Die Verschollenen
nur noch einen Herzschlag davon entfernt, dich vor seinen eigenen Leuten mit ihm anzulegen. Glaubst du, er hätte dir das durchgehen lassen können?«
»Es war kleinlich von ihm, die Geroons so zu behandeln«, sagte Luke seufzend. »Aber du hast Recht: sein Schiff, seine Regeln. Und gute Gäste streiten sich nicht mit ihren Gastgebern.«
»Also sei ein guter Gast«, sagte Mara und nahm sanft seinen Arm. »Und indem du das tust, können wir ihm auch Deckung geben.«
Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Du glaubst, Formbi sei in Gefahr?«
»Jemand versucht, Chaos auf dem Schiff zu verbreiten«, erinnerte sie ihn. »Ein politisches Attentat oder auch nur der Versuch würde dieser ganzen Sache effektiv ein Ende machen, denkst du nicht?«
Luke schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, was an dem Extragalaktischen Flugprojekt so wichtig war.«
»Ich auch«, sagte Mara. »Aber ich denke, wir werden es bald genug herausfinden.«
Ein Suchtrupp fand das Charric eine halbe Stunde später in einem Lüftungsschacht ein paar Meter entfernt von der Stelle, wo Estosh angeschossen worden war. Weitere Ermittlungen zeigten, dass es aus einem Waffenschrank im Heck des Schiffs, nahe den Haupttriebwerken, gestohlen worden war, einem Schrank, dessen Verschlüsse jemand sorgfältig für ein schnelles Öffnen präpariert hatte. Lukes Spekulation hatte sich, wie Mara zugeben musste, als Volltreffer erwiesen.
Es gab selbstverständlich keine Hinweise darauf, wer die Waffe denn nun genommen oder den Schuss abgegeben hatte.
In den nächsten beiden Tagen sah sich Mara im Stillen alleine um, untersuchte den Schauplatz des Angriffs, fand alles über Charrics und ihre Bedienung heraus, was sie erfahren konnte, und unterhielt sich beiläufig mit jedem, der das erlaubte.
Die Gespräche waren leider wenig informativ. Die meisten Besatzungsmitglieder waren inzwischen nicht mehr neutral gegenüber ihr und ihren Fragen und gaben halbherzige Antworten oder überhaupt keine. Die Nicht-Chiss waren freundlicher, aber sie konnten sogar noch weniger beitragen. Die meisten waren zum Zeitpunkt des Schusses allein gewesen und hatten niemanden, der ihre Geschichte bestätigte. Nur die Sturmtruppler behaupteten, zusammen in Fels Schiff gewesen zu sein, und selbst bei ihnen zeigten sorgfältigere Nachfragen, dass sie sich den größten Teil der kritischen Zeit nicht im Blickfeld ihrer Kameraden befunden hatten.
Mara sprach auch zweimal mit Estosh und versuchte, eine bessere Beschreibung des Vorfalls zu erhalten. Er konnte ihr allerdings ebenso wenig helfen. Er hatte dem Schützen den Rücken zugewandt, war in Gedanken versunken gewesen, und der Schock und die Schmerzen der Wunde selbst schienen eine weitere Nebelschicht über seine Erinnerungen gelegt zu haben. So ziemlich das einzig Positive, was diese Gespräche ergaben, war die Feststellung, dass er sich eindeutig auf dem Weg der Besserung befand.
Es war frustrierend, immer wieder in Sackgassen zu geraten. Und dennoch fand sie den Prozess an sich seltsam anregend. In vielerlei Hinsicht war diese Art von Ermittlung genau das, wofür sie ausgebildet worden war, damals, als Palpatine sie darauf vorbereitet hatte, im Geheimen für ihn zu arbeiten. Zweifellos war das einer der stimulierendsten Aspekte ihres Diensts für ihn gewesen.
Und das hier war sogar noch besser. Hier gab es nichts von der drückenden Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit, die in Palpatines Imperium der Normalzustand gewesen war, eine Hoffnungslosigkeit, die wie eine schwarze Wolke über jedem Auftrag und jeder Mission hing. Niemand an Bord der Chaf Envoy schreckte zurück, wenn sie näher kam, hasste oder fürchtete sie oder hieß sie mit der falschen Herzlichkeit von jemandem willkommen, der hoffte, ihre Autorität für seine eigenen Zwecke nutzen zu können.
Sicher, die meisten Besatzungsmitglieder schienen die Imperialen abzulehnen. Aber das war eine verächtliche Ablehnung, die aus einem Gefühl der Überlegenheit resultierte, nicht aus diesem verängstigten, hoffnungslosen Hass, den die meisten unter der Knute des Imperiums ihren Herren gegenüber an den Tag gelegt hatten. Fel seinerseits hielt den Kopf hoch erhoben, nicht mit der Arroganz eines Großmuftis oder imperialen Generals, sondern voller Stolz auf das, was er war und was er und das Imperium der Hand erreicht hatten. Es war die gleiche Art Stolz, die Mara oft bei Han und Leia gesehen hatte, bei den Piloten der Renegaten-Staffel oder sogar bei Luke
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