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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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Ich war vorhin in der Creperie und hab mir den Frust von der Seele gefressen. Hat geklappt! Und je weniger Frust ich hatte, desto mehr anderen Frust hatte ich. Ich glaube, es gibt einfach zwei Wahrheiten. Frauen sind nicht fett, das ist die eine. Jede Frau ist fett, das ist die andere. Komisch, oder?«
    Heute muss ich Alina nicht von der Schule abholen. Sie macht das, was Frauen am liebsten machen, sie shoppt mit ihren Freundinnen. Oder wie Mütter das nennen: Sie gibt gerade mein sauer verdientes Geld aus. Zeit, noch schnell etwas einzukaufen. Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal so richtig gekocht? Lange her. Schweinelende mit Kroketten. Das ist es. Wenn ich das heute Abend serviere, wird Alina sofort den Notarzt rufen. Oder mich gleich persönlich in die Nervenklinik einliefern.
    »Schweinelende? Mit Kroketten? Hey, du hast die Kroketten in Butter gebacken!«
    Alina ist tatsächlich fassungslos. Aber sie telefoniert nicht. Wahrscheinlich denkt sie, dass ihre alte Frau Mama nun endgültig mit »den Kerlen durch« ist und keine Rücksicht mehr auf ihre einzige sichtbare Waffe, ihren Körper zu nehmen braucht. Adieu, kleines Brüderchen, das hat sie sich nämlich immer gewünscht.
    »Ich hoffe, es schmeckt«, sage ich knapp und lege ein Stück Fleisch auf meine Zunge, lasse es liegen, beginne langsam zu kauen. Himmlisch!
    »Oh ja! Und was ist da draußen in der Mikrowelle?«
    »Apfelstrudel«, sage ich noch knapper. »Ich muss nur noch die Sahne dazu schlagen.«
    »Oh mein Gott«, entfährt es dem Töchterlein.
    Es ist Nacht. Wie befürchtet, kann ich nicht schlafen. In meinem Magen rebellieren die Säfte, vielleicht freuen sie sich auch nur, dass sie endlich etwas zu tun haben. Ich sitze wieder vor dem Computer und lasse Sabine Müller Wirklichkeit werden.
    Wie alt soll sie sein? So alt wie ich? Hm, sagen wir: 34. Sie ist in Göttingen zur Schule gegangen, hat anschließend... Archäologie studiert, war bei Ausgrabungen in Mexiko und Guatemala, wo sie auch ihren ersten Mann kennengelernt hat. Ramon. Nein, alles löschen. Sabine Müller ist Ärztin. Ich wäre gerne Ärztin geworden, aber irgendwann dämmerte mir, dass man eine verdammt schlechte Ärztin ist, wenn man schon beim ersten Blutstropfen in Ohnmacht fällt. Genau: Sabine Müller ist Ärztin, Kinderärztin. Aber 34 bleibt sie. So, fertig. Ein Profilfoto braucht Sabine nicht.

Ein Tag im Leben der Paula – Constanze - Sabine

    Auch wenn man mit einem Mal zu dritt in einem einzigen Gehirn sitzt (ziemlich eng!), geht das Leben weiter wie gewöhnlich. Am Morgen steht Paula Pfaff noch schlaftrunken auf und bringt sich mit zwei Tassen Kaffee in Schwung. Sie ertappt sich dabei, den Süßstoff durch Zucker zu ersetzen. Zucker! Danach frühstückt sie gemütlich mit dem Töchterlein, dessen Alarmglocken zu schrillen beginnen, als das Muttertier um das Nutellaglas bittet.
    »Nur mal probieren – ich streiche das Zeug auch ganz dünn auf mein Knäckebrot.«
    Alina schaut Paula aufmerksam zu, wie sie hineinbeißt und genüsslich kaut. »Schmeckt's?« »Hmmmm.« »Du weißt aber schon, was da alles drin ist?« »Hmmmm.« »Irgendwo habe ich gelesen, Nutella wäre bei Frauen in der Menopause Gift. Ich glaube, es war in deiner Kolumne.« Paula schüttelt den Kopf. Paula hat keine Kolumne. Constanze hat eine. Constanze liegt gefesselt und geknebelt in einer dunklen Abstellkammer des Gedächtnisses.
    Aber nicht mehr lange. Kaum hat Paula ihr Töchterlein vor der Schule abgesetzt, befreit sich Constanze aus ihrem Verlies und denkt: Oh mein Gott, ich habe heute Morgen ein Nutellabrot gegessen! Das ist Gift für Frauen in der Menopause! Die noch immer vorhandene und deshalb nicht verschnürte Paula ruft dazwischen: Ich bin noch nicht in der Menopause! Ach?, zickt Constanze nur und bringt Paula für die nächsten Stunden zum Schweigen.
    Sie betritt das Redaktionsgebäude, den Fahrstuhl lässt sie links liegen. Constanze ist stinksauer. Nur weil Paula auf ihre alten Tage völlig die Kontrolle über ihren Willen und ihren Körper (oder das, was davon übrig ist) verliert, muss sie jetzt Treppen steigen! Na warte! An ihrem Schreibtisch gelandet (völlig außer Puste), fährt Constanze sogleich den Rechner hoch. Rhabarberjoghurt! Wer hätte gedacht, dass ein Menschenhirn zu solchem Sadismus fähig sein könnte? Nächste Woche werden Millionen von Frauen ihren Tag mit einem Säureschock beginnen. Die Mundwinkel werden sich krümmen, die Gesichtsmuskeln entgleisen, aber der

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