Die Verschwörer von Kalare
verteidigen. Ich heiße jede Hilfe willkommen, die ihr mir leisten könnt. Aber falls ihr nicht zum Kampf bereit seid, solltet ihr die Stadt schnellstmöglich verlassen.« Er richtete einen harten Blick auf die Stelle, an der Kalarus auf dem Teich
gestanden hatte. »Wenn ihr mir nicht helfen könnt, dann steht jedenfalls nicht im Weg, bei den Krähen.«
Damit drehte sich der alte Mann, den der Zorn einhüllte wie ein Mantel, um und schritt zum Garten hinaus, wobei er seinen erschütterten Männern Befehle zurief. Seine Stimme hallte von den Mauern wider.
Die anderen Anwesenden im Garten starrten ihm hinterher, bestürzt über die Wandlung, die in dem Mann vor sich gegangen war. Dann begannen sie, sich leise zu unterhalten, und die meisten brachen ebenfalls auf. Amara wandte sich den Bildnissen der Fürsten Placidus und Atticus zu. »Meine Fürsten, bitte. Ehe ihr geht, ein Wort im Namen des Ersten Fürsten?«
Die Wassergestalten nickten, und Amara wartete, bis sich der Garten geleert hatte. »Hoheiten, darf ich fragen, wie ihr euch zu verhalten beabsichtigt?«
Fürst Placidus, ein untersetzter Mann von unauffälliger Größe, der kristallblaue Augen hatte, schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, Gräfin. Doch wenn er Aria in seiner Gewalt hat, dann …« Der Hohe Fürst schüttelte erneut den Kopf. »Es gibt eine Anzahl gefährlich launischer Elementare, die nur durch den Willen meiner Frau daran gehindert werden, großen Schaden anzurichten. Wenn sie stirbt, ohne die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um sie auszuschalten, werden mehrere Tausend meiner Wehrhöfer und ihrer Bediensteten zugrunde gehen. Ich habe keine Bedenken, meine Legionen der Gefahr auszusetzen - aber ich bin nicht willens, die Bevölkerung ganzer Wehrhöfe zu opfern. Frauen. Kinder. Familien.«
»Stattdessen würdest du das Reich opfern?«, fragte Amara.
»Das Reich wird es überstehen, Gräfin«, erwiderte Placidus hart. »Nur das Gesicht unter der Krone wird sich ändern. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich nichts mit der Politik der Krone zu tun haben möchte. Und wenn Gaius’ Page uns nicht dazu gebracht hätte, ihn in aller Öffentlichkeit zu unterstützen, wäre meine Gemahlin jetzt vielleicht hier bei mir, in Sicherheit.«
Amara nickte zähneknirschend. »Sehr wohl, Hoheit.« Sie wandte sich an den Hohen Fürsten Atticus. »Und du, Fürst?«
»Eine Tochter habe ich Gaius schon geschenkt«, sagte Atticus bitter. »Meine Caria, die er zur Frau genommen hat und in der Hauptstadt als Geisel hält. Jetzt hat Kalarus mir die andere genommen. Ich kann da keinen großen Unterschied zwischen den beiden erkennen. Aber Gaius verlangt, Männer und Blut zu opfern, während Kalarus nur von mir wünscht, dass ich ihm aus dem Weg bleibe.« Er fletschte die Zähne und beherrschte sich mühsam. »Soweit es mich betrifft, können sie sich alle gegenseitig kurz und klein hauen. Mögen die Krähen ihre Knochen abnagen.«
Er drehte sich um, und das Wasserbildnis floss in sich zusammen.
Fürst Placidus schaute dem verschwundenen Fürsten von Attica hinterher. »Ich habe nicht viel übrig für Kalarus und das, wofür er steht«, erklärte er Amara. »Ich habe auch keine Bedenken, ihm auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten. Aber ich muss mich zwischen dem Leben meines Ersten Fürsten und dem Leben meiner Gemahlin und Tausender meiner Wehrhöfer entscheiden. Und da entscheide ich mich nicht für Gaius.«
»Ich verstehe«, erwiderte Amara leise.
Placidus nickte nur knapp. »Sag Gaius, ich werde ihm den Durchmarsch seiner Legionen durch mein Land nicht verwehren. Mehr kann ich ihm nicht anbieten.«
»Warum?«, fragte Amara ihn, noch leiser.
Der Fürst schwieg einen Augenblick lang. Dann sagte er: »Die meisten Hohen Fürsten versprechen sich von ihrer Heirat Vorteile. Politische Bündnisse.« Das Wasserbildnis schüttelte den Kopf und zog sich langsam in den Teich zurück. »Ich habe sie immer geliebt, Gräfin. Und liebe sie noch heute.«
Amara starrte einen Moment lang auf das gekräuselte Wasser, ehe sie seufzte und sich auf einer Bank niederließ. Sie musste ein Dutzend verschiedener Gedankengänge sortieren. Kurz darauf
sah sie auf und bemerkte Bernard, der vor ihr stand und ihr einen Krug von Giraldis Bier anbot. Sie trank es in einem Zug leer.
Kalarus war wesentlich mächtiger, als irgendjemand erwartet hatte, und er hatte einen Weg gefunden, im Geheimen Legionen aufzustellen und strategisch zu postieren. Er war
Weitere Kostenlose Bücher