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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Caesaren die Alleinherrscher verjagt hatte. Er liebte die Einfachheit und Ehrenhaftigkeit, mit der alles begonnen hatte, zu einer Zeit, bevor der Ehrgeiz die Römer erfasst und die Macht sie korrumpiert hatte.
    Beim Gedanken an Macht und Korruption überlief Vespasia ein kalter Schauer, den auch die Wärme des Abends nicht zu lindern vermochte. Nicht einmal ihre Erinnerungen hatten die Kraft, ihn zu bannen.
    Sie dachte an die dunklen Gassen von Whitechapel, an Frauen, die allein auf der Straße waren und die Kutsche hinter sich hörten, sich vielleicht umsahen und den schwarzen Umriss in der Dunkelheit erkannten, wie sich dann der Schlag öffnete, sie einen kurzen Augenblick ein Gesicht sahen und plötzlich den Schmerz spürten.
    Sie dachte an den armen Prinzen Edward, eine unbedeutende Spielfigur auf dem Schachbrett der Macht, die hierhin und dorthin geschoben wurde. Die Welt, deren Treiben er nur zur Hälfte hörte und vielleicht auch nur zur Hälfte verstand, missachtete seine Empfindungen und nutzte sie aus. Sie dachte an seine Mutter, ebenfalls nahezu taub, die von vielen bemitleidet und von vielen anderen nicht zur Kenntnis genommen wurde. Wie sie um ihn gelitten haben musste, ohne eine Möglichkeit, ihn zu trösten, geschweige denn zu retten.
    Sie näherten sich Covent Garden und dem Opernhaus. An einer Straßenecke stand ein kleines Mädchen mit einem Strauß verwelkter Blumen.
    Mario ließ die Kutsche halten, wodurch der Verkehr in beiden Richtungen ins Stocken geriet. Er stieg aus, ging, verfolgt von den Flüchen der Kutscher, zu dem Mädchen hinüber, kaufte den Strauß und kehrte mit einem Lächeln zu Vespasia zurück. Die Blumen waren von Staub bedeckt, ihre Stängel hingen ebenso schlaff herab wie ihre Blütenblätter.
    »Den Höhepunkt der Schönheit haben sie überschritten«, sagte er, »und ich habe wohl auch zu viel dafür bezahlt.« In seinen Augen lagen Lachen und Trauer.
    Vespasia nahm sie. »Wie sinnig«, gab sie zurück und erwiderte sein Lächeln. Es kam ihr lachhaft vor, dass ihr dabei ein Kloß in der Kehle saß.
    Unter lautstarken Verwünschungen der anderen Kutscher fuhren sie weiter.
    »Tut mir Leid, dass es ausgerechnet Wagner ist«, sagte er und setzte sich wieder bequem hin. »Ich kann seine Musik nicht ernst nehmen, die immer so feierlich-würdevoll daherkommt. Vor Menschen, die nicht über sich selbst lachen können, habe ich noch mehr Angst als vor solchen, die über alles lachen.«
    Sie sah ihn an und begriff die Tiefe seines Gedankens. In seiner Stimme schwang ein Rest der Heftigkeit mit, an die sie sich aus den schrecklichen heißen Tagen der Belagerung erinnerte, kurz vor dem Ende. In jenen einsamen Nächten, in denen sie nur noch warten konnten, weil alles getan war, was sie hätten tun können, war ihnen klar geworden, dass sie den Kampf nicht gewinnen konnten. Der Papst würde zurückkehren, und
früher oder später würde die Korruption erbarmungslos wieder ihr Netz über alles legen, als ob nichts gewesen wäre.
    Sie aber waren von innerer Leidenschaft durchglüht gewesen und von einer Treue zur Sache, die auch noch kurz vor dem Ende alles gab. Zwar waren die Männer, von denen sie besiegt wurden, stärker und reicher als sie, aber ihr Leben war auch trauriger als das ihre.
    »Sie spotten, weil sie es nicht verstehen«, sagte sie und dachte dabei an jene, die vor so langer Zeit ihre und seine Ziele verlacht hatten.
    Er sah sie an wie immer, so als gäbe es nur sie.
    »Das kommt vor«, stimmte er zu. »Weit schlimmer aber ist es, wenn sie es tun, weil sie durchaus verstehen, aber hassen, was sie nicht bekommen können.« Er lächelte. »Ich weiß noch, wie mir mein Großvater gesagt hat, sofern ich Reichtum oder Ruhm haben wollte, würde es immer Menschen geben, die mich dafür hassten, weil man so etwas immer auf Kosten anderer erwirbt. Wenn ich aber lediglich ein guter Mensch sein wollte, würde mir das jeder gönnen. Ich habe ihm damals nicht widersprochen, teils, weil er mein Großvater war, vor allem aber, weil mir damals noch nicht klar war, wie Unrecht er damit hatte.« Sein Mund spannte sich, und in seine Augen trat eine tiefe Trauer. »Niemand auf der Welt wird so sehr gehasst wie jemand, der eine Tugend besitzt, die andere nicht haben oder die sie gern hätten. Sie ist der Spiegel, der ihnen zeigt, was sie sind, und sie dazu zwingt, auch hineinzusehen.«
    Spontan legte sie ihre Hand auf die seine. Sofort schlossen sich seine Finger warm und kräftig um ihre.
    »An

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