Die Verschwörer von Kalare
Sie setzten den Zuber auf dem Boden ab, während die junge Heilerin Faede von Mantel, Schwertgurt und Stiefeln befreite. Auf ein Nicken von ihr hin hoben die Wachen im Raum seinen schlaffen Körper an und ließen ihn in die Wanne sinken.
Die Heilerin kniete sich neben die Wanne und legte die Hände auf Faedes Kopf. »Das war’s«, teilte sie den Legionares in befehlsgewohntem Ton mit. Die Wachen verließen das Zimmer, und auf ein Nicken von Isana folgte Giraldi ihnen ebenfalls nach draußen.
Die Heilerin verstummte für einige Sekunden mit gesenktem Kopf, und Isana musste sich arg zusammenreißen, um das Mädchen nicht anzuschreien, es möge sich beeilen. Dann zog sich die Luft im Raum zusammen, ein eigenartiges Gefühl, als würde ein ansonsten nicht spürbarer Wind gegen Isanas Haut drücken. Die feinen Haare der Heilerin stellten sich eins nach dem anderen auf wie in einem sanften Aufwind, obwohl Isana keine Regung in der Luft spüren konnte. Sie war einen Moment lang still, dann
begann sie zu murmeln, und schließlich sah es aus, als würden sich kleine Blitze über der Wanne entladen.
Faede reagierte heftig darauf, sein Körper wölbte sich auf und spannte sich wie einer von Bernards Jagdbögen. Er verharrte kurz so, ehe er wieder in die Wanne zurücksank und abgehackt hustete.
Isanas Herz machte einen Sprung, als der Sklave wieder zu atmen begann.
Das Stirnrunzeln der Heilerin vertiefte sich, und Isana beobachtete, wie das Wasser in der Wanne aufgewühlt wurde, als sie ihre heilende Elementarkraft einsetzte, wenn auch nur für einen Augenblick. Dann verzog die Heilerin das Gesicht und nahm die Hände von Faedes Kopf. Sie ging um die Wanne und hob seine verwundete Hand hoch. Sie wickelte das Tuch ab, beugte sich vor und roch daran. Abrupt zog sie den Kopf zurück, wandte das Gesicht von der Verletzung ab und ließ die Hand ins Wasser sinken.
»Was ist es?«, fragte Isana.
»Eine Vergiftung mit Garic-Öl«, erklärte die junge Frau. »Viele Waffenhändler in den Südlanden schützen ihre Waffen mit einer Ölmischung, die auch eine Tinktur aus dem Öl beinhaltet, das aus der Haut von Garim-Eidechsen gewonnen wird.«
»Und das ist giftig?«
»Nicht unbedingt absichtlich. Aber wenn das Garic-Öl nicht richtig gemischt wird oder zu lange der Luft ausgesetzt bleibt, verändert es sich. Es fault. Wenn mit der Waffe eine Wunde verursacht wird, überträgt sich die Fäulnis auf das Blut.« Sie schüttelte den Kopf und stand auf. »Es tut mir leid.«
Isana blinzelte. »Aber … du hast ihn gesund gemacht. Er atmet.«
»Im Augenblick«, antwortete die Heilerin leise. »Dein Freund ist ein Metallwirker, ja?«
»Ja.«
»Wurde er während des Überfalls verwundet?«
»Als er mich verteidigt hat«, erwiderte Isana ruhig. »Ein Pfeil hat seine Hand getroffen.«
Die Heilerin schüttelte den Kopf. »Er muss den Schmerz unterdrückt haben. Wäre er gleich zu einem Heiler gegangen, vielleicht …«
Isana starrte sie voller Unglauben an. »Was wird mit ihm geschehen?«
»Fieber. Orientierungslosigkeit. Schmerzen. Schließlich Verlust des Bewusstseins.« Die junge Heilerin schnitt eine Grimasse. »Es geht nicht gerade schnell. Dauert Tage. Wenn er Familie hat, lass nach ihr schicken.« Sie sah Isana mit traurigen Augen an. »Tut mir leid«, sagte sie leise.
Isana schüttelte langsam den Kopf. »Kann man denn gar nichts tun?«
»Gelegentlich konnte die Vergiftung geheilt werden. Aber es dauert Tage, und in den meisten Fällen sterben diejenigen, die den Heilungsversuch unternehmen, zusammen mit dem Opfer.«
»Du bist nicht in der Lage, es zu versuchen?«, wollte Isana wissen.
Die Heilerin schwieg kurz und sagte dann: »Ich werde es nicht versuchen.«
»Große Elementare«, entfuhr es Isana. »Warum denn nicht?«
»Die Legionen von Kalare marschieren auf die Stadt meines Vaters zu, Wehrhöferin. Bald beginnt die Schlacht. Viele Soldaten werden Wunden davontragen und müssen trotzdem wieder in den Kampf zurück. Wenn ich mich mit ihm beschäftige, bedeutet das für Dutzende oder Hunderte Legionares meines Vaters den Tod.« Sie schüttelte den Kopf. »Meine Aufgabe liegt anderswo.«
»Du bist die Tochter von Cereus?«, erkundigte sich Isana.
Die junge Heilerin lächelte schmal und freudlos und verneigte sich leicht. »Ja. Cereus Felia Veradis.«
»Veradis«, sagte Isana. Sie warf einen Blick auf den Verwundeten. »Danke, dass du ihm geholfen hast.«
»Du brauchst mir nicht zu danken«, erwiderte
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