Die Verschwörung
nahm seine FBI-Dienstmarke an sich. Ihr Blick blieb einen winzigen Augenblick lang auf ihrem ehemaligen Kollegen haften. Sie sollte eigentlich keine Gewissensbisse haben. Connie hätte sie ohne den geringsten Skrupel umgebracht. Warum also schien die Reue sie zu zerfressen? Aber Connie war tot, Faith Lockhart noch nicht. Brooke eilte zu Faith zurück. »Lee, wir nehmen das Flugzeug. Schnell!«
Sie stürmten aus dem Haus, Brooke voran, und hörten, wie der Motor des Flugzeugs aufheulte, als die Maschine sich auf den Start vorbereitete. Brooke rannte, so schnell sie konnte. Sie lief auf das Buschwerk zu, bis Lee irgend etwas rief und auf den Zufahrtsweg zeigte. Brooke stürmte in diese Richtung weiter und fand sich eine Minute später auf der Start- und Landebahn wieder. Sie schaute zum anderen Ende. Das Flugzeug drehte soeben, um die Rollbahn entlangzurasen und sich in die Luft zu erheben. Brookes einzige Hoffnung würde in wenigen Sekunden verschwunden sein. Sie rannte über den Asphalt, direkt auf das Flugzeug zu, winkte mit der Pistole und der Dienstmarke und rief so laut sie konnte: »FBI!« Die Maschine jagte mit dröhnenden Motoren auf sie zu, während Buchanan und Lee, der Faith auf den Armen trug, auf die Rollbahn stürmten.
Endlich bemerkte der Pilot die Frau, die eine Pistole schwenkte und auf ihn zulief. Er nahm das Gas zurück, und das Flugzeug rollte aus; die Motoren erstarben jaulend.
Brooke erreichte die Maschine und hielt die Marke in die Höhe. Der Pilot klappte das Fenster der Kanzel hoch.
»FBI!« stieß Brooke keuchend hervor. »Ich habe hier eine Schwerverletzte. Ich brauche Ihr Flugzeug. Sie müssen uns zum nächsten Krankenhaus fliegen. Sofort!«
Der Pilot blickte auf die Dienstmarke und die Pistole und nickte. »Okay.«
Sie stiegen in das Flugzeug. Lee drückte Faith an seine Brust. Der Pilot wendete die Maschine erneut, fuhr zum Ende der Rollbahn zurück und setzte wieder zum Start an. Eine Minute später erhob sich das Flugzeug in die Luft und stieg der Umarmung eines rasch aufhellenden Himmels entgegen.
KAPITEL 53
Der Pilot gab über Funk eine Meldung durch, und ein Notarztwagen wartete auf der Landebahn von Manteo, das glücklicherweise nur ein paar Flugminuten entfernt war. Brooke und Lee hatten die Blutung mit Verbänden aus dem Erste-HilfeKasten des Flugzeugs zum Stillstand gebracht, und Lee hatte Faith Sauerstoff aus der kleinen Flasche an Bord gegeben, aber nichts davon schien irgendeine Wirkung zu haben. Faith hatte das Bewußtsein nicht wiedererlangt, und mittlerweile war ihr Puls kaum zu fühlen. Ihre Glieder kühlten schnell aus, obwohl Lee sie an sich drückte und versuchte, ihr etwas von seiner Körperwärme abzugeben, als würde es ihr helfen.
Lee fuhr mit Faith im Krankenwagen zum Beach Medical Center, das über eine Notaufnahme und ein Traumazentrum verfügte. Brooke und Buchanan wurden in einem PKW dorthin gebracht. Auf dem Weg zum Krankenhaus rief Brooke in Washington bei Fred Massey an. Sie berichtete ihm gerade so viel, daß er sofort loslief, um sich eine FBI-Maschine zu schnappen. Nur er durfte kommen, niemand sonst; darauf hatte Brooke bestanden. Massey hatte die Bedingung kommentarlos akzeptiert. Vielleicht hatte es an ihrem Tonfall gelegen, oder einfach nur an dem unglaublichen Inhalt ihrer wenigen Worte.
Faith wurde sofort in die Notaufnahme gebracht, in der die Ärzte sich fast zwei Stunden lang um sie bemühten. Sie versuchten, die Lebensfunktionen zu stabilisieren und die innere Blutung zu stoppen. Es sah nicht gut aus. Dann kam der Herzschlag zum Erliegen.
Gelähmt vor Entsetzen beobachtete Lee durch die Tür, wie Faiths Körper wiederholt unter der Wirkung der Elektroschocks zuckte, die ihr verabreicht wurden. Erst als er sah, daß die flache Linie auf dem Monitor, der die Herztätigkeit anzeigte, wieder der normalen Wellenlinie mit ihren Gipfeln und Tälern gewichen war, konnte er sich wieder bewegen.
Kaum zwei Stunden später mußten die Ärzte Faiths Brustkorb aufschneiden, die Rippen spreizen und das Herz massieren, um es wieder in Gang zu bringen. Jede Stunde, die Faith sich verzweifelt ans Leben klammerte, schien eine neue Krise zu bringen.
Unaufhörlich schritt Lee auf dem Gang auf und ab, die Hände in den Taschen, den Kopf gesenkt. Er wechselte mit niemandem auch nur ein Wort. Er hatte jedes Gebet gesprochen, das er kannte. Er hatte sich sogar ein paar neue ausgedacht. Er war völlig hilflos, konnte überhaupt nichts tun, und das zerrte am
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