Die Verschwörung
hatte er für den bevorstehenden Einsatz das Shuttle des Atlantischen Botschafters requiriert: überall Leder und Gold, die Sitze weicher als ein Gnomenhintern und dazu Luftwirbeldämpfer, die alles außer den heftigsten Böen abfederten. Natürlich war der Botschafter alles andere als begeistert gewesen, als er Root den Startchip aushändigen sollte, aber man schlug Commander Root nur ungern eine Bitte ab, wenn dessen Finger dabei unübersehbar auf den dreiläufigen Feuerwerfer an seiner Hüfte trommelten. Und so stiegen die Menschenwesen und ihre beiden Elfenbegleiter auf höchst komfortable Weise durch Schacht E93 auf.
Artemis nahm sich eine Flasche Quellwasser aus dem Kühlfach. »Eigenartiger Geschmack«, bemerkte er. Nicht unangenehm, aber ungewohnt.«
»Ja, weil es sauber ist«, sagte Holly. »Du glaubst ja nicht, wie oft wir es filtern müssen, bis wir die Spuren von euch Oberirdischen raushaben.«
»Keine Kabbeleien, Captain Short«, ermahnte Root sie. »Wir sind diesmal schließlich alle auf derselben Seite. Machen Sie mir bei diesem Einsatz keine Schwierigkeiten. Und jetzt alle Mann in die Anzüge. Da oben überleben wir keine fünf Minuten ohne Schutz.«
Holly öffnete ein Kabinenfach. »Fowl, vortreten.« Artemis gehorchte. Um seine Mundwinkel spielte ein amüsiertes Lächeln.
Holly nahm mehrere würfelförmige Päckchen aus dem Fach. »Was hast du für eine Größe? Sechs?«
Artemis zuckte die Achseln. Mit dem Größensystem der Unterirdischen kannte er sich nicht aus.
»Was, das weiß der große Artemis Fowl nicht? Ich dachte, du wärst der weltgrößte Erdvolk-Experte. Schließlich hast du uns doch letztes Jahr das Buch gestohlen, oder nicht?«
Artemis öffnete das Päckchen. Es enthielt einen Overall aus einem hauchdünnen Gummigewebe.
»Strahlenresistent«, erklärte Holly. »Deine Zellen werden es mir in fünfzig Jahren danken - wenn du dann noch lebst.«
Artemis streifte den Anzug über seine Kleider. Er schloss sich sofort wie eine zweite Haut um seinen Körper. »Raffiniertes Material.«
»Chamäleonlatex. Passt sich allen Größen an - innerhalb gewisser Grenzen. Leider nur einmal verwendbar, dann muss er wieder aufbereitet werden.«
Butler kam rasselnd herbei. Er trug so viele Elfenwaffen mit sich herum, dass Foaly ihm einen Moonbelt gegeben hatte, der bei seiner derzeitigen Einstellung das tatsächliche Gewicht der Dinge auf ein Fünftel der Erdnorm reduzierte, die an ihm befestigt waren.
»Und was ist mit mir?«, fragte er mit einer Kopfbewegung in Richtung der Overalls.
Holly runzelte die Stirn. »In Ihrer Größe haben wir nichts. Die Dehnbarkeit von Latex ist begrenzt.«
»Nicht so schlimm. Ich bin schon öfter in Russland gewesen, und es hat mich nicht umgebracht.«
»Bis jetzt. Warten Sie's ab.«
Butler zuckte die Achseln. »Nun, mir bleibt nichts anderes übrig.«
In Hollys Augen blitzte ein boshaftes Funkeln auf. »Oh, keine Sorge, ich habe da noch was.«
Sie griff in das Fach und holte eine große Flasche Pumpspray heraus. Aus irgendeinem Grund jagte Butler diese Flasche mehr Angst ein als ein Bunker voller Raketen.
»Schön stillhalten«, sagte Holly und richtete den riesigen Sprühtrichter auf den Leibwächter. »Das Zeug stinkt übler als ein Einsiedlerzwerg, aber zumindest werden Sie hinterher nicht im Dunkeln leuchten.«
Kapitel 8
Eisige Begegnung
Lenin Prospekt, Murmansk
Michail Wassikin wurde allmählich ungeduldig. Seit über zwei Jahren spielte er jetzt den Babysitter. Auf Britwas Wunsch hin. Obwohl Wunsch eigentlich nicht das passende Wort war, denn das würde bedeuten, dass man auch nein sagen konnte. Aber Britwas Wünsche lehnte man nicht ab. Man murrte nicht einmal leise. Der Menidzher , oder besser Manager der Mafija, gehörte noch zur alten Schule. Sein Wort war Gesetz.
Britwas Anweisungen waren einfach gewesen: Gib ihm zu essen, wasch ihn, und wenn er nicht innerhalb eines Jahres aus dem Koma erwacht, bring ihn um und wirf seine Leiche in die Kola-Bucht.
Zwei Wochen vor Ablauf der Frist war der Ire plötzlich im Bett hochgefahren und hatte einen Namen geschrien: Angeline. Kamar hatte sich so erschreckt, dass ihm die Weinflasche, die er gerade öffnen wollte, aus der Hand geglitten war. Die Flasche zerbrach, riss ein Loch in seinen Ferrucci-Slipper und zerquetschte ihm den Nagel des großen Zehs. Zehennägel wuchsen nach, aber Ferrucci-Slipper waren in der Arktis schwer zu kriegen. Michail hatte sich mit ganzem Gewicht auf
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