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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht um. Es war um die Mitte des Vormittags, die Straßen waren voller Menschen, und der Verkehr kam nur mühsam voran.
    Remus überquerte die Straße, gab dem kleinen Jungen, der mit seinem Besen die Stelle von Pferdeäpfeln freihielt, ein Trinkgeld und beschleunigte den Schritt, kaum dass er die gegenüberliegende Seite erreicht hatte. Kurz darauf eilte er die Stufen des Krankenhauses von St. Pancras empor.
    Schon wieder ein Krankenhaus! Dabei wusste Tellman nach wie vor nicht, was Remus im Guy’s Hospital am Südufer der Themse gewollt hatte.
    Er folgte ihm im Laufschritt und war froh, dass er daran gedacht hatte, eine dunkle Tuchmütze aufzusetzen, die er sich tief ins Gesicht ziehen konnte. Wieder erkundigte sich Remus an der Pforte und machte sich dann mit raschen Schritten zur Verwaltung auf. Was mochte er suchen? Dasselbe wie im Guy’s Hospital? War er hergekommen, weil er es dort nicht gefunden hatte? Oder gab es etwas zu vergleichen?
    Während Tellman Remus folgte, der mit schwingenden Armen durch den Korridor eilte, überlegte er, warum sich der Journalist nicht nach den hinter ihm hallenden Schritten umsah.
    Zwei ältere Krankenschwestern mit erschöpften Gesichtern kamen ihnen entgegen. Die eine trug einen mit einem Deckel verschlossenen Eimer. Er schien schwer zu sein, denn er zog ihren Arm herunter. Die andere hielt ein Bündel schmutziger Laken im Arm und blieb immer wieder stehen, um die Enden aufzuheben, die sie beim Gehen behinderten.
    Remus wandte sich nach rechts, eilte eine kleine Treppe empor und klopfte an. Die Tür wurde geöffnet, und er trat ein. Auf einem Schild sah Tellman, dass es sich um die Registratur des Krankenhauses handelte.
    In einer Art abgeteiltem Warteraum stützte sich ein kahlköpfiger Mann auf eine Theke. Hinter ihm standen Regale voller Akten. Drei weitere Personen schienen auf Angaben zu hoffen, eine ältere Frau mit einem ramponierten Strohhut und zwei Männer. Sie trugen schlecht sitzende dunkle Anzüge und sahen einander ähnlich. Möglicherweise waren sie Brüder.
    Remus stellte sich hinten an und trat vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen.
    Tellman näherte sich der Tür, bemüht, so wenig wie möglich aufzufallen. Er hielt den Kopf gesenkt und sah zu Boden, sodass der Mützenschirm sein Gesicht verbarg.
    Er konnte sehen, wie Remus hinter dem Rücken die Hände ungeduldig öffnete und schloss. Was beschäftigte ihn innerlich so sehr, dass er es nicht einmal merkte, wenn man ihm folgte? Tellman roch fast die Erregung des Mannes. Er ahnte nicht im Geringsten, worum es ihm ging, vermutete aber, dass es mit John Adinett zu tun hatte.
    Die beiden Brüder hatten erfahren, was sie wissen wollten, und gingen gemeinsam hinaus. Jetzt kam die Frau an die Reihe.
    Es dauerte einige Minuten, bis sie abgefertigt war und Remus endlich an die Theke treten konnte.
    »Guten Morgen«, sagte er munter zu dem Angestellten. »Man hat mir gesagt, dass Sie mir Angaben über Patienten machen können. Soweit ich gehört habe, wissen Sie mehr über dies Krankenhaus als jeder andere.«
    »So?« Der Mann ließ sich offenbar nicht ohne weiteres um den Finger wickeln. »Was wünschen Sie?« Er schob die Unterlippe vor. »Vermutlich geht es nicht um irgendwelche Angehörigen,
sonst würden Sie das einfach sagen, und auch nicht darum, was es hier kostet, denn das könnten Sie ohne die geringste Schwierigkeit erfahren. Sie sehen mir nicht wie jemand aus, der für irgendwelche Sachen auf meine Hilfe angewiesen ist.«
    Remus stutzte, reagierte aber rasch. »So ist es. Ich bin einem Mann auf der Spur, der möglicherweise Bigamist ist. Jedenfalls hat mir das eine Dame gesagt. Ich selbst bin mir der Sache nicht so sicher.«
    Der Angestellte setzte zu einer Bemerkung an, überlegte es sich aber offensichtlich anders und fragte: »Und Sie nehmen an, dass er sich hier aufhält, Sir? Ich habe hier in der Registratur ausschließlich die Akten früherer Patienten; die der gegenwärtigen befinden sich auf der Station.«
    »Nein«, gab Remus zur Antwort. »Aber ich nehme an, dass er hier gestorben sein könnte. Damit wäre die Sache ohnehin erledigt.«
    »Name?«
    »Crook. William Crook«, sagte Remus mit leicht zittriger Stimme. Er schien kurzatmig zu sein, und Tellman sah, dass ihm der steife Kragen hinten im Nacken tief ins Fleisch drückte. »Ist er gegen Ende vorigen Jahres hier gestorben?«, fuhr Remus fort.
    »Und wenn es so wäre?«, gab der Mann zurück.
    »Sagen Sie es mir bitte.« Remus beugte

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