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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gehört werden.
    Der Ritt dauerte ewig, und als er sich endlich den Canim näherte, erschienen ihre Gestalten ihm riesig. Tavi war mit dieser großen, gefährlichen Gattung vertraut, und trotzdem drohte der Anblick der Krieger seine Entschlossenheit zu unterminieren. Sie hockten in ordentlichen Reihen auf den Hinterbeinen, ihre Art des Bequemstehens, und die Zunge hing ihnen aus dem Maul, während sie sich nach dem Angriff ausruhten.
    Im nächsten Moment roch er die eigenartig scharfen Ausdünstungen der Canim. Kurz darauf scheute sein Pferd instinktiv vor diesem Geruch zurück. Tavi zog das Tier abrupt an den Zügeln herum, ohne seine Geschwindigkeit zu verlangsamen, denn selbst sein Pferd sollte keine Angst zeigen, so berechtigt diese auch sein mochte.
    Tavi galoppierte im Abstand von vielleicht hundert Schritten am Canim-Heer entlang. Während des Angriffs durch die Krieger hatten sich die Plünderer um die Stadt verteilt und mit
ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit die Aleraner in einem weiten Halbkreis zwischen sich und dem Fluss eingeschlossen. Erneut wendete er das Pferd und ritt in die andere Richtung zurück, bis er schließlich in der Mitte der Reihen vor den Kriegern in den schwarzen Rüstungen stehen blieb. Sein Pferd wieherte wild, schüttelte den Kopf und wollte sich halb aufbäumen, doch Tavi hatte es fest im Griff. Mit erhobenem Kinn starrte er zu den Canim hinüber. Das Feldzeichen der Ersten Aleranischen trug er in der Rechten.
    Er holte tief Luft. »Sarl!«, rief er. Seine Stimme gellte deutlich vernehmbar durch die Stille. »Sarl! Ich weiß, dass du da bist! Und ich weiß, du führst diese Krieger an! Komm heraus und tritt mir gegenüber, damit ich mit dir reden kann!«
    Tavi erhielt keine Antwort. Tausende von Canim mit blutroten Augen und scharfen Zähnen starrten ihn an.
    »Sarl!«, rief er. »Ich bin der Hauptmann der Legion, die du gerade angegriffen hast! Ich bin ganz allein gekommen, um mit dir zu reden!« Er nahm das Feldzeichen kurz in die Linke und zog sein Schwert so, dass die Canim es sehen konnten. Mit einer geringschätzigen Geste warf er die Waffe zur Seite. »Ich bin ein einziger Aleraner, ganz allein! Ich bin nicht bewaffnet! Komm heraus, Aasfresser!«, spottete er. »Ich verspreche dir freies Geleit, wenn ich dir so viel Angst mache, dass du um dein armseliges Leben fürchtest!«
    Nun ertönte ein Grollen unter den Kriegern, in dem tiefen Bereich, den menschliche Ohren kaum mehr wahrnehmen können. Es handelte sich nur um ein wortloses Knurren, aber es erscholl aus zehntausend Kehlen, und Tavi spürte, wie sein Brustpanzer zitterte.
    Schließlich erhob sich ein einzelner Cane. Er war groß, fast so hochgewachsen wie Varg, und ähnlich wie beim Botschafter war das schwarze Fell an vielen Stellen von alten Narben unterbrochen. In seine lackierte schwarze Rüstung war ein kompliziertes Muster schwarzer Streifen gemalt. Der Krieger starrte Tavi unablässig
an, drehte dann den Kopf leicht und schaute schräg über die Schulter.
    »Aasfresser!«, rief Tavi wieder. »Sarl! Zeig dich, Feigling!«
    Ein plärrendes Horn ertönte. Von weiter hinten kamen zwei Reihen Canim in langen schwarzen Umhängen und Kutten aus hellem Leder nach vorn. Der Anführer jeder Reihe trug ein Rauchfass aus Bronze an einem geflochtenen Seil. Schwere grüngraue Weihrauchwolken quollen über die Ränder. Die Canim in den Kapuzenmänteln schritten langsam zur vordersten Linie, wo sie sich teilten und sich in einer geraden Reihe von vielleicht zehn Schritt Länge vor den Soldaten aufstellten. Wie ein Mann drehten sie sich zu Tavi um und hockten sich langsam auf die Hinterläufe.
    Dann erschien Sarl.
    Der Cane sah genauso aus, wie sich Tavi an ihn erinnerte - schmutziges, drahtiges rötliches Fell zeigte sich an den Stellen, wo der Körper nicht mit Kleidung bedeckt war. Sarl hatte ein scharf geschnittenes Gesicht und hinterhältige Knopfaugen. Statt der Kleidung eines Schreiberlings trug er jetzt den gleichen Umhang und die gleiche Kutte wie die Canim, die vor ihm gegangen waren, außerdem hatte er eine blutrot lackierte Rüstung angelegt. An der Seite trug er einen Beutel in der gleichen Farbe wie die Kutte.
    Der Ritualist ging langsam auf Tavi zu und blieb zehn Fuß vor ihm stehen. In seinen Augen loderte Zorn. Ganz offensichtlich hatte Sarl nicht kommen wollen, doch Tavis Schimpfwörter und vor allem der Vorwurf der Feigheit hatten ihm keine andere Wahl gelassen. Natürlich hatte er von einem einzelnen Aleraner

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