hatten, richteten sich die restlichen Mitarbeiter in den vielen ungenutzten Räumen in den Türmen und im Anbau Schlafplätze ein. Marisa holte Decken und ein Feldbett aus dem Lager und stellte es in ihrem Büro auf. Dabei musste sie mehrere Eier aus dem Weg räumen.
    Eier – doch das rätselhafte Huhn blieb verschwunden. Schlau, dachte sie. Bei diesem Wetter war es vermutlich besser, als Ei aufzutauchen. Ziemlich gerissen für ein Gespenst. Dennoch war sie mit zu vielen Fragen beschäftigt, um tatsächlich zur Ruhe zu kommen. Es war schwierig genug, sich mit den Krankengeschichten mehrerer Patienten vertraut zu machen, mit denen sie erst zweimal gesprochen hatte. Darüber hinaus wollte sie sich so schnell wie möglich über alles informieren, das auch nur entfernt mit dem Fall Mikaal Gunnar-Galen in Beziehung stand. Er war bereits einen Tag bei ihnen. Es blieben also sechs, vielleicht sogar weniger, bis er sie wieder verlassen würde – unfassbarerweise geheilt, wie Doktor Syntax erklärt hatte. Und das bedeutete mehrere lange Nächte, die sie mit Nachforschungen zubringen würde. Der direkte Kontakt zu dem Patient mochte ihr untersagt sein, aber ihr blieb immer noch der Zugriff auf die Datenbank und die Archive der Stiftung, um so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Zunächst einmal benötigte sie jedoch Schlaf. Morgen würde noch genug Zeit sein, um sich mit den seltsamen Vorgängen auseinander zu setzen, die sich wie ein Wirbelsturm um sie herum zu verdichten schienen.
    Marisa drehte die kleine Petroleumlampe neben ihrem Schreibtisch herunter, wickelte sich in die Decken ihres improvisierten Bettes und fiel rasch in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

 
KAPITEL DREI
Die Eiszeit
     
    Im Licht des grauen, blassen Morgens wurde sichtbar, dass das Schneetreiben und die angewachsene Eisdecke die Straßen nahezu unpassierbar gemacht hatten. Diese Tatsache hätte sicher für Gesprächsstoff unter den Mitarbeitern gesorgt, hätten sie nicht außerdem entdeckt, dass ihre Autos über Nacht verschwunden waren. Es fanden sich keinerlei Spuren, obwohl diese im Schnee leicht hätten erkennbar sein müssen. Nur einige verstreute Fußabdrücke waren zu sehen, doch die Pfleger waren der Ansicht, dass die Diebe diese absichtlich hinterlassen hatten, um ihre Fährte zu verwischen. Rund um den Parkplatz wurden außerdem Flecken einer rostroten Flüssigkeit entdeckt, die die Pfleger für Getriebeflüssigkeit hielten. Marisa hegte daran jedoch gewisse Zweifel.
     

     
    »Ich ebenfalls«, sagte Maddox brüsk. »Irgendjemand stattet einer eingeschneiten

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