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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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Seite ins Netz stellen, um zu dokumentieren, mit welch blindwütigem Zorn unsere Feindinnen inzwischen agieren! Natürlich haben wir auch eure ermunternden und kämpferischen Kommentare, all die positiven Beistandserklärungen hier entfernt. Man soll uns nicht nachsagen, parteiisch zu sein! Wir sind objektiv. Wir wollen die Diskussion. Vielleicht wäre Frau Corzelli gut beraten gewesen, sich HIER zu äußern! Aber sie hat es vorgezogen, in ihrem Blatt über uns herzuziehen, in ihrem gewohnt blumigen und herzzerreißenden Stil. Das sagt viel aus über die Souveränität dieser Dame, die ganz tief in ihrem Herzen (oder dem, was sie Herz nennt...) weiß, dass wir Recht haben! Ja, wir haben Recht, aber wir sind nicht rechthaberisch! Wir streiten weiter für das Recht der Frauen auf ein Glück, das nicht von der Anzeige einer Waage abhängt! Auf ein Glück, das ihr zugute kommt und nicht ein paar notgeilen Typen, die sich an Modelmaßen hochziehen! Ihr fetten Frauen da draußen, unterstützt uns weiter! Es lohnt sich!«
    Ich weiß nicht, warum, aber ich drücke den »Gefällt mir« - Button. Und nehme mit dem nächsten Klick Theas Freundschaftsangebot an. Die Constanze Corzelli in mir beginnt zu grummeln, aber ich ignoriere das einfach.
    Vielleicht muss ich nur akzeptieren, dass ich ein gespaltenes Wesen bin. Na und? Wer ist das nicht? Mal ehrlich, meine Damen...
    Huch! Rechts unten auf der Facebook-Seite ploppt das Chatfenster auf. Das ist mir nicht mehr passiert, seit Alina online von mir wissen wollte, wann endlich das Mittagsessen fertig ist. Diesmal ist es Thea.
    Thea: Na du Mutige? Finde ich unheimlich couragiert von dir, dass du den Beitrag eben geliked hast. Ich hoffe, du kriegst keine Probleme auf der Arbeit deswegen.
    Paula: Keine Angst, das wagen die nicht. Schlechte Presse...
    Thea: Na dann... Hab dich im Café Meier vermisst. Stress?
    Paula: Jep.
    Thea: Morgen? Gegen eins?
    Paula: Hm, mal sehen. Kann dir nichts versprechen.
    Thea: Freu mich, wenns klappt! Bis denne, ich geh mal in die Heia :D
    Paula: Ja, ich auch! Schlaf gut!

    Schlaf gut! Wie soll man da gut schlafen?

Das dritte Leben

    Ich verbringe den Vormittag damit, den Berg an Leserinnenpost abzutragen, den unser freundlicher Hausbote Werner mit einem zünftigen »Uff!« auf meinen Schreibtisch gepflanzt hat. Werner ist einer der wenigen Männer, die in der Redaktion arbeiten. Entweder sind sie hier Chefs oder Boten, dazwischen gibt es nur Frauen, die sich einen Kopf darum machen, was ins nächste Heft soll und warum nie eine von ihnen Chefin wird. Das Ganze nennt sich Emanzipation und funktioniert ganz gut. Für die Männer.
    Ella ist heute krank, wie mir Birthe, unsere Personalsachbearbeiterin in der Kaffeeküche zuraunt. Wir wissen beide, warum. Unsere Expertin für Partnerschaftsfragen befindet sich seit geraumer Zeit selbst in einem mittleren Beziehungsdesaster und gestern Nacht hat wohl auch der leidenschaftlichste Versöhnungsgeschlechtsverkehr nichts mehr kitten können. Ihr Scheich hat beschlossen, seine Zelte abzubrechen und anderswo aufzuschlagen, das Kamel zieht weiter. Das jedenfalls hat Ella Birthe unter Tränen kundgetan, wobei sie aber statt Kamel Moritz gesagt hat. Jetzt dürfte sie vor dem Spiegel stehen und überlegen, ob es an dem Kilo zuviel Oberschenkelfett gelegen hat oder daran, dass sie den Sauerbraten nicht so hinkriegt wie die Mutter ihres Verflossenen oder ob sie vielleicht einfach nicht zusammengepasst haben. Im Grunde spielt es keine Rolle. Ella wird bis übermorgen trauern und sich dann hoffnungsvoll der nächsten Katastrophe zuwenden. Ich beschließe, sie heute Abend anzurufen, wenn das gröbste Seelenelend vorbei ist.
    Um den Schreibtisch von Daniela Hungerbühler (ich werde sie in Zukunft Hungerhaken nennen) hat sich ein jauchzendes Grüppchen Jungredakteurinnen versammelt und starrt auf den Monitor. Ich brauche mich nicht weiter dafür zu interessieren, was die Damen so in Ekstase versetzt, ich weiß es nämlich: Wahrscheinlich hat eine Fotoagentur gerade das neueste Bild von Herzogin Kate geschickt – und man kann das Babybäuchlein ganz genau erkennen! Süß!
    Da ist mir mein Rhabarber lieber. Rhabarberjoghurt, der Gedanke lässt mich nicht mehr los. Kleine, ungezuckerte Rhabarberstückchen in magerstem Naturjoghurt, das Ganze mit einer Prise rotem Pfeffer garniert, der die Säure durch Schärfe verschwinden lässt. Vielleicht einen Hauch von diesem neuen Süßstoff, wie heißt er noch mal? Ich grinse in mich

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