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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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Fahrstuhl.
    Sie holt Alina aus der Schule ab, muss eine halbe Stunde warten, weil Alina schnell noch Björn Tschüss sagen will, Björn mit der süßen Skaterfrisur, Björn, der Bauchlose, Björn, der jeden Morgen eine Stunde braucht, um seine Pickel abzudecken. Aber sonst sieht er richtig knackig aus.
    Daheim, endlich. Heute gibt es Spaghetti Carbonara, Alina hat sie sich gewünscht.
    Speckwürfel! Parmesan! Sahne! Teigwaren! Eier! Und weil man stilecht italienisch essen soll, gibt es als Nachtisch nichts Geringeres als – Tiramisu! Gut, nicht selbstgemacht, sondern gestern vorsichtshalber aus der Tiefkühltruhe des Supermarktes gezogen. Schmeckt trotzdem lecker!
    Alina hat sich inzwischen an die Launen älterer Menschen gewöhnt. Sie sind halt so. Jahrelang erzählen sie einem etwas von Kaloriensparen und den Tücken des Zuckers, dann machen sie einen Schwenk um 180 Grad und schlemmen bis sie platzen. Mama ist mit Männern durch, so viel steht fest. Sie hat resigniert und ersetzt Männer ab sofort durch Mascarpone. Soll sie. Wer weiß, wie schrullig man selber im Alter einmal sein wird. Außerdem schnarcht Mascarpone nicht. Es liegt einem nur schwer im Magen.
    Es ist später Abend geworden. Ruhig. Ruhig? Nur äußerlich? Im Gehirn einer Frau kommt es zu Tumulten. Constanze hat den Knebel aus ihrem Mund gespuckt und jetzt schimpft sie auf Paula ein, die ihrerseits auf Constanze einschimpft.
    Du Vielfraß! Du Menschenquälerin! Stell dich sofort auf die Waage und schäm dich! Tu ich nicht! Die Waage ist eh kaputt! Du wirst als Fettfleck enden! Na und? Lieber ein Fettfleck als... ein Trauerkloß. Minutenlang geht das so, immer lauter streiten sich die Damen in diesem armen Kopf. So laut, dass schließlich Sabine erwacht, Sabine Müller. Sie schaltet den Computer ein und ruft ihre Facebookseite auf. Sabine Müller hat inzwischen 207 Freunde, fünf davon sind unzweifelhaft Heiratsschwindler, Männer, die sich »Sigurd von Kraminski« nennen und wahrscheinlich Horst Pischikowski heißen. Egal. Man kann mit ihnen folgenlos flirten und ihre Betteleien, doch endlich mal ein Foto von sich zu zeigen, kaltlächelnd ignorieren.
    Aber deshalb ist Sabine nicht zu Facebook gegangen. Sie stopft Paula und Constanze Knebel in den Mund, verfrachtet sie in die Abstellkammer und sperrt die Tür ab. So.
    Längst ist aus der Seite der fetten Frauen eine Constanze-Corzelli-Hassseite geworden. Immer wenn die Wellen allzu hoch werden, schaltet sich Sabine Müller, die Ärztin, ein und glättet sie wieder. Natürlich ist Constanze Corelli eine Witzfigur, schreibt sie, aber das solle doch bitte nicht dazu führen, lebensmitteltechnisch über die Stränge zu schlagen. Gesunde Ernährung müsse nicht gleich zur Selbstkasteiung ausarten, manchmal dürfe man sich ruhig etwas Kalorienreiches gönnen. Ansonsten: immer in Maßen essen. Nicht an die Figur denken, sondern an das eigene Wohlbefinden.
    Das kommt an. Sabine Müller ist eine Autorität, ihre Beiträge erhalten Likes im dreistelligen Bereich. So wünscht man sich eine Ärztin! Immer verständnisvoll, aber zugleich auf das Wohl ihrer Patientinnen bedacht! Sogar Paula würde den Daumen heben, aber sie kann nicht. Sie liegt neben Constanze in der Abstellkammer, die beiden können sich nicht rühren – und das ist auch gut so. Sie würden sich sonst zerfleischen.
    Dann ist es Zeit, den Tag zu beenden und ins Bett zu gehen. Alle drei Frauen im Kopf sind müde geworden. Paula schleicht sich auf Zehenspitzen an Alinas Zimmer vorbei, Alina schläft schon (Alina schläft nicht . Sie simst unter der Bettdecke mit Björn). Endlich im Bett! Satt. Mit leicht schlechtem Gewissen. Egal. Wieder ein turbulenter Tag, den man abhaken kann. Morgen folgt der nächste.

Der Webmaster

    »Das ist Rasmus. Unser neuer Webmaster.«
    Endlich einmal eine Redaktionskonferenz, die sich lohnt. Der Chef hat den Neuen mitgebracht und vor die versammelte Belegschaft gestellt. Er hält uns einen Vortrag über Social Marketing, über die Zukunft des Journalismus, der natürlich digital sein wird, und über die Notwendigkeit, vierundzwanzig Stunden für unsere Leserinnen verfügbar zu sein. Interessiert keinen.
    Wir schauen uns Rasmus an. Ich schiele zu Daniela Hungerbühler rüber, in deren Kopf gerade ein Wort wie eine Leuchtreklame aufblinkt: BEUTE! Ella überlegt, wie sie auf schnellstem Wege zwanzig Kilo abnehmen kann und verflucht die Bäckertüte. Mir hingegen tut er leid. Rasmus. War seinen Eltern nicht klar, was sie

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