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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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an.«
    Sie suchten die ramponierten Überreste ihrer Kleidung zusammen und versuchten, sich notdürftig zu bedecken, indem sie die Fetzen zusammenbanden, aber der Stoff war zu stark zerrissen.
    Becka seufzte frustriert. Erst waren sie geschlagen und missbraucht worden, und nun mussten sie auch noch diese Erniedrigung ertragen. Irgendwie schien sie das zu schwächen. Jetzt mussten sie nackt die Flucht antreten; außerdem fühlte sie sich dadurch angreifbar - verwundbarer.
    Shonette starrte auf die Leiche des Ältesten. »Ist das Ding wirklich tot?«
    »Glaube schon«, nickte Becka. »Er atmet nicht mehr.«
    »Und was jetzt?«
    »Du bleibst hier und ruhst dich aus. Ich werde nach nebenan schleichen und nach Pauline sehen. Und dann verschwinden wir drei von hier.«
    »Aber wie?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Becka zu. »Zumindest noch nicht. Machen wir einfach einen Schritt nach dem anderen.«
    »Verdammt«, schnaubte Shonette. »Warum auch nicht? Dadurch, dass wir immer einen Schritt nach dem anderen gemacht haben, sind wir immerhin bis jetzt im Spiel geblieben. Warum also nicht noch etwas länger?«

    »Ganz genau.«
    »Was, wenn sie eine Wache aufgestellt haben?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht getan haben. Wenn vor dem Eingang noch mehr von diesen Dingern stehen würden, wären die hier reingestürmt, sobald ich ihrem Anführer den Schädel eingeschlagen hatte.«
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Shonette.
    Als sie sich abwandte, biss sich Becka auf die Lippe und betete, dass sie Recht behalten würde, was die Wachen anging. Sie kroch auf allen vieren in die Dunkelheit hinaus und ignorierte die spitzen Steinchen, die sich in ihre ohnehin schon gereizte Haut bohrten. Als sie am Eingang ankam, ließ sie sich ganz auf den Boden sinken. Der Geruch des Holzfeuers wurde stärker, ebenso wie der Gestank des Stammes. Sie schob sich vor bis zur Kante und spähte über den Rand des Felsvorsprungs. Unter ihr nahm das Festessen weiter seinen Lauf. Keine der Kreaturen sah aus, als wollte sie die Paarungsversuche ihres Anführers stören. Erleichtert atmete Becka auf. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass der Rest des Stammes sie im wahrsten Sinne des Wortes in Stücke reißen und fressen würde wie die anderen, wenn der Mord entdeckt wurde.
    Ihr Magen verkrampfte sich, als sie an die anderen Kandidaten dachte. Der süße kleine Ryan. Richard und Sal. Jeff und Raul. Sie hatte keinen von ihnen besonders gut gekannt, und die letzten beiden hatte
sie wegen ihrer Verbindung zu Stefan nicht einmal gemocht, aber das änderte nichts daran, dass sie ihr leidtaten. So etwas verdiente niemand. Sie waren hierhergekommen, um an einem Spiel teilzunehmen und ins Fernsehen zu kommen. Sie hatten Familien gehabt. Menschen, die sie liebten. Selbst dieser unheimliche Matthew musste irgendjemanden gehabt haben, der daheim auf ihn wartete.
    Becka schwor sich, dass das ihr, Shonette oder Pauline nicht passieren würde, und schob sich vorsichtig über den Sims zu Paulines Alkoven. Der Felsvorsprung war ungefähr zweieinhalb Meter breit und befand sich knapp vier Meter über dem Boden der Haupthöhle. Becka war sich sicher, dass die abgelenkten Kreaturen sie nicht sehen würden, solange sie sich nicht aufrichtete, während sie den Sims entlangkroch.
    »Pauline?«
    Becka flüsterte nur, deshalb war sie nicht überrascht, als Pauline nicht antwortete. Sie schob sich näher heran und trat dabei gegen einen losen Stein. Er fiel über die Kante und kam klappernd unten auf. Becka stockte der Atem. Sie erstarrte und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass jemand die Störung bemerkte. Als sich die Geräuschkulisse unten nicht änderte und es keinen großen Aufschrei gab, kroch sie weiter.
    Der angrenzende Alkoven war kleiner als der, in dem sie und Shonette gefangen gehalten worden
waren, und drinnen war es wesentlich dunkler. Dadurch, dass er ein Stück weiter weg in der Wand lag, drang das Licht des Feuers von unten nicht bis in den Erker vor. Becka spähte hinein. Sie konnte nur einen nackten Fuß von Pauline erkennen. Ihre Haut zeichnete sich weiß vor dem dunklen Hintergrund ab.
    »Pauline? Ich bin’s, Becka.«
    Der Fuß zuckte.
    Becka lief hastig in den Alkoven und eilte an Paulines Seite, wobei sie beinahe laut aufgeschrien hätte, als sie sah, in welchem Zustand sich ihre Mitkandidatin befand. Die Kreaturen hatten Pauline weitaus schlimmer verprügelt als Shonette. Wie die anderen Frauen war auch sie ausgezogen und misshandelt

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