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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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knackige Typen.«
    »Oder picklige Nerds«, weiß Ulla. Sie schaut mich erwartungsvoll an.
    »Na ja... eher Frischfleisch«,sage ich und werde rot. Mein Gott, ich hätte nicht herkommen dürfen.

Weiberabend, Höhepunkt und Nachspiel

    Alkohol. Raue Menge Alkohol. Zuerst Wein, damit die Pasta besser rutscht. Dann einen Grappa, damit die unverschämt hohe Rechnung besser verdaut werden kann. Und schließlich: Cocktails in Andy's Club (ich liebe den Deppenapostroph), damit wir uns die Jungs schöntrinken können.
    Jungs. Raue Mengen Jungs. Nachteil: Alle nicht mehr jung. Ulla (sie ist übrigens Anwältin, wie ich inzwischen weiß) hat die komplette Arschkarte gezogen, einen geschwätzigen, toupettragenden, unablässig mit seinem Cabrio-Schlüssel spielenden Typen namens Hanns-Werner, der jeden Satz mit »Ich sag mal so« beginnt und dann auch wirklich mal so sagt.
    Kein Zweifel, Andy's Club ist das, was der Amerikaner eine Pickup-Bar nennt und die Mädels sind anscheinend nicht zum ersten Mal hier. »Wir wollen doch nur spielen«, kichert mir Birgit ins Ohr. Hm, ja. Ihr Verehrer, Typ Versicherungsvertreter, denkt wohl genauso. Und er hat eine ganze Menge zu spielen an Birgit, für deren Volumen er mindestens drei Hände bräuchte.
    Und ich? Bezahle meine Cocktails selber. Einen potentiellen Verehrer – wir wollen ihn Goldkettchen nennen, weil es nicht einmal zum Austausch der Namen (von anderen Dingen gar nicht erst zu reden) gekommen ist – Goldkettchen also habe ich abblitzen lassen. Was soll ich mit einem Mann, der mindestens zwei Sonnenstudios mit seinen Beiträgen finanziert? Und angeblich eine Finca auf Mallorca hat, aber beim Blick auf die Getränkekarte sofort mit dem Lamentieren anfängt, von wegen »In Marco's Bar kosten die Pinacoladas aber fünfzig Cent weniger.« Okay, vielleicht ist Finca auf Mallorca auch ein gebräuchlicher weiblicher Vorname und Goldkettchen verwechselt da was.
    »Na, gefällt's dir? Ist doch supi hier!« Sagt Thea, die gleich von zwei Männern in die Zange genommen wird. Ich schaue sie mir gar nicht erst näher an. Männer, die ihre Rentenbescheide eingerahmt über dem Bett hängen haben. Ist es wirklich schon soweit? Kann eine Frau Mitte Vierzig, noch einigermaßen ansehnlich, auf dem Markt der Hormone nur noch bei Rentnern, sonnenverbrannten Angebern und Toupetträgern reüssieren?
    »Ja, echt supi«, lüge ich. Thea lacht. »Dein Gesicht sagt etwas anderes. Du musst einfach lockerer werden!«
    Lockerer. Aha. »Hast du tatsächlich vor...«, flüstere ich in Theas Ohr, »... na du weißt schon was.«
    Jetzt lacht sie noch lauter. »Um Himmelswillen! Nein! Es ist nur ein Spiel, verstehst du? Wir testen hier, ob wir als Frauen noch Chancen hätten. Rein theoretisch.« Hm. Aha.
    Birgit jedenfalls hätte nicht nur Chancen, sie ist auch willens, sie zu nutzen. Von wegen übergewichtige Frauen müssten sich auf das Sexleben eines Liegestuhls einstellen! Ihr Versicherungsvertreter ist schon ins Schwitzen gekommen, er muss Schwerstarbeit verrichten. Peinlich, finde ich. Und bestelle den nächsten Cocktail. Das kann nicht gutgehen.
    Es geht nicht gut. Ich weiß nicht, warum ich plötzlich laut zu lachen anfange. Es gibt hier nichts zu lachen, schon gar nicht für mich. Vielleicht lache ich gerade deswegen.
    »Du bist ja gut drauf!« interpretiert Sibylle. Sie ist weniger gut drauf. Ihr Verehrer versucht gerade, Birgit aus den Fängen des Versicherungsvertreters zu lösen, was Birgit arg zu gefallen scheint, dem Versicherungsvertreter aber weniger. Sibylles Versuch, stattdessen Goldkettchen zu erobern, scheitert grandios in Gestalt einer solistisch arbeitenden Gästin, die - »huch!« - einen ihrer Möpse an der frischen Luft gassi führt, angeblich weil ein Gummi ausgeleiert ist. Männer sind ja so dumm. Goldkettchen hält das Ganze tatsächlich für ein Missgeschick.
    Ich lache weiter. Ich lache immer lauter. Ich stelle mir vor, Rasmus käme durch die Tür und auf mich zu und er würde mich in den Arm nehmen und küssen. Das wäre so schön, dass ich irgendwann mit dem Lachen aufhöre und zu heulen anfange. Heulen. Aber richtig. Ich werde zum Hydranten.
    »Is was los?« Thea legt mir einen mütterlichen Arm um die Schultern. »Wenn du Probleme hast, kannst sie mir ruhig erzählen.«
    Probleme? Ich? Ach wo! Ich möchte nur sofort nach Hause. Nein, ich möchte noch einen Cocktail. Egal was. Hauptsache Alkohol, viel Alkohol.
    Birgit hat sich verabschiedet, aber nach Hause wird sie wohl nicht

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