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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sich. Bald fuhren sie an unregelmäßigen Baumreihen vorüber, die zu beiden Seiten der Straße standen. Die breiten, grasbewachsenen Straßengräben waren tief und morastig, und die Scheinwerfer, die in die Finsternis stachen, waren die einzige Lichtquelle.
    »Ich verstehe nicht, warum Agentin Reynolds heute abend nicht kommen kann«, sagte die Frau.
    »Die Antwort ist ganz einfach, Faith«, erwiderte Special Agent Ken Newman. »Sie sind nicht der einzige Fall, an dem Reynolds ermittelt. Aber so fremd bin ich Ihnen doch auch nicht, oder? Wir werden uns bloß ein wenig unterhalten, wie zuvor schon. Tun Sie einfach so, als wäre ich Brooke Reynolds. Wir gehören doch alle zum gleichen Team.«
    Der Wagen bog in eine andere, noch abgelegenere Straße ein. Auf dieser Strecke wichen die Bäume abgeholzten, gerodeten Flächen, die auf den letzten Schliff durch Bulldozer warteten. In einem Jahr würden hier fast so viele Eigenheime stehen wie zuvor Bäume, denn die Stadt wuchs unaufhaltsam. Momentan sah das Land verwüstet und nackt aus - und trist. Wahrscheinlich lag es an der Zukunft dieser Gegend. Was das betraf, so waren die Aussichten für Faith Lockhart ähnlich zweifelhaft.
    Newman warf ihr einen kurzen Blick zu. Widerwillig mußte er sich eingestehen, daß er sich in Gegenwart dieser Frau unbehaglich fühlte, als säße er neben einer Handgranate, von der er nicht wußte, wann sie hochging. Nervös verlagerte er sein Gewicht im Fahrersitz. An der Stelle, an der sich üblicherweise das Leder des Schulterhalfters rieb, war seine Haut nicht schwielig wie bei den meisten Menschen, die häufig ein Halfter trugen, sondern wund und gerötet. Ironischerweise hatte er den Eindruck, daß das schmerzhafte Brennen ihn gereizt machte, da er sich nie entspannte. Es war eine deutliche Warnung, daß sich dieses leichte Unbehagen tödlich auswirken konnte, wenn er unachtsam wurde. Doch heute abend rieb der Halfter nicht an seiner Haut, denn Newman trug eine kugelsichere Weste. Der Schmerz und sein erhöhtes Wahrnehmungsvermögen waren nicht annähernd so stark wie sonst.
    Faith spürte das Rauschen des Blutes in den Ohren. All ihre Sinne waren dermaßen angespannt, als würde sie tief in der Nacht im Bett liegen und fremdartige, beunruhigende Geräusche hören. Als Kind konnte man zum Bett der Eltern flüchten und zu ihnen steigen; man wurde zugedeckt und von liebenden, verständnisvollen Armen umschlungen. Doch Faiths Eltern lebten nicht mehr, und sie war inzwischen sechsunddreißig Jahre alt. Wen gab es schon noch, der Faith Lockhart trösten konnte?
    »Nach heute abend wird Agentin Reynolds sich wieder um Sie kümmern«, sagte Newman. »Sie kommen gut mit ihr zurecht, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, ob >gut zurechtkommen< zu einer Situation wie dieser paßt.«
    »Aber sicher. Es ist sogar sehr wichtig. Reynolds ist ziemlich geradeheraus. Glauben Sie mir - wenn es Reynolds nicht gäbe, würde die Sache nirgendwo hinführen. Sie haben uns noch nicht viel Brauchbares gesagt, aber Brooke Reynolds glaubt an Sie. Solange Brooke ihre Zuversicht behält, haben Sie eine
    mächtige Verbündete. Sie kümmert sich wirklich um einen.«
    Faith schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war etwa eins siebzig groß; ihr Oberkörper war zu kurz, und ihr Busen hätte üppiger sein können, doch ihre Beine waren lang und schön geformt. Wenn sie schon nichts anderes vorzuweisen hatte - auf ihre Beine war Verlaß, falls sie mal Beachtung brauchte. Die langen, schlanken Muskeln ihrer Ober- und Unterschenkel, die sich unter den dünnen Nylonstümpfen abzeichneten, sorgten dafür, daß auch Newmans Blick mehrmals auf ihre Beine fiel. Faith bemerkte, daß er allmählich Interesse an ihr entwickelte.
    Mit einem Kopfrucken warf sie ihr langes, rötlichbraunes Haar nach hinten und legte die Finger auf ihren Nasenrücken. In ihrem Haar hatten sich ein paar dünne weiße Strähnen gebildet. Noch fielen sie nicht auf, aber das würde sich im Lauf der Zeit ändern. Faith stand unter so schrecklichem Druck, daß er äußere Spuren hinterlassen mußte. Dabei war neben ihrem Fleiß und ihrer geistigen Beweglichkeit auch ihr gutes Aussehen ihrer Karriere sehr dienlich gewesen; das wußte Faith. Es war verkehrt zu glauben, körperliche Vorzüge wären im Beruf bedeutungslos. Sie spielten sogar eine große Rolle, besonders wenn man es als Frau überwiegend mit Männern zu tun hatte, und das war während Faiths Laufbahn stets so

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