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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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erneut zu überwältigen. Am liebsten hätte er Max angebrüllt und ihm gesagt, er solle gefälligst
seine Befehle befolgen. Aber der große Antillaner hatte recht. Er forderte von diesen Männern, ihr Leben zu riskieren, um einen Plan auszuführen, den er sich ausgedacht hatte. Da schuldete er es ihnen, voll auf der Höhe zu sein, wenn sie schon alles aufs Spiel setzten.
    »Gut«, räumte Tavi ein. »Ich setze mich. Aber nur für einen Moment.«
    »Einen Moment«, meinte Max und nickte. »Tu das.«
    Tavi nahm den Helm vom Kopf, setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken an die Steinsäulen am Ende der Brücke und schloss die Augen. Er würde bestimmt keinen Schlaf finden, doch wenigstens konnte er ein paar Augenblicke entspannen, um seine Gedanken zu ordnen und alle Möglichkeiten und Fehlerquellen seines Planes noch einmal durchzugehen.
    Sosehr er sich auch bemühte, ihm fiel nichts mehr ein, das er noch tun könnte, und nach einigen Momenten schüttelte er den Kopf und öffnete die Augen.
    Trübes Tageslicht begrüßte ihn, und durch die Wolkendecke über dem Land war die verschleierte Sonne kaum zu erkennen. Ein paar Sekunden lang blinzelte Tavi verwirrt. Sein Nacken war steif, und auch die Muskeln zwischen den Schulterblättern hatten sich verkrampft. Er erhob sich schwerfällig auf die Beine und reckte die Muskeln, bis die Krämpfe nachließen.
    »Hauptmann«, meldete sich Schultus hinter ihm.
    »Zenturio«, murmelte Tavi und drehte sich um. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Ein paar Stunden, Hauptmann«, antwortete Schultus. »Tribun Antillar hat angeordnet, dich nicht zu stören.«
    Tavi murmelte unhörbar eine Verwünschung für Max vor sich hin. Es gehörte sich nicht für einen Legionshauptmann, einen seiner Tribune vor den Männern laut zu verfluchen.
    »Oh«, meinte Schultus. Er eilte zur Seite und holte einen Teller, der mit einem Tuch bedeckt war, und dazu einen Krug. »Er hat mir aufgetragen, dir als Erstes dies zu bringen.«

    Tavi knirschte mit den Zähnen, aber es gelang ihm, Schultus den Teller nicht regelrecht aus den Händen zu reißen. »Danke.«
    »Gern geschehen, Hauptmann«, sagte Schultus. Daraufhin zog er sich hastig zurück, als würde er erwarten, Tavi könnte ihm den Kopf abreißen.
    Tavi unterdrückte ein mürrisches Knurren, schlang das Essen hinunter und trank das Wasser aus dem Krug. Als er fertig mit der Mahlzeit war, hatten sich auch seine steifen Muskeln wieder gelockert.
    »Bist du schon wieder in der Lage, Worte zu bilden, Hauptmann?«, fragte Max und trat zu Tavi. Er nickte Schultus zu, und der Zenturio brüllte Befehle, um die Kohorte antreten zu lassen. Legionares erhoben sich von ihren Schlafplätzen auf dem Boden oder den Stellen, wo sie gesessen und auf ihren Einsatz gewartet hatten.
    »Du willst unbedingt, dass ich dir wehtue. Oder, Max?«, fragte Tavi. Er legte den Kopf schief und schaute stirnrunzelnd zur Brückenmitte. Von dort war weiterhin Kampflärm zu hören. »Bericht?«
    »Valiar Marcus hat es geschafft«, sagte Max. »Er hat sie aufgehalten.«
    Tavi warf Max einen Blick zu.
    »Aber das hast du vermutlich schon geahnt«, fügte Max hinzu, »da wir hier noch stehen.«
    »Max …«
    Max grinste ihn an. »Habe nur versucht, dich ein wenig aufzuheitern, Hauptmann. Du bist sonst immer so mürrisch am Morgen.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Mauer. »Die Plünderer haben ihre Angriffe die ganze Zeit über fortgesetzt. Unsere Ritter Flora waten inzwischen durch Pfeile wie durch Wasser, und der Erste Speer hat sie zwischen zwei Angriffen überrumpelt und sie vor einer Stunde bis zur zweiten Mauer zurückgedrängt.«
    »Verluste?«, fragte Tavi.
    »Schwere«, antwortete Max, plötzlich ernst. »Da es kein
anständiges Tor gibt, muss sich den Canim immer jemand in den Weg stellen, wenn sie durch die Öffnung drängen, und selbst ihre Plünderer sind noch harte Gegner für unsere Legionare . Diese Ritualisten sind vor einer Weile erschienen und haben die Rauchspender nach unseren Männern geworfen. Da kam Gift heraus, an dem eine Menge Leute gestorben sind. Und leider nicht kurz und schmerzlos.«
    »Was ist dann passiert?«, fragte Tavi.
    »Unsere Ritter Flora haben alle Ritualisten unter Beschuss genommen, die sich blicken ließen, und nach Sonnenaufgang hat der Wind gedreht. Jetzt würde das Gift zu den Canim zurückgeweht. Seitdem gibt es keinen Rauch mehr.«
    Ein Karren wurde von zwei hageren Pferden vorbeigezogen, die ein Junge führte. Er bog um die Ecke, und

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