Die Verschwörung
gewesen.
Das breite Lächeln, das man ihr schenkte, wenn sie beispielsweise das Büro eines Senators betrat, hatte weniger mit ihrem wachen Verstand als mit den kurzen Röcken zu tun, die sie gern trug. Manchmal war es geradezu lächerlich einfach: Faith sprach über hungernde Kinder, über Familien, die in den Gossen ferner Städte dahinvegetierten - und die Kerle starrten ihre Brüste an. Was das betraf, war Testosteron die größte Schwäche der Männer und der größte Vorteil der Frauen. Zumindest half es, Platz auf einem Spielfeld zu schaffen, das bisher allein Männern vorbehalten war.
»Es ist schön, so geliebt zu werden«, sagte Faith. »Aber wenn man in einer Gasse aufgelesen wird und sich dann mitten in der Nacht am Ende der Welt wiederfindet - das ist ein bißchen viel, finden Sie nicht auch?«
»Wir konnten Sie doch nicht einfach in die Washingtoner Außenstelle reinmarschieren lassen. Sie sind die Starzeugin einer Ermittlung, die sich als höchst wichtig erweisen könnte. Das Versteck ist sicher.«
»Das heißt, es ist perfekt für einen Hinterhalt. Woher wissen Sie, daß man uns nicht verfolgt hat?«
»Man hat uns verfolgt. Aber es waren unsere eigenen Leute. Wäre uns irgendein anderer gefolgt, hätten die Jungs es gemerkt und uns nicht weiterfahren lassen, glauben Sie mir. Hinter uns war ein Wagen, bis wir vom Highway abgebogen sind. Jetzt ist keiner mehr da.«
»Dann ist Ihre Truppe also unfehlbar. Mit solchen Leuten hätte ich auch gern zusammengearbeitet. Wo haben Sie solche Könner her?«
»Hören Sie ... Wir sind Profis, ja? Entspannen Sie sich.« Doch während Newman diese Worte sagte, schaute er in den Rückspiegel.
Als sein Blick jäh auf das Handy fiel, das auf der Mittelkonsole lag, konnte Faith unschwer seine Gedanken lesen. »Aha. Jetzt hätten Sie wohl lieber Verstärkung?«
Newman warf ihr einen raschen Blick zu, erwiderte aber nichts.
»Okay«, sagte Faith. »Nehmen wir uns mal die wichtigsten Punkte vor. Was habe ich überhaupt davon? Darüber haben wir noch nie richtig gesprochen.«
Da Newman nicht antwortete, musterte Faith ein paar Sekunden lang sein Profil und versuchte, sich über seine nervliche Verfassung im klaren zu werden. Dann streckte sie die Hand aus und berührte seinen Arm.
»Ich bin sehr große Risiken eingegangen«, sagte sie und spürte, daß sich bei der Berührung ihrer Finger seine Muskeln spannten. Doch sie zog die Hand nicht zurück, sondern drückte ein wenig kräftiger zu. Ihre Fingerspitzen konnten nun den Stoff seines Jacketts von dem des Hemdes unterscheiden. Als Newman sich ein Stück zu ihr herumdrehte, sah Faith zum erstenmal seine kugelsichere Weste. Ihr Mund wurde trocken, und sie zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
Newman schaute sie kurz an. »Ich kann es Ihnen erklären. Was genau man Ihnen anbietet, weiß ich leider nicht. Bisher haben Sie uns eigentlich noch nichts gesagt. Aber wenn Sie sich an die Regeln halten, wenn Sie uns sagen, was wir wissen müssen, dann haben Sie bald eine neue Identität und können auf den Fidschi-Inseln Muscheln verkaufen, während Ihr Partner und seine Spielgefährten langjährige Gäste der Regierung sein werden. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken. Versuchen Sie einfach, die Sache durchzustehen. Vergessen Sie nicht, daß wir auf Ihrer Seite sind. Wir sind Ihre einzigen Freunde.«
Faith lehnte sich zurück und löste den Blick endlich von Newmans kugelsicherer Weste. Sie gelangte zu dem Schluß, daß es an der Zeit sei, die Bombe platzen zu lassen. Sie konnte es ebensogut bei Newman probieren wie bei Brooke Reynolds. Brooke und Faith waren ganz gut miteinander ausgekommen. Zwei Frauen in einem Meer von Männern. Auf subtile Weise hatte die FBI-Agentin bestimmte Dinge verstanden, die ein Mann nie begriffen hätte. Andererseits waren sie wie zwei streunende Katzen gewesen, die lauernd eine Fischgräte umkreisten.
»Ich will Buchanan mit im Boot haben. Ich weiß, daß ich ihn dazu bringen kann. Wenn wir zusammenarbeiten, hat Ihr Fall viel mehr Gewicht.« Sie stieß die Worte rasch hervor und war erleichtert, als sie endlich heraus waren.
Newmans Gesicht verriet sein Erstaunen. »Faith, wir sind zwar ziemlich flexibel, aber wir machen auf keinen Fall ein Geschäft mit dem Typen, von dem Sie behaupten, daß er hinter der ganzen Sache steckt.«
»Sie kennen die Hintergründe eben nicht. Seine Motive. Er ist kein schlechter Kerl. Er gehört zu den Guten.«
»Er hat gegen das Gesetz
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