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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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japste Holly erleichtert. »Sie leben noch.«
    »Sieht so aus«, erklang die Antwort. »Aber Butler scheint bewusstlos zu sein, und wir kommen hier nicht raus. Der Überhang kann jeden Moment vollständig einstürzen; das Einzige, was ihn hält, ist dieser lockere Schneewall. Und wenn wir den zur Seite schieben, um uns zu befreien...«
    Zumindest waren sie noch am Leben. Gefangen, aber am Leben. Was sie jetzt brauchten, war ein Plan.
    Captain Holly Short war erstaunlich ruhig, ein Vorzug, der sie als eine hervorragende Polizistin auszeichnete. Selbst bei größter nervlicher Belastung war Holly in der Lage, einen Ausweg zu finden. Oft genug den einzigen Ausweg. Bei der Kampfsimulation anlässlich ihrer Prüfung zum Captain hatte Holly ihre unbesiegbaren virtuellen Gegner ausgeschaltet, indem sie den Projektor in die Luft gejagt hatte. Technisch gesehen hatte sie damit alle Feinde besiegt, und so blieb der Kommission nichts anderes übrig, als sie zu befördern.
    Holly erteilte ihre Anweisungen über das Helmmikro. »Commander, schnallen Sie sich mit an Butlers Moonbelt und schalten Sie auf volle Leistung. Ich werde versuchen, Sie da rauszuziehen.«
    »Verstanden, Holly. Brauchen Sie einen Enterhaken?«
    »Wenn Sie mir einen rausschießen können.«
    »Moment.« Durch eine Lücke zwischen den Eisbrocken kam ein Enterhaken geflogen und landete einen Meter vor Hollys Füßen. An dem Haken war ein hauchdünnes, elastisches Seil befestigt.
    Holly befestigte den Haken an der entsprechenden Halterung ihres Gürtels, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass das Seil sich nicht verknotete. In der Zwischenzeit war es Artemis gelungen, sich aus dem tiefen Schnee freizukämpfen.
    »Dieser Plan ist vollkommen lächerlich«, sagte er und klopfte sich den Schnee von den Armen. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie die beiden da rausziehen können, obendrein noch schnell genug, um die Eisbrocken beiseite zu schieben und der gleichzeitig einstürzenden Kuppel zu entkommen.«
    »Ich werde sie ja auch nicht da rausziehen«, entgegnete Holly schnippisch.
    »Wer dann?«
    Captain Short wies auf die Schienen. In der Ferne sah man einen grünen Zug, der sich stetig auf sie zuschlängelte. »Der da«, sagte sie.
     
    * * *
     
    Es waren nur noch drei Kobolde übrig: D'Nall, Aymon und Nyle. Drei Grünschnäbel, die alle scharf auf den soeben frei gewordenen Posten des Lieutenant waren. Lieutenant Poll hatte nämlich das Zeitliche gesegnet. Er war der Lawine zu nahe gekommen und von einer fünfhundert Kilo schweren Eisscholle erschlagen worden.
    So schwebten die drei in dreihundert Meter Höhe, außerhalb der Reichweite jeder Schusswaffe. Natürlich galt das nicht für Elfenwaffen, aber die waren ja außer Gefecht gesetzt. Dafür hatten die Techniker von Koboi Laboratorien gesorgt.
    »Donnerwetter, Lieutenant Poll hat aber ein ganz schönes Loch abgekriegt«, sagte Aymon mit anerkennendem Pfiff. »Ich konnte besser durch ihn sehen als durch das Eis, das ihn erwischt hat.«
    Kobolde hingen für gewöhnlich nicht besonders aneinander. Kein Wunder bei der Betrügerei und den pausenlosen Intrigen in der B'wa Kell. Da lohnte es sich nicht, Freundschaften zu schließen.
    »Wie wär's, wenn einer von euch beiden mal runterfliegt und nachguckt«, fragte D'Nall, der - vergleichsweise - Bestaussehende von ihnen.
    Aymon schaubte. »Ja, klar. Wir gehen runter und lassen uns von dem Großen abknallen. Für wie blöd hältst du uns eigentlich?«
    »Der Große ist ausgeschaltet. Dem habe ich selbst eine Ladung verpasst. Echt sauberer Schuss.«
    »Aber mein Schuss hat die Lawine ausgelöst«, maulte Nyle, der jüngste der Bande. »Immer schreibst du dir meine Morde aufs Konto.«
    »Was denn für Morde? Das Einzige, was du bisher getötet hast, war ein Stinkwurm. Und das war ein Unfall.«
    »Stimmt ja gar nicht«, erwiderte Nyle beleidigt. »Das war Absicht. Er hatte mich geärgert.«
    Aymon flog zwischen sie. »Genug jetzt, ihr beiden, nun reißt euch nicht noch gegenseitig die Schuppen aus. Wir können doch von hier oben ein paar Runden auf die Überlebenden feuern.«
    »Toller Plan«, spottete D'Nall. »Das wird nur nicht funktionieren, du Genie.«
    »Und wieso nicht?«
    D'Nall wies mit der manikürten Klaue nach unten. »Weil die gerade in den Zug steigen.«
     
    * * *
     
    Vier grüne Waggons, gezogen von einer alten Diesellok, wanden sich von Norden her auf sie zu. Ein Mahlstrom wirbelnder Schneeflocken folgte dem Zug.
    Die Rettung, dachte Holly.

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