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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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verzweifelt bemüht, nicht unter die Räder zu kommen, wo ihm ein schmerzhafter Tod drohte.
    »Zwei linke Füße«, grummelte Holly und packte ihren Erzfeind am Kragen. Mit Schwung schleuderte sie Artemis nach vorn, so dass er wie eine Comicfigur vor die Tür prallte.
    Auch das Seil peitschte gegen den Waggon. Sobald Holly sich vergewissert hatte, dass Artemis Halt gefunden hatte, machte sie sich auf die Suche nach einem Punkt, an dem sie sich festschnallen konnte. Auch wenn Roots und Butlers Gewicht durch den Moonbelt reduziert war, würde der Ruck in dem Moment, wo das Seil sich spannte, ausreichen, um sie vom Zug zu reißen. Und wenn das passierte, wäre alles vorbei.
    Sie schlang einen Arm um eine Sprosse der Leiter, die außen am Waggon befestigt war. Dabei fiel ihr Blick auf die bläulichen Funken ihrer Magie, die um einen Riss in ihrem Overall tanzten. Sie bekämpften erste Strahlungsschäden. Wie lange würde ihre Magie unter diesen Umständen wohl noch ausreichen? Ununterbrochenes Heilen ging ganz schön ans Eingemachte. Sie musste dringend ihre Kräfte mit dem Ritual wieder aufladen, und zwar so bald wie möglich.
    Gerade als Holly das Seil von ihrem Gürtel lösen und um eine Sprosse schlingen wollte, straffte es sich mit einem Ruck und riss ihr die Beine von der Leiter. Mit aller Kraft klammerte sie sich an die Sprosse, so dass ihre Fingernägel sich in die Handfläche gruben. Der Plan war offenbar nicht ganz ausgereift. Die Zeit schien sich zu dehnen, genau wie das Seil, und einen Moment lang befürchtete Holly, ihr wurde der Arm aus dem Gelenk reißen. Dann gab die Schneewand nach, und Root und Butler wurden aus ihrem eisigen Grab katapultiert wie Pfeile aus einer Armbrust.
    Sekunden später prallten sie gegen die Seitenwand des Zugs. Da ihr Gewicht reduziert war, hielten sie sich fürs Erste dort. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die restliche Schwerkraft sie hinunter ins Räderwerk drücken würde.
    Artemis kletterte zu ihr hinüber. »Was kann ich tun?«
    Holly wies mit einer Kopfbewegung auf ihre Schultertasche. »Da drin ist eine kleine Flasche. Hol sie raus.«
    Er riss den Klettverschluss auf und griff nach der kleinen Sprühflasche. »Okay, habe ich.«
    »Gut. Dein Einsatz, Fowl. Hoch und rein.«
    Artemis starrte sie mit offenem Mund an. »Hoch und...?«
    »Ja, das ist unsere einzige Chance. Wir müssen diese Tür aufkriegen, um Butler und den Commander ins Innere zu ziehen. Da vorne kommt gleich eine Kurve. Wenn der Zug dann nur etwas langsamer wird, wirkt die Schwerkraft stärker und die beiden sind erledigt.«
    Artemis nickte. »Was ist in der Flasche?«
    »Säure. Für das Schloss. Der Mechanismus ist unter dem Deckel. Schütz dein Gesicht und drück drauf. Nimm die ganze Portion. Und pass auf, dass du nichts abkriegst.«
    Unter den gegebenen Umständen war es ein ziemlich langes Gespräch. Schließlich zählte jede Sekunde. Artemis verschwendete daher keine Zeit für irgendwelche Abschiedsfloskeln. Er drückte sich hoch auf die nächste Sprosse der Leiter, wobei er sich mit dem ganzen Körper flach an den Waggon presste. Der Wind, der am Zug entlang fegte, war voller winziger Eissplitter, die wie Nadeln piksten. Mit klappernden Zähnen zog Artemis die Handschuhe aus. Frostbeulen waren immer noch besser, als unter den Rädern zermalmt zu werden.
    Aufwärts. Eine Sprosse nach der anderen, bis sein Kopf über den Waggon hinausragte. Nun war auch er vollkommen ungeschützt. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht und nahm ihm den Atem. Mit zusammengekniffenen Augen spähte Artemis durch die wirbelnden Eispartikel über das Dach. Da! Eine Dachluke. Mitten in einer Wüste aus Stahl, von den Elementen glatt poliert wie eine Glasplatte. Und im Umkreis von fünf Metern nichts, woran man sich festhalten konnte. Selbst die Kraft eines Nashorns half hier nichts. Endlich wieder der Moment, seine Gehirnzellen zum Einsatz zu bringen. Alles eine Frage der Kinetik. Kinderleicht, zumindest in der Theorie.
    An den vorderen Rand des Waggons geklammert, schob Artemis sich Zentimeter für Zentimeter auf das Dach. Der Wind drückte ihm unter die Beine und hob sie eine Handbreit an, als wolle er ihn vom Zug wehen.
    Artemis schlang die Finger um den Rand. Sie waren es nicht gewohnt, fest zuzupacken. Seit Monaten hatten sie nichts Schwereres mehr gehalten als sein Handy. Wenn es galt hundert Seiten in weniger als zwanzig Minuten abzutippen, okay, da war Artemis genau der Richtige. Aber im eisigen Wind auf

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