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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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fauchte sie ihn an. Sie beugte sich über die Seite und rief: »Fürstin Aquitania! Wir müssen schneller werden!«
    »Sie kann dich nicht hören!«, rief Aldrick zurück, dessen Stimme man den Schmerz anhörte. »Die beiden schaffen es gerade noch, die Windkutsche in der Luft zu halten!«
    Rote Blitze zuckten über den Himmel, und ein Schatten fiel auf die Rückseite der Windkutsche. Amara wandte sich um und sah Kalarus, der von oben auf sie zukam. Sein Mantel war an einem Dutzend Stellen eingerissen, und zwar von denselben Baumspitzen, die auch seine linke Gesichtshälfte in eine blutige Masse verwandelt hatten. Die Zähne hatte er vor Zorn und Hass gefletscht, und während er Amara anstarrte, begann die Klinge seines Schwertes zu glühen wie Eisen in der Schmiede, erst rot, dann orange und schließlich grellweiß. Das Metall kreischte.
    Bernard bewegte sich blitzschnell und schoss zwei Pfeile ab, als Kalarus sich ihnen näherte. Der Hohe Fürst von Kalare schlug sie mit der glühenden Klinge zur Seite und flog, Blutgier in den Augen, auf sie zu. Amara schleuderte ihm Cirrus entgegen, doch genauso gut hätte sie versuchen können, einen wild gewordenen Garganten mit einem Seidenfaden zu zügeln. Der Hohe Fürst donnerte durch Cirrus hindurch, als würde der Elementar gar nicht existieren.

    Vor Verzweiflung und Angst hätte sie am liebsten geschrien, weil dieser Abschaum, dieser … Unmensch sie töten würde und mit ihr Bernard, ihren Gemahl, und alle anderen in der Windkutsche. Er würde Alera ins totale Chaos stürzen. Sie wandte sich Bernard zu und suchte seinen Blick. Sie wollte ihn anschauen, wenn Kalarus’ Klinge ihr Leben beendete. Auf keinen Fall wollte sie diese Bestie ansehen.
    Bernards Gesicht war blass, doch in seinen Augen ließ sich keinerlei Anzeichen von Angst vor einer bevorstehenden Niederlage erkennen. Er blickte Amara kurz an und zwinkerte.
    Dann legte er den letzten Pfeil auf den Bogen und schoss ihn ab, als Kalare sich bis auf zehn Fuß der Windkutsche genähert hatte. Der Hohe Fürst grinste höhnisch und holte geschmeidig mit der Klinge aus, um den Pfeil zu zerschmettern, ehe der ihn treffen könnte. Der Schaft zerbrach in Splitter.
    Doch die Spitze, die aus einem durchscheinenden Steinsalz-Kristall gearbeitet war, wie Bernard sie gegen die Windmähnen in Calderon einsetzte, diese Spitze zerbröselte zu Pulver .
    Das Pulver wurde von Kalarus’ Windelementaren angesogen, hüllte ihn wie eine Wolke ein, zerstörte seinen Windstrom und ließ die Kraft, die ihn in der Höhe hielt, ersterben.
    Kalarus blieb noch Zeit für einen verwunderten Gesichtsausdruck, in den sich im nächsten Moment Schock und Unglauben mischten.
    Dann schrie er auf und plumpste wie ein Stein in die Bäume unter sich.
    Und mit einem Mal herrschte Stille, abgesehen vom Rauschen des Windes.
    Bernard ließ den Bogen langsam sinken und stieß einen tiefen Seufzer aus. Er nickte nachdenklich und sagte: »Ich denke, ich sollte Tavi einen Brief schreiben und mich bei ihm für seinen Einfall bedanken.«
    Amara starrte ihren Gemahl wortlos an.
    Sie musste den Trägern Bescheid sagen, dass sie so lange weiterfliegen
sollten, wie ihre Kräfte reichten, ehe sie im Schutze des Waldes landeten, irgendwo in der Nähe eines kleinen Baches oder Flusses, damit sie den Ersten Fürsten benachrichtigen konnte. Doch zunächst einmal schaute sie sich Bernard an, weil sie nicht begreifen konnte, dass sie tatsächlich noch lebten und dass sie zusammen waren, was viel wichtiger war als alle Reiche der Welt.
    Bernard schlang den Bogen über die Schulter, kniete sich neben Amara und griff sanft nach ihrem Arm. »Vorsicht. Lass mal sehen, was du da angestellt hast.«
    »Mit einem Salzpfeil«, sagte sie leise und schüttelte den Kopf.
    Er lächelte sie an, seine Augen mit den grünen und braunen und goldenen Punkten glänzten, diese Farben des Lebens und der Wärme und des Wachstums. »Es sind doch immer wieder die kleinen Dinge, die am Ende die größte Bedeutung haben«, sagte er. »Nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete sie und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
     
    »Ausgezeichnet«, sagte der Gaius aus Wasser, die durchscheinende Gestalt, die ohne die Farbverstärkung auskommen musste, welche der Erste Fürst sonst so gern verwendete. »Gut gemacht, Gräfin. Wie geht es den befreiten Geiseln?«
    Sie stand an einem großen, rasch strömenden Bach, der viele Meilen von Kalare entfernt aus den Bergen herunterfloss. Der Wald war hier besonders dicht,

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