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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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kegelförmigen und flachen Häusern aus Lehm herrschte reges Treiben. Die Einwohner kauften alles Notwendige mit selbst hergestellten Dingen. Statt mit Münzen bezahlten sie mit Glasknöpfen für Gebetsbänder, blau gefärbtem Tuch, Obsidiannadeln, flachen Salzfladen und mit Weihrauch. Sie waren freundlich und schienen unterschiedlichen religiösen Bräuchen anzuhängen. Die Frage nach dem Priesterkönig Johannes verstanden sie nicht.
    In den nächsten Tagen zogen Henri und Uthman an Dörfern vorbei, die an Bergen aufgehängt schienen. Manche reichten bis über die Wolken. Einzelne Männer in gelben Lumpen mit gelben Kapuzen begegneten ihnen in der Höhe. Es waren sich kasteiende Mönche eines nahen christlichen Klosters, die das karge Land beackerten.
    Mit einem weißen Flimmern in der Luft wie vom Flügelschlag eines riesigen Vogelschwarms kündigte sich danach in der Ferne eine Stadt an. Henri und Uthman konnten sich das Phänomen nicht erklären. Beim Näherkommen wurden die seltsamen Wesen in der Luft nicht deutlicher, sondern schienen sich zurückzuziehen. Sie passierten den von Zitronenbäumen gesäumten Fluss Ingeohha, der in der Ebene entsprang und nach seinem Lauf durch tiefe Schluchten in ein Becken mündete. Dort lag die Stadt, deren Namen sie jetzt erfuhren. Es war Adi Ugri.
    Sie sahen nun, dass das weiße Geflatter über der Stadt zitternde Bänder waren, die an Stricken gebunden auf halber Berghöhe rings um die Stadt gespannt waren. Sie sollten die Schwärme von Raubvögeln abhalten, die zu dieser Jahreszeit über die Stadt herfielen, alles fraßen und sogar Menschen angriffen. Die Gefährten hörten den Klang kleiner Glocken, die an den Stricken aufgehängt waren und sich im Wind bewegten.
    Als hätten diese weißen Bänder weiße Wesen hervorgebracht, kam ihnen, während sie hinaufstiegen, unvermittelt ein Zug weiß gekleideter Priester entgegen. Sie trugen lange, dünne Taststöcke.
    »Haltet euch von den blinden Priestern fern!«, warnte sie ein junger Einheimischer beim Näherkommen. »Sie betteln, dann erschlagen sie ihre Gönner. Sie sind unberechenbar. Einige können Wunder vollbringen, und sie wiegeln das Volk auf. Sie leben nur von Kräutern, die sie auf den Spitzen ihrer Berge essen, und man sagt, sie hielten in ihren Einsiedeleien, die unheimliche, von weißem Kot bedeckte Orte sind, junge Frauen gefangen, die ihnen zu Willen sein müssen.«
    »Weißer Kot?«, fragte Uthman. »Aber es sind Priester, keine Vögel.«
    »Es sind Vögel«, beharrte der Einheimische. »Sie kommen und gehen, fliegen und bleiben. Sie können davonflattern.«
    »Es sind Weißlinge!«, sagte Uthman überrascht zu Henri. »Menschen, deren Haut sich nie bräunt. Und sie sprechen anscheinend die Sprache der ägyptischen Küste, ein unverfälschtes Arabisch aus den Schriften!«
    »Sie müssen den Priesterkönig kennen«, meinte Henri. »Frag sie danach, Uthman.«
    Die schlurfenden Priester hörten die Frage und sahen Uthman und Henri aus blinden Augen entgegen. Die Gefährten hatten jedoch den Eindruck, sie sähen die Fremden mit anderen Sinnen. Sie schnüffelten und tasteten, verzogen die Gesichter zu schiefen Grimassen. Dann verständigten sie sich schreiend untereinander und zogen vorbei, ohne auf die Frage geantwortet zu haben.
    Und auch Henri und Uthman zogen weiter, um in die Stadt mit dem vorherrschenden zweistöckigen Bau des königlichen Palastes mit goldbesetzten Kuppeltürmen, hohen Eingangsportalen, massiven Steintreppen und zinnenbewehrten, dicken Mauern zu gelangen.
    Wanzeybäume, die den Eindruck eines schwarzen Waldes machten, verdeckten die anderen Häuser. An den Straßenrändern standen dunkelhäutige Menschen neben Löwenkäfigen, in denen die Raubtiere brüllend gegen Gitter sprangen. Es gab aber auch friedliche Bilder. Inmitten eines ausgedehnten Sees mit Kaskaden befand sich ein Wasserschloss, vor dem Leiermusikanten auf ihren Instrumenten spielten. Fasanen, Pfauen und Papageien ergänzten das farbige Bild.
    War dies die Hauptstadt? Die Einwohner nickten und lachten. Wahrscheinlich verstanden sie die Frage nicht.
    Es schien Markttag zu sein. Kakaobraune Frauen hockten mit angezogenen Knien im Straßenstaub und verkauften schwarze Terrakottafiguren und Gefäße. Henri sah, dass viele Männer Gebetsriemen an den Armen und auf der Stirn trugen, er sah fransenhaft-bärtige Männer mit Ohrlocken unter schwarzen Hüten, die aus Papierrollen vorlasen.
    »Jüdische Falascha«, erklärte Uthman. »Sie

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