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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihre Gedanken von ihren Sorgen los und betrachtete den Mann mit den Narben. Seine Haut war zu bleich, hatte rote
Flecken und glänzte von kaltem Schweiß. Seine Pupillen wirkten geweitet, und sein Puls an Hals und Schläfe raste.
    »Er bringt die Menschen in seiner Umgebung dazu, über sich selbst hinauszuwachsen.« Faede keuchte fast. »Weiter, als sie es sonst jemals schaffen würden. Wie sein Vater. Verfluchte Krähen, wie der Vater, den ich habe sterben lassen, weil …«
    Plötzlich hob Faede die verwundete Hand und starrte sie an. Er zitterte heftig, und auf seinen Lippen hatten sich weiße Tupfen gebildet. Verwundert betrachtete er seine zitternde Hand und öffnete den Mund, als wollte er sprechen, dann zuckte er so heftig, dass er zu Boden geworfen wurde. Die nächsten Sekunden wand er sich in Krämpfen und strampelte, ehe er leise aufstöhnte und erschlaffte.
    »Faede!«, schrie Isana und drückte sich vom Bett hoch. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie ging ebenfalls zu Boden. Da ihr die Kraft fehlte aufzustehen, krabbelte sie auf allen vieren zu Faede und streckte die Hand aus, um den Herzschlag an seinem Hals zu fühlen.
    Aber sie fand keinen.

20
    Isana drückte ihre Hand auf Faedes Brust und rief Bächlein herbei, damit sie mit Hilfe des Wasserelementars den Körper des am Boden liegenden Mannes untersuchen konnte. Doch nach ihrem eigenen Zusammenbruch war ihr die Anstrengung schlicht zu viel. Isanas Kopf fühlte sich an, als wollte er zerspringen. Sie konnte die Schmerzen kaum aushalten, und ihr Herz pochte in
plötzlicher Panik, nachdem sie die Kraft verloren hatte, sich aufrecht zu halten.
    Ihr entfuhr ein niedergeschlagener Schrei, dann biss sie die Zähne zusammen und sammelte sich. Ihren Gefühlen nachzugeben würde dem Mann vor ihr am Boden auch nicht helfen.
    »Hilfe!«, rief sie. Es kam erbärmlich leise heraus, und sie war sicher, der Laut würde die geschlossene Holztür nicht durchdringen. Sie rang um Atem und versuchte es nochmals. »Ich brauche hier Hilfe! Einen Heiler!«
    Nun wurde die Tür aufgerissen. Giraldi ließ den Blick durch den Raum schweifen, fluchte aufs Übelste und humpelte eilig zu Isana. »Wehrhöferin!«
    »Nicht ich!«, erklärte sie schwach. »Faede ist zusammengebrochen. Er atmet nicht mehr. Wir brauchen einen Heiler.«
    Der alte Zenturio erhob sich und rannte in einer Geschwindigkeit hinaus, die seinem verkrüppelten Bein gefährlich werden konnte. Er rief im Gang um Hilfe, und sofort hörte sie Schritte. Zuerst erschienen die Wachen, und eine Minute später führte man eine junge Frau in einem einfachen weißen Kleid ins Zimmer.
    Sie war ein blasses Wesen, ihre Haut war entsetzlich weiß und wirkte fast durchscheinend, und ihr Haar, für eine so junge Frau ausgesprochen kurz geschnitten, war so hell und fein wie Spinnweben. Isana glaubte, ihre Jugend sei echt und nicht das Ergebnis ihrer Wasserkraft, allerdings wusste sie nicht recht, wie sie auf diesen Gedanken kam. Die Augen der Heilerin erschienen zu groß für das lange, dünne und irgendwie traurige Gesicht, und ihr Braun grenzte beinahe an Schwarz. Die Ringe unter den Augen waren so dunkel, dass sie beinahe wirkten wie blaue Flecken, und sie bewegte sich mit einem flotten Selbstbewusstsein, das Isana eher bei einer älteren Frau erwartet hätte.
    Die Heilerin ging geradewegs auf Faede zu, kniete sich neben ihn und legte ihm die Fingerspitzen auf die Schläfen. Ihre Bewegungen strahlten Erfahrung und Können aus, allerdings auch
Erschöpfung. »Wehrhöferin«, fragte sie, während sie sich mit geschlossenen Augen ihrer Elementarkräfte bediente, »kannst du mir sagen, was ihm zugestoßen ist?«
    »Er ist zusammengebrochen«, antwortete Isana. Giraldi kehrte zurück, und sie war hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit und schlichter Verlegenheit, als er sie aufhob und ins Bett trug. »Er geriet beim Sprechen ins Stocken. Er zitterte. Dann fiel er um und zuckte heftig. Schließlich hörte er auf zu atmen, und ich konnte seinen Herzschlag nicht mehr finden.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Keine zwei Minuten.«
    Die junge Frau nickte. »Dann haben wir noch eine Chance.« Sie hob die Stimme, bis sie einer Trompete gleich erscholl und mit einer Lautstärke von den Wänden widerhallte, die mit der eines Zenturios auf dem Schlachtfeld hätte konkurrieren können. »Wo ist meine Wanne?!«
    Drei ächzende junge Legionares kamen durch die Tür und schleppten eine schwere Heilwanne, über deren Ränder Wasser schwappte.

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