Die Verschwörer von Kalare
Zweimal?«
Faede hob den Kopf nicht, doch seine Stimme wurde härter. »Der junge Mann, der seinem Freund zweimal die Treue bewiesen hat. Und dem Reich. Maximus hat sein Leben riskiert, um Tavi vor dem Sohn eines Hohen Fürsten zu beschützen. Mehr kann man von niemandem verlangen.«
»Ich will seine Bereitwilligkeit, sein Leben zu opfern, nicht bestreiten«, erwiderte Isana. »Eigentlich ist es genau diese Bereitwilligkeit , die mir Sorgen macht. Große Elementare, Araris, Antillar hat Übung darin, sich in Gefahr zu bringen.«
»Nicht so laut, Herrin«, sagte Faede warnend und sanftmütig zugleich.
Sie hatte nie verstanden, wie er das machte. Isana schüttelte müde den Kopf. »Faede«, verbesserte sie ihn, »ich bin nicht deine Herrin.«
»Wie du wünschst, Herrin«, sagte Faede.
Stirnrunzelnd ging sie darüber hinweg, denn sie wollte nicht streiten. »Warum bist du nicht bei ihm geblieben?«
»Meine Anwesenheit hätte unerwünschte Aufmerksamkeit erregt«, erklärte Faede. »Gaius hat ihn in eine neugegründete aleranische Legion gesteckt.« Er zeigte auf die schreckliche Narbe in seinem Gesicht, das Feiglingsmal, das Soldaten erhielten, die vor dem Kampf davongelaufen waren. »Ich hätte nicht in seiner Nähe bleiben können. Denn wenn ich hätte kämpfen müssen, hätte mich vermutlich jemand erkannt, und das hätte die Frage aufgeworfen, warum einer der Singulares von Princeps Septimus, den man vor zwanzig Jahren für tot erklärt hat, ausgerechnet diesen jungen Mann bewacht.«
»Gaius hätte ihn nicht dorthin schicken müssen«, beharrte Isana. »Er wollte ihn isolieren. Ihn verwundbar machen.«
»Er wollte«, widersprach Faede, »ihn vor der Öffentlichkeit verbergen und an einem sicheren Ort unterbringen.«
»Indem er ihn in eine Legion steckt?«, fragte Isana ungläubig. »Kurz, bevor ein Bürgerkrieg ausbricht?«
Faede schüttelte den Kopf. »Du musst die Sache von der anderen Seite her betrachten, Herrin«, sagte er. »Die Erste Aleranische ist die einzige Legion, die in einem Bürgerkrieg nicht in die Schlacht ziehen wird. Weil die meisten der Legionares und Offiziere einer Stadt, einem Fürsten oder einem Familienhaus treu ergeben sind. Außerdem steht sie im äußersten Westen des Amaranth-Tals, weit von allen Kampfhandlungen entfernt, und es würde mich nicht überraschen, wenn Gaius sie sogar noch weiter in den Westen schickt, damit sie sich nicht an den Kämpfen beteiligen muss.«
Isana zog eine Augenbraue hoch und faltete die Hände im Schoß. »Ist er denn wirklich in Sicherheit?«
»Vollkommen sicher ist er nirgendwo«, erwiderte Faede leise. »Aber immerhin ist er zwischen Tausenden anderer Männer versteckt, die genauso gekleidet sind wie er. Und er wird nicht gegen die Legionen des Hohen Fürsten in den Kampf ziehen. Er
wird vom jungen Maximus begleitet, der besser mit der Klinge umgehen kann als jeder andere junge Mann seines Alters, den ich je gesehen habe - meinen Fürsten vielleicht ausgenommen -, und er ist ein Elementarwirker von beträchtlicher Macht. So wie ich Gaius kenne, sind außerdem noch weitere Wächter in der Nähe, von denen mir nichts gesagt wurde.«
Isana verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum bist du hergekommen?«
»Die Krone hatte herausgefunden, dass Kalare dich persönlich ins Visier genommen hat.«
»Die Krone«, sagte sie, »und alle anderen auch, die auf dem letzten Winterend-Fest waren, und die Diener und alle, die Gerüchte gehört haben.«
»Genauer gesagt«, meinte Faede, »hat er mich gebeten, für deinen Schutz zu sorgen. Ich habe mich dazu bereit erklärt.«
Sie legte den Kopf schief. »Er hat dich gebeten?«
Faede zuckte mit den Schultern. »Meine Treue gilt nicht Gaius Sextus, und das ist ihm durchaus bewusst.«
Sie musste unwillkürlich lächeln. »Ich kann ihm nicht vertrauen. Ich kann keinem von denen trauen. Nicht, wenn es um Tavi geht.«
Faede verzog keine Miene, und dennoch spürte Isana eine Veränderung bei dem vernarbten Sklaven, ein Gefühl, das sie nicht von ihm kannte - Zorn. »Ich weiß, du möchtest ihn nur beschützen. Aber du erweist Tavi einen schlechten Dienst. Er ist viel besser, als du denkst.«
Isana blinzelte. »Faede …«
»Ich habe es selbst erlebt«, fuhr Faede fort. Dieser Zorn in ihm wuchs weiter an. »Ich habe gesehen, wie er handelt, wenn er in Schwierigkeiten gerät. Er ist besser als die meisten Männer, obwohl er nicht über Elementare verfügen kann. Und da ist noch etwas …«
Isana riss
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