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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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einen Illusionisten, der sich Obskuro nannte. Er war gut – besser als die meisten, die ich bis dahin gesehen hatte. Dann, an einem Punkt während der Vorführung, fragte er…«
    Sie blickte zu Juda hinüber. Seine Augen sahen genau so aus, wie sie sie in Erinnerung hatte, durchdringend und doch vertrauenerweckend. Konnte dies der gleiche ›Juda‹ sein, über den sie zuvor gesprochen hatten?
    »Er fragte, ob im Publikum jemand ein künstliches Bein besäße, und ich habe eins. Hatte.«
    Maddox blickte an ihren gesunden Beinen hinunter, die zwar in einer zerrissenen Strumpfhose steckten, aber dennoch attraktiv und offensichtlich beide aus Fleisch und Blut waren. »Na, Sie können uns viel erzählen!«
    »Wirklich. Als ich neun war, bin ich durch einen Wald gelaufen, und ein Baum, dessen Wurzeln vom letzten Regen gelockert waren, ist umgestürzt und hat mich unter sich begraben. Ein Ast hat den Knochen zerschmettert. Als mein Vater schließlich mit mir in einer Klinik ankam, konnten die Ärzte mein Bein nicht mehr retten.«
    »Und was genau ist in dem Nachtclub passiert?«, fragte Maddox, der von seiner Neigung zum Sensationsjournalismus übermannt wurde. »Ist es ein Trick? Ein künstliches Bein, das wie ein echtes aussieht?«
    »Nein«, erwiderte Marisa. »Es ist echt. Als er mich anfangs auf die Bühne geholt hat, ließ er es nur wie ein echtes aussehen. Man konnte es sogar vom Körper abnehmen. Aber ich habe es gespürt und ich habe es gesehen…«
    »Wir haben es alle gesehen«, warf Galen ein. »Es war echt.«
    »Und dann war es wieder aus Holz. Aber ich hatte meine Erinnerung, und das allein hätte mir schon genügt. Doch am Ende der Vorführung kam er noch einmal zu mir, zu dem Platz, an dem ich saß. Er berührte mich und ich spürte… etwas. Keinen Stromstoß, eher ein elektrisches Feld, das uns einhüllte. Das Holz spaltete sich und fiel zu Boden und stattdessen erblickte ich ein Bein aus Fleisch und Knochen. Ich konnte spüren, wie das Blut hindurchfloss. Ich konnte die feinen Härchen auf meiner Haut sehen. Es war echt. Ich habe keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber er hat mir mein Bein zurückgegeben. Und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.«
    »Erstaunlich«, sagte Maddox und blickte zu Galen hinüber, der zustimmend nickte. »Wirklich erstaunlich.«
    »Nun gut, wir können uns nachher noch weiter über Wunder unterhalten«, sagte Galen und machte einen Schritt auf Juda zu. »Jetzt möchte ich erst einmal wissen, was in Bayreuth passiert ist.«
    »Nichts leichter als das«, sagte Juda. »Sie sind durchgedreht und haben Michael Langbein umgebracht. Ich war zufällig zur Stelle, ebenso wie der Direktor, und wir haben veranlasst, dass Sie hierher gebracht wurden.«
    »Sind Sie dafür verantwortlich? Tragen Sie die Schuld an dem, was mit mir passiert ist? An meiner Verwandlung?«
    Juda verneigte sich. »So ist es.«
    »Warum sind Sie dann hierher gekommen, Juda? Wollten Sie Ihr Werk in Augenschein nehmen?«
    »Nein«, erwiderte Juda. »Ich bin hier, um es wieder ins Lot zu bringen.«
     

     
    »Wo sind Sie in den letzten Tagen gewesen?«, fragte Galen. »Ich erinnere mich daran, dass ich nach Bayreuth gefahren und Ihnen dort begegnet bin, aber danach liegt alles im Dunkeln.«
    »Ich bin auf dem Berg gewesen«, sagte Juda und wies mit dem Daumen über die Schulter, »in meinem Büro am RISC Linz.«
    »Warum sollten Sie dort ein Büro haben?«, fragte Galen.
    »Weil«, sagte Juda, »ich als Hauptteilhaber der Eidolon-Stiftung Gelder in Höhe von mehreren Millionen Dollar für ihre wissenschaftlichen Forschungen bewilligt habe und als Gegenleistung ihre Einrichtung und Ausrüstung benutzen darf. Wissen Sie, ich konnte schließlich nicht alles von Wien aus erledigen.«
    »Sie haben also die Zeit, in der Sie von der Universität beurlaubt waren, am RISC verbracht?«, fragte Galen.
    »Oder hier«, erwiderte Juda. »Um in der Stiftung nach dem Rechten zu sehen.«
    »Also«, sagte Galen und wirbelte zu Doktor Syntax herum, »arbeiten Sie doch für ihn?«
    Doktor Syntax und Juda tauschten einen amüsierten und zugleich resignierten Blick aus. »Sagen wir einmal, wir sind Kollegen«, erklärte Juda.
    »Sie haben Ihre Verbindung zum RISC nie erwähnt – was genau haben Sie dort gemacht?«
    »RISC Linz ist ein Institut der Johannes Kepler Universität«, sagte Juda, »das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Mathematik und Informatik beschäftigt und verschiedene Projekte der Grundlagen- und

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