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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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jedoch hielt er am Zelteingang inne. Max war hilflos. Ihm schoss ein entsetzlicher Gedanke durch den Kopf: Wenn der Streit zwischen der Hohen Fürstin und dem Hauptmann nun nur gespielt war? Wenn Tavi seinen Freund, indem er ihn allein ließ, zum Tode verdammte?
    Tavi blickte über die Schulter zu seinem Hauptmann.
    Cyril stand vor der Wanne. Er sah zu Tavi und zog eine Augenbraue hoch. Dann runzelte er die Stirn, und Tavi hatte das unangenehme Gefühl, dass der Hauptmann begriffen hatte, in welche Richtung seine Gedanken gingen.
    Er sah Tavi mit festem Blick an. Tavi erkannte die Stärke des Mannes: nicht die tosend überschäumende Kraft, die Stürme entfesselte, wie bei Gaius, und auch nicht das schwelende Feuer der Fürstin von Antillus. Diese Stärke war etwas Älteres, etwas Bescheideneres, etwas Verlässliches und Beständiges wie die gewellten Hügel im Tal, etwas Uraltes wie die verwitterten Berge, die es umgaben, etwas Unveränderliches wie das stets glatte Wasser eines tiefen Brunnens. Tavi hätte nicht zu sagen gewusst, wieso er sich so sicher war, aber er war sich einer Sache gewiss: Cyril respektierte die Macht jener vom Schlage einer Fürstin von Antillus, aber er fürchtete sich nicht davor. Er würde weder das Knie beugen noch seine Ehre für sie oder ihresgleichen aufs Spiel setzen.
    »Maximus gehört zu meiner Legion«, sagte der Hauptmann und hob stolz das Kinn. »Wenn ihm weiterer Schaden widerfährt, dann nur über meine Leiche.«
    Tavi nickte knapp. Er schlug die Faust aufs Herz und verließ eilig das Zelt, um Cyrils Befehle auszuführen.

9
    Den Rest des Tages und den größten Teil der Nacht verbrachte Tavi an der Seite seines Freundes. Der Erste Speer Valiar Marcus löste ihn lange genug ab, damit er baden und etwas essen konnte. Hauptmann Cyril kam in der Stunde vor Sonnenaufgang, woraufhin Tavi sich schlicht auf den Boden legte und in voller Rüstung einschlief. Steif und mit schmerzenden Muskeln erwachte er am Vormittag und reckte sich ausgiebig, versuchte jedoch ansonsten, die Beschwerden seines Körpers nicht zu beachten. Der Hauptmann wartete, bevor er ging, bis Tavi richtig wach war, damit er die Wache bei seinem Freund fortsetzen konnte.
    Gerade kam Foss herein und schaute nach, wie es Max ging.
    »Sollten wir ihn nicht in ein Bett legen?«, fragte Tavi.
    Foss grummelte: »Nimm ihm die Rüstung ab. Wasser ist besser, solange er darin nicht auskühlt.«
    »Warum?«
    »Mein Elementar ist noch drin«, erklärte Foss. »Und tut, was sie kann, um ihm zu helfen.«
    Tavi grinste. »Sie?«
    »Bernica. Und kein Wort darüber, ja. Ich weiß, ihr Cives macht euch gern lustig, wenn so ein Paganus wie ich seinem Elementar einen Namen gibt. Bei uns zu Hause lachen sie über euch, weil ihr meint, ihr würdet keinen Namen brauchen.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte doch nichts daran aussetzen, Heiler. Ehrlich. Was zählt, ist immer das Ergebnis.«
    »Dann sind wir uns ja einig«, meinte Foss und grinste nun ebenfalls.
    »Wie bist du denn hier gelandet?«, erkundigte sich Tavi.
    »Habe mich freiwillig gemeldet«, sagte Foss. Er goss heißes
Wasser aus einem dampfenden Kessel in den Zuber und passte gut auf, dass er dabei Max nicht verbrühte.
    »Wir haben uns alle freiwillig gemeldet«, gab Tavi zurück.
    Foss schnaubte. »Ich bin Legionare von Beruf. Schildmauer. Von Antillus nach Phrygia und wieder zurück, immer im Kampf gegen die Eismenschen. Von einer Stadt zur nächsten, und das seit dreißig Jahren.«
    »Bis du die Kälte nicht mehr ausgehalten hast?«, fragte Tavi.
    »So könnte man es sagen«, bestätigte Foss und zwinkerte Tavi zu. »Meine Frau in Phrygia hat leider von meiner Frau in Antillus erfahren. Da dachte ich, ich schaue mir zur Abwechslung mal an, wie es so im Süden aussieht.«
    Tavi lachte.
    Max sagte mit schwacher Stimme: »Spiel nicht Karten mit ihm, Calderon. Er mogelt.«
    Tavi sprang von seinem Hocker auf und ging zu seinem Freund. »Mann«, sagte er, »hast du endlich beschlossen, doch noch aufzuwachen?«
    »Ich habe einen Kater«, lallte Max. »Oder so etwas Ähnliches. Was ist mit mir passiert, Calderon?«
    »Ach, Max«, sagte Tavi mit einem leisen Drängen in der Stimme. »Du solltest erst einmal richtig wach werden. Der Heiler muss dich untersuchen.«
    Foss kniete neben der Wanne und sah Max’ Augen an. Er bat den jungen Mann, seinem Finger mit dem Blick zu folgen. »Calderon?«, fragte er. »Ich dachte, du wärst aus Riva.«
    »Ja«, sagte Tavi aalglatt.

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