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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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»Es geht schon los. Wir sollten besser zurückgehen, bevor es schlimmer wird.«
    »Ein bisschen Regen wird uns schon nicht umbringen«, meinte Shonette. »Eigentlich würde einigen von den Männern im Camp eine kleine Dusche sogar ganz guttun.« Sie wedelte sich mit der Hand vor der Nase herum.
    Ryans nervöses Lachen hallte zwischen den Bäumen wider. »Schon, aber das hier ist mehr als nur ›ein bisschen Regen‹. Das ist ein Hurrikan.«
    »Wirbelsturm«, korrigierte sie ihn.
    »Was auch immer.«
    »Es hat ja noch nicht einmal angefangen. Das ist nur das Vorspiel.«
    »Die Ruhe vor dem Sturm?«
    Shonette nickte. »So was in der Art.«
    Ryan pflückte noch ein paar Brombeeren und legte sie auf das breite, feste Stück Baumrinde, das ihnen als provisorischer Korb diente. Dann zog er sich einen kleinen Zweig aus den hellbraunen Haaren
und schaute stirnrunzelnd wieder zum Himmel hinauf.
    »Aber du hast schon Recht«, meinte Shonette plötzlich. »Ivan nähert sich wesentlich schneller, als sie es angekündigt hatten.«
    Ryan wollte gerade etwas erwidern, als Roberta aus dem Unterholz auftauchte.
    »Ich habe einen guten Fang gemacht«, verkündete sie und hielt zwei große Kokosnüsse hoch. »Die sind viel größer als die, die es bei uns daheim im Supermarkt gibt.«
    »Sogar noch größer als Paulines Kokosnüsse«, meinte Shonette.
    Sie lachten alle drei.
    Shonette zeigte auf die Kokosnüsse. »Die werden gut schmecken zu Fisch - also, falls Richard und Sal welchen fangen.«
    »Mir egal«, sagte Roberta. »Ich lebe sowieso überwiegend vegetarisch, das ist gesünder.«
    »Aber ich habe doch schon gesehen, wie du Fisch gegessen hast.«
    »Manchmal esse ich so etwas. Ich hoffe nur, dass wir nicht irgendwann Maden essen müssen, so wie die in den früheren Staffeln. Das könnte ich nur, wenn sie in Olivenöl gebacken werden, ich achte nämlich sehr auf meine Transfette.«
    Shonette schauderte. »Also, wenn die uns zwingen, Maden oder Fischaugen oder irgend so was Ekliges zu essen, ist das Spiel für mich gelaufen.«

    Roberta fiel auf, dass Ryan sich nicht am Gespräch beteiligte, sondern weiter in den Himmel starrte.
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie.
    »Er hat Angst, dass er schmelzen könnte«, erklärte Shonette ihr. »Fürchtet sich davor, dass der Sturm seinen mageren kleinen Hintern wegweht.«
    Ein Donnerschlag erschütterte den Himmel. Alle drei zuckten zusammen. Erschrocken ließ Ryan seine Beeren fallen.
    »Na, toll.« Er ging in die Knie, um die Früchte wieder aufzulesen. »Statt zu gewinnen, werde ich dadurch Berühmtheit erlangen, dass ich der erste Kandidat bei einer Realityshow war, der während der Dreharbeiten gestorben ist.«
    »Nein«, meinte Shonette, »du hast Recht. Wir sollten gehen.«
    »Der Donner hat dich also umgestimmt?«
    Mit einem verlegenen Grinsen nickte sie. »Wir können schließlich nicht die Million gewinnen, wenn uns ein Baum auf den Kopf fällt oder wir vom Blitz erschlagen werden.«
    »Ich wette, du würdest das nicht zugeben, wenn jetzt Kameras hier wären«, neckte Roberta.
    »Stimmt«, erwiderte Shonette, »würde ich nicht. Aber es sind keine da, also: Ja, ich finde es etwas unheimlich. Lasst uns zurückgehen. Wenn die anderen mehr Früchte wollen, können sie selbst danach suchen.«
    »Ist schon irgendwie komisch, oder?«, meinte Roberta.
»Mit den Kameras, die uns überallhin verfolgen?«
    »Ich habe mich inzwischen dran gewöhnt«, erklärte Ryan. »Manchmal vergesse ich sogar, dass sie da sind.«
    Sie gingen hintereinander den Pfad entlang, Shonette vorne weg, dann Ryan. Roberta bildete die Nachhut. Der Regen rauschte durch die Bäume und fiel klatschend auf das Blätterdach über ihnen. Die Bäume bogen sich und zitterten, als der Wind immer stärker wurde. Hinter ihnen fiel krachend ein Ast zu Boden. Sie bahnten sich einen Weg durch abgerissene, verschlungene Ranken, weshalb sie nur langsam vorankamen und immer nasser wurden, als der Regen zunahm.
    »So ein Mist.« Shonette wischte sich das Wasser aus den Augen. »Und das alles nur für ein Abendessen.«
    »Ja«, nickte Roberta. »Aber es ist immer noch besser, als Feuerholz zu schleppen. Ich finde, das sollten Stefan und die anderen Männer machen.«
    »Entschuldige bitte?« Ryan deutete auf sich. »Hier steht auch ein Mann.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Roberta. »Anwesende natürlich ausgeschlossen.«
    »Also, ich weiß nur, dass Raul bei mir noch wesentlich mehr tun dürfte als Holz schleppen. Dieser Mann

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