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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wollte Tavi ihnen die Freude über den kleinen Sieg nicht verderben. Er schob sein Schwert in die Scheide, schaute den Canim hinterher und atmete heftig, obwohl er sich doch kaum bewegt hatte. Er beugte sich über die Kante und sah nach unten. Dort
lagen schätzungsweise zehn bis zwölf Dutzend Tote. Die Canim hatten keine Verwundeten zurückgelassen, nur die Gefallenen. Die Krieger hatten die Verwundeten mitgenommen.
    »Na«, keuchte Ehren hinter ihm. »Das war aber erfrischend.«
    »Medico!«, rief Tavi einem Heiler zu, der ganz in seiner Nähe stand. »Wie hoch sind unsere Verluste?«
    »Drei Verwundete, nicht allzu schwer. Keine Toten, Hauptmann.«
    Diese Nachricht rief abermals Jubel unter den Legionares hervor, und sogar der Erste Speer hätte beinahe gelächelt. »Gute Arbeit!«, rief Tavi den Männern zu. Dann drehte er sich um und ging zur Treppe, die zum offenen Bereich hinter der Mauer führte.
    »So«, sagte Ehren, der ihm folgte. Der kleine Spion war kaum in der Lage, die Rüstung zu tragen, die Magnus für ihn aufgetrieben hatte. »Und jetzt?«
    »Das war lediglich ein nettes Geplänkel«, erwiderte Tavi. »Und ich möchte beinahe wetten, ihr Anführer hat es darauf angelegt, dass es schiefgeht.«
    »Ja? Warum?«
    »Weil Sarl ein Ritualist ist, der einer Horde Krieger Herr werden muss«, erklärte Tavi. »Und aus diesem Grund muss er sie davon überzeugen, dass er stark genug ist, sie anzuführen. Er hat den Kriegern den ersten Angriff überlassen, weil er wusste, wir würden uns ordentlich wehren und ihnen eine blutige Nase verpassen. Nun muss er ihnen beweisen, wie unabkömmlich er als Anführer ist, weil er auf andere Kräfte zurückgreifen kann, die ihnen helfen, die Mauer zu überwinden. Er rettet vielen das Leben. Wird zum Helden. Demonstriert seine Macht.«
    Ehren nickte, während sie den Hof erreichten, und Tavi ging zu einem Pferd, das dort stand. »Ich verstehe. Und was wirst du nun tun?«
    »Ich werde Sarl den Wind aus den Segeln nehmen«, antwortete Tavi. Er stieg auf das Pferd. »Wenn ich mich jetzt gleich in Bewegung setze, kann ich ihm die Schau stehlen.«

    »Wie willst du das anstellen?«, fragte Ehren.
    Tavi nickte den Legionares am Tor zu, und die öffneten es. Er pfiff dem Ersten Speer zu, der auf der Mauer über dem Tor stand, und Marcus warf ihm die Legionsstandarte an ihrem Holzschaft zu. Tavi stellte sie neben seinen Fuß in den Steigbügel.
    »Ich werde hinausreiten und ihn dastehen lassen wie einen Idioten«, sagte Tavi.
    »Hinausreiten?« Ehren riss die Augen auf.
    »Ja.«
    »Ganz allein ?«
    »Ja.«
    Ehren starrte Tavi eine Sekunde lang an und blickte dann durch das Tor, hinter dem das Canim-Heer keine Meile entfernt stand. »Na ja, Hauptmann«, sagte er schließlich, »wie auch immer die Sache ausgeht, irgendwer wird dabei auf jeden Fall aussehen wie ein Idiot.«
    Tavi grinste Ehren an und zwinkerte, obwohl er am liebsten davongelaufen wäre und sich in der dunkelsten Ecke der Welt versteckt hätte. Möglicherweise beruhte sein ganzer Plan auf bloßer Einbildung, doch nachdem er so viel Zeit mit Botschafter Varg verbracht hatte, glaubte Tavi, sein Wissen über den Feind könnte sich als einzig wirkungsvolle Waffe erweisen. Wenn er recht hatte, konnte er Sarls Position schwächen und mit sehr viel Glück vielleicht sogar Zwist zwischen dem Ritualisten und den Kriegern säen.
    Wenn er sich irrte, würde er allerdings wohl nicht lebend in die Stadt zurückkehren.
    Er schloss kurz die Augen, kämpfte gegen die Angst an und musste sich zwingen, die Ruhe zu bewahren. Furcht konnte in diesem Moment außerordentlich tödlich wirken.
    Dann brachte er sein Pferd in Gang, ließ den Schutz der Ersten Aleranischen Legion und die Sicherheit der Mauer hinter sich und ritt geradewegs auf sechzigtausend wilde Canim zu.

38
    Tavi ritt an dem lodernden Scheiterhaufen vorbei, in den seine Legionares den Rammbock der Canim verwandelt hatten. Neben dem Geruch von brennendem Holz stieg ihm auch ein beißender, bitterer Gestank in die Nase. Das Feuer knisterte, und die Hufe seines Pferdes schlugen im Dreiertakt eines langsamen Kanters auf den Boden. Aus einiger Entfernung wogte unablässig das Gekreische der Krähen heran, wie die Brandung des Meeres in einer Stadt an der Küste. Ansonsten herrschte an diesem düsteren Nachmittag in dem Raum zwischen den Armeen eine außergewöhnliche Stille.
    Das störte Tavi wenig; so konnte er größeren Abstand zum Heer der Canim halten und trotzdem noch

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