Die Verschwörer von Kalare
sagen, Hauptmann«, murmelte Marcus.
Tavi sah den Ersten Speer an. »Du musst sie aufhalten, Marcus, um jeden Preis.«
Marcus seufzte tief. »Ja, Hauptmann.«Er starrte einen Moment lang in die Nacht, ehe er sagte: »Darf ich mir einen Vorschlag erlauben, Hauptmann?«
»Raus damit«, sagte Tavi.
»Wenn du deine Freiwilligen suchst, reiß eine Kohorte nicht auseinander. Die Männer kennen einander. Haben zusammen geübt. Das macht einen großen Unterschied aus.«
Tavi runzelte die Stirn. »Ich nehme niemanden mit, der nicht von sich aus will.«
»Also sorg dafür, dass die Freiwilligen eine Chance haben zu überleben. Das schuldest du ihnen.«
Tavi zog eine Augenbraue hoch. »Dreihundertundzwanzig Mann, die sich gemeinsam freiwillig melden? Etwas unwahrscheinlich, oder?«
Marcus blickte ihn von der Seite an. »Hauptmann, das sind unsere Legionares .«
Drei Kohorten meldeten sich freiwillig, um den Angriff anzuführen.
Tavi ließ Lose ziehen. Zu dem Zeitpunkt, als die Canim wieder heranstürmten, stand er mit den Gewinnern am Nordende der Elinarcus. Oder , dachte er, den Verlierern . Je nachdem, ob sich seine Idee in die Tat umsetzen ließ oder nicht.
Sein Herz schlug heftig, und nur mit Mühe bekam er seinen Puls wieder unter Kontrolle.
»Hauptmann«, sagte Schultus, »als Antillar Maximus unser Zenturio war, war er der oberste Zenturio dieser Kohorte, und seine Zenturie war die erste Zenturie. Aber ich bin nur stellvertretender Zenturio und habe nicht das entsprechende Dienstalter, um die erste Zenturie anzuführen, geschweige denn die ganze Kohorte.«
Tavi sah den Fisch an. »Ich habe mit den anderen Zenturionen gesprochen. Sie sind davon überzeugt, dass du weißt, was du tust, Schultus, und dass deine Zenturie die mit der größten Disziplin ist. Du bist also der oberste Zenturio, bis ich dich von diesem Posten abberufe. Verstanden, Soldat?«
»Ja, Hauptmann«, erwiderte Schultus sofort.
»Gut«, sagte Tavi.
Gebrüll erhob sich unter den Legionares auf der letzten Mauer, jeder Mann der vordersten Kohorte wirkte plötzlich angespannt. Die Hörner der Canim plärrten, die großen Trommeln dröhnten, und der Lärm der Schlacht hallte zur Stadt hinüber, während der Rest der Legion auf der Brücke gegen die Canim kämpfte.
Tavi lauschte zwei Minuten, ehe er das Signal auf der Mauer sah, ein blaues Banner, das neben der Standarte gehisst wurde.
»Wunderbar, Hauptmann«, meinte Max belustigt. Er kam von hinten zu Tavi und schnallte sich gerade das viel längere Schwert um, das Schwertkämpfer und berittene Legionares trugen. »Die haben genau das getan, was du dachtest, dass sie tun würden. Sie greifen uns mit ihren Plünderern an.«
Tavi atmete durch und nickte. »Und? Bereit?«
»Allzeit bereit«, gab Max fröhlich zurück, woraufhin einige Legionares leise lachten. Die einzigen drei Ritter Terra der Legion begleiteten ihn. Ihre Rüstung rasselte, ihre bösartigen, riesigen Waffen lagen schwer auf ihren Schultern.
Tavi nickte den Rittern zu und hob die Stimme. »Tribun Antillus?«
»Stehe bereit, erwarte das Signal, Hauptmann«, rief Crassus von hinten, wo er mit seinen Ritter Aeris und den Pionieren der Legion wartete, darunter auch die Rekruten, die Tänzerinnen aus dem Pavillon, die nun die Rüstung gefallener oder verwundeter Legionares angelegt hatten.
»Also gut«, sagte Tavi. »Die Männer sollen hier warten, etwas zu essen bekommen und sich ausruhen. Sobald wir vorstoßen, wird dafür keine Zeit mehr sein.«
Maximus nickte Schultus zu, der seiner unerfahrenen Kohorte den Befehl erteilte, in der Nähe zu bleiben und Essen zu fassen.
»Hauptmann«, sagte Max im Schutze des Lärms. »Setz dich doch. Wir haben noch Zeit, und du hast dich gar nicht ausgeruht.«
»Nein«, erwiderte Tavi. »Ich muss auf die Mauer zum Ersten Speer, bis der Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen ist. Dann komme ich zurück und hole dich.«
»Hauptmann«, sagte Max in dem gleichen Ton. Nur diesmal legte er Tavi eine Hand auf die Schulter und packte ihn wie mit einer Stahlkralle. »Du kannst dort oben nichts erledigen, wozu er nicht auch in der Lage wäre. Wenn du aber zu müde bist, kannst du nicht mehr klar denken. Und da wir alle von deinem klaren Verstand abhängig sind, Hauptmann, wäre es wohl das Beste, dafür zu sorgen, dass du in guter Verfassung bleibst.« Max sah ihn streng an. »Bitte, Calderon.«
Nur für einige Sekunden schloss er die Augen, und diese entsetzliche Erschöpfung drohte ihn
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