Die Verschollenen
Jinzler gelautet.
Er musste sich anstrengen, um seine Finger diesen letzten Zentimeter zurücklegen zu lassen. »Hallo, Botschafter Jinzler.«
Ganz plötzlich fielen zwei riesige Paneele vor und hinter ihnen herunter, und der Krach, mit dem sie den Boden trafen, übertönte Feesas erschrockenen Schrei. »Es ist alles in Ordnung«, sagte Jinzler instinktiv und streckte den Arm aus, um sie an den Schultern festzuhalten, als sie zur Seite sprang. Sie zuckte bei der Berührung zusammen, wich aber nicht zurück. »Es ist schon gut«, wiederholte er so beruhigend wie möglich.
Aber es war offenbar nicht beruhigend genug. Er spürte, dass sie zitterte, und sie hatte die glühenden Augen zusammengekniffen. Er zog sie ein wenig fester an sich und warf einen hilflosen Blick zu Bearsh und dem anderen Geroon, die immer noch mit ihnen festsaßen.
Aber die beiden waren nicht in der Verfassung, ihm zu helfen. Bearshs Begleiter hatte seine schwere Wolvkil-Trophäe halb über den Kopf gezogen und am blaugoldenen Halsband gepackt, als bereitete er sich instinktiv darauf vor, das zusätzliche Gewicht abzuwerfen und loszurennen. Oder vielleicht hoffte er ja auch nur irrationalerweise, sich darunter verstecken zu können. Bearsh selbst stand in halb geduckter Haltung neben der Tür, und seine beiden Münder wiederholten die gleichen aufgeregten Töne wieder und wieder, während er den Arm des anderen Geroons mit einer Hand packte und sinnlos mit der anderen auf das kleine Bedienungsfeld neben der Tür einschlug.
Jinzler sah sich um. Mit Ausnahme der Tür und des Bedienungsfelds, auf das Bearsh immer noch eindrosch, verfügte der Raum über keinerlei Dekoration oder Instrumente. Das Bedienungsfeld selbst half auch nicht viel weiter. Es gab nur fünf Stationen, die mit D-4 – 1, D-4 – 2-, D-5 – 1, D-5 – 2 und LK markiert waren, dazu die üblichen Notfallknöpfe und ein Droiden-Interface, das ihnen ohne einen Droiden nichts nützen würde. Jinzler selbst war unbewaffnet, aber er hätte auch nicht gewusst, was er in dieser Situation mit einem Blaster hätte anfangen sollen. Er hatte ein Kom, das mit der Chaf Envoy in Verbindung stehen sollte, aber wer immer ihnen diese Falle gestellt hatte, würde sicher auch daran gedacht haben, ihre Kommunikation zu stören.
Dennoch, es war einen Versuch wert. Langsam steckte er die Hand in die Tasche seines Überlebenspacks.
Aus dem Bedienungsfeld erklang ein lautes Klicken. Bearsh wich zurück und zuckte zusammen, als hätte man ihn gestochen. »Hallo, Botschafter Jinzler«, sagte eine Männerstimme. »Ich bin Pressor, Hüter dieser Kolonie.«
»Hallo«, sagte Jinzler und versuchte, einen ruhigen Eindruck zu vermitteln. »Das hier ist eine Überraschung.«
»Das kann ich mir denken«, erwiderte Pressor. »Und ich entschuldige mich dafür. Aber Sie verstehen sicher, dass wir vorsichtig sein müssen.«
»Selbstverständlich«, sagte Jinzler, obwohl er das nicht vollkommen verstand. »Darf ich fragen, was aus dem Rest meiner Gruppe geworden ist?«
»Sie sind vollkommen in Sicherheit«, erklärte Pressor. »Zumindest im Augenblick. Was am Ende aus Ihnen allen wird, ist selbstverständlich noch nicht entschieden. Ich würde Sie gerne freilassen, damit wir miteinander sprechen können.«
Ein unangenehmes Kribbeln zog über Jinzlers Haut. Botschafter Jinzler. Er hatte diese Scharade nur begonnen, um an Bord von Formbis Expedition zu gelangen. Nun glaubten offenbar auch diese Leute seine Geschichte.
Und falls er Pressors Tonfall nicht missdeutete, würde er nun Verhandlungen über das Schicksal aller, die an dieser Expedition teilnahmen, führen müssen.
Eine Sekunde lang schnürte ihm Panik beinahe die Kehle zu. Er war kein Diplomat, er kannte sich nicht mit Verhandlungstaktiken aus. Er war nur ein Elektrotechniker. Und auch in diesem Bereich hatte er eher versagt, wie bei allem, was er versucht hatte. Luke und Mara sollten die Gespräche mit Hüter Pressor führen. Sie, oder Aristocra Formbi – immerhin befanden sie sich im Chiss-Territorium, nicht in dem der Neuen Republik. Selbst Commander Fel hatte wahrscheinlich mehr Erfahrung mit fremden Kulturen als er.
Aber er war derjenige, den Pressor ausgewählt hatte. Zu widersprechen wäre wahrscheinlich eine schlechte Idee, und seinen Betrug zuzugeben noch schlechter. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, es hing alles an ihm. »Selbstverständlich«, sagte er zu der körperlosen Stimme. »Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.«
»Wenn
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