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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verloren, wenn ich die Verfolgung abgebrochen hätte.«
    »Und wie heißt dieser Verdächtige, Wachtmeister?« Wetron sah ihn aufmerksam an. Er hatte sehr helle blaue Augen.
    Tellman fischte einen Namen aus seiner Erinnerung. »Vaughan, Sir. Er ist als Hehler bekannt.«
    »Ich weiß, wer Vaughan ist«, sagte Wetron scharf. »Hatte er
die aus dem Hause Bratby entwendeten Juwelen?« In seiner Stimme lag unüberhörbar Zweifel.
    »Nein, Sir.« Tellman hatte erwogen, ob er die Geschichte ein wenig ausschmücken sollte, doch wuchs dadurch die Gefahr, bei der Unwahrheit ertappt zu werden. Schade, dass Wetron diesen Vaughan kannte. Damit hatte er nicht gerechnet. Hoffentlich konnte niemand beweisen, dass sich Vaughan gestern woanders aufgehalten hatte – beispielsweise im Gewahrsam einer anderen Polizeiwache!
    Wetrons Lippen bildeten eine schmale Linie. »Das überrascht mich. Wann haben Sie Oberinspektor Pitt zuletzt gesehen, Wachtmeister Tellman? Sie sollten lieber bei der Wahrheit bleiben.«
    »Am letzten Tag, an dem er hier in der Bow Street Dienst getan hat, Sir«, gab er rasch Auskunft und ließ in seiner Stimme Gekränktheit mitschwingen. »Bevor Sie fragen, möchte ich gleich hinzufügen, dass ich ihm auch weder geschrieben noch auf irgendeine andere Weise mit ihm Kontakt aufgenommen habe.«
    »Ich hoffe, das entspricht der Wahrheit, Wachtmeister.« Wetrons Stimme klang eisig. »Ihre Anweisungen waren ja wohl deutlich genug.«
    »Ja«, stimmte Tellman mürrisch zu.
    Wetron fuhr fort. »Vielleicht sind Sie so gütig, mir zu sagen, wie es kommt, dass der für das betreffende Revier zuständige Streifenbeamte Sie vorgestern Nachmittag am Haus Oberinspektor Pitts gesehen hat.«
    Ein kalter Schauer überlief Tellman. »Gewiss, Sir«, sagte er ruhig und hoffte, dass keine verräterische Röte auf sein Gesicht trat. »Ich mache Pitts Hausmädchen den Hof, sie heißt Gracie Phipps. Ich habe sie besucht. Sicher hat der Kollege berichtet, dass ich das Haus durch die Küchentür betreten habe. Ich habe mit ihr eine Tasse Tee getrunken und bin dann gegangen. Mrs. Pitt habe ich nicht gesehen. Vermutlich war sie oben bei den Kindern.«
    »Sie werden nicht überwacht, Tellman!«, blaffte ihn Wetron an, wobei sich seine Wangen röteten. »Es war reiner Zufall, dass man Sie gesehen hat.«
    »Gewiss, Sir«, gab Tellman ausdruckslos zurück.
    Wetron sah ihn an und sah dann auf die Papiere, die auf dem Schreibtisch vor ihm lagen. »Melden Sie sich jetzt bei Cullen. Es ist wichtig, etwas gegen Einbruchsdiebstähle zu unternehmen. Die Leute erwarten von uns, dass wir ihr Eigentum schützen. Dafür werden wir schließlich bezahlt.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Meinen Sie das etwa sarkastisch, Tellman?«
    Tellman riss die Augen weit auf. »Nein, Sir, nicht im Geringsten. Ich bin sicher, dass uns die Herren im Unterhaus dafür bezahlen.«
    »Unverschämter Kerl!«, knurrte Wetron. »Seien Sie vorsichtig, Tellman. Sie sind nicht unersetzlich.«
    Klugerweise schluckte Tellman diesmal seine Antwort herunter und machte sich auf den Weg zu Cullen, um ihm eine hoffentlich befriedigende Erklärung für seine Abwesenheit und dafür zu liefern, dass er nichts zu berichten hatte.
     
    Es war ein langer, heißer und äußerst schwieriger Tag, den Tellman hauptsächlich damit zubrachte, von einer ergebnislosen Befragung zur nächsten zu ziehen. Erst kurz vor sieben Uhr am Abend hatte er die Möglichkeit, die Keppel Street aufzusuchen. Da ihm vom vielen Laufen die Füße schmerzten, nahm er den Pferde-Omnibus. Er brannte darauf, Gracie zu berichten, was er am Vortag in Erfahrung gebracht hatte.
    Zum Glück hielt sich Charlotte wieder oben bei den Kindern auf. Es sah ganz so aus, als habe sie es sich angewöhnt, ihnen um diese Stunde vorzulesen.
    Es roch herrlich nach frisch gewaschener Baumwolle, denn Gracie hatte gerade angefangen, Wäsche zu falten.
    »Nun?«, fragte sie, kaum dass er eingetreten war.
    »Ich bin Remus gefolgt.« Er setzte sich an den Tisch, löste die Schürsenkel seiner hohen Schuhe und hoffte, sie werde bald den Kessel aufsetzen, um Tee zu machen. Hunger hatte er auch, denn Cullen hatte ihm seit dem Mittag keine Gelegenheit gegeben, etwas zu essen.
    »Wohin?« Sie sah ihn gespannt an und schien die Bettwäsche völlig vergessen zu haben.
    »Zum Krankenhaus von St. Pancras. Da hat er sich nach dem
Tod eines gewissen William Crook erkundigt«, antwortete er und lehnte sich behaglich zurück.
    Mit verständnislosem Gesicht

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