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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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erbärmlichen Visagen auf dem Capitol Hill zu sehen, wenn ich ihnen diese Geschichte um die Ohren haue.«
    Thornhill legte auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Es kam ihm seltsam vor, daß Buchanan und Adams hierher gekommen waren. Eine Verzweiflungstat. Von Verzweifelten.
    Glaubten sie wirklich, einen Mann wie ihn bluffen zu können? Das kam fast schon einer Beleidigung gleich. Aber letzten Endes hatte er gewonnen. Tatsache war, daß Buchanan und Adams morgen - oder kurz darauf - tot sein würden, er aber nicht.
    Er erhob sich vom Schreibtisch. Er war eiskalt gewesen, war unter Druck ganz gelassen geblieben. Das Überleben ist stets berauschend, dachte Thornhill, als er das Licht ausschaltete.

KAPITEL 56
    Im Dirksen-Bürogebäude des Senats herrschte an diesem kühlen Morgen der übliche Betrieb. Robert Thornhill ging zielsicher über den langen Flur und schwang seinen Aktenkoffer im Rhythmus der forschen Schritte. Der gestrige Abend war ausgezeichnet gewesen, in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Enttäuschend war lediglich, daß es ihnen nicht gelungen war, Buchanan und Adams zu finden.
    Der Rest der Nacht war schlichtweg wundervoll gewesen. Mrs. Thornhill hatte sich von der animalischen Gier ihres Gatten beeindruckt gezeigt. Das Frauchen war sogar früh aufgestanden und hatte ihm Frühstück gemacht, nur mit einem durchsichtigen, enganliegenden schwarzen Neglige bekleidet. So etwas hatte sie schon seit Jahren nicht mehr getan.
    Der Anhörungssaal befand sich am anderen Ende des Ganges. Rusty Wards kleines Reich, dachte Thornhill verächtlich. Er beherrschte es mit der Faust eines Südstaatlers: mit Samthandschuhen, unter denen aber Knöchel aus Granit steckten. Ward konnte einen mit seinem lächerlichen, langgezogenen Südstaatenakzent geradezu einlullen - und wenn man am wenigsten damit rechnete, stürzte er los wie ein Bluthund und zerfetzte einen. Sein durchdringender Blick und seine überaus präzisen Worte konnten den nichtsahnenden Gegner auf dem unbequemen staatlichen Verhörstuhl regelrecht zum Schmelzen bringen.
    Thornhill war ein Gentleman der alten Schule; er hatte sein Feingefühl an einer Eliteuniversität der Ostküste entwickelt - und alles an Rusty Ward verstieß gegen dieses Feingefühl. An diesem Morgen jedoch war Thornhill gut vorbereitet. Er würde ihnen etwas von Todesschwadronen und Verschleierungen erzählen, bis die Ochsen Kälber kriegten, um einen von Wards Lieblingsausdrücken zu benutzen, und der Senator würde am Ende der Sitzung über nicht mehr Informationen verfügen als zu Anfang.
    Bevor Thornhill den Anhörungssaal betrat, atmete er einmal tief durch. Er stellte sich vor, womit er es zu tun bekommen würde: Ward und seine Kollegen saßen hinter ihrer kleinen Bank; der Vorsitzende zog an seinen Hosenträgern, und sein feistes Gesicht wandte sich hierhin und dorthin, während er mit lautem Rascheln seine Papiere ordnete, damit er in den Beschränkungen seines jämmerlichen Königreichs nur ja nichts übersah. Wenn Thornhill hereinkam, würde Ward ihn anschauen, lächeln, nicken und irgendeine kleine, unschuldige Begrüßung murmeln, die Thornhills Wachsamkeit einschläfern sollte. Als ob so etwas möglich wäre! Aber wahrscheinlich muß er diese kleine Nummer durchziehen. Einem alten Hund bringt man keine neuen Tricks bei. Das war auch eins von Wards kleinen Sprichwörtern. Wie öde.
    Thornhill zog die Tür auf und schritt zuversichtlich durch den Mittelgang des Saales. Etwa auf halber Strecke fiel ihm auf, daß sich viel mehr Leute als üblich in dem Raum aufhielten. Er quoll geradezu über vor Besuchern. Bei einem Blick in die Runde sah Thornhill zahlreiche Gesichter, die er nicht kannte. Und als er sich dem Zeugentisch näherte, erlebte er den nächsten Schock: Dort saßen bereits einige Personen; sie hatten ihm den Rücken zugewandt.
    Er schaute zu den Ausschußmitgliedern hinauf. Ward erwiderte Thornhills Blick. Der korpulente Vorsitzende zeigte kein Lächeln, machte keine dümmliche Begrüßung.
    »Nehmen Sie bitte in der ersten Reihe Platz, Mr. Thornhill. Bevor wir Sie befragen, werden wir noch einen anderen Zeugen hören.«
    Thornhill schaute ihn benommen an. »Wie bitte?«
    »Setzen Sie sich, Mr. Thornhill«, sagte Ward.
    Thornhill blickte auf die Uhr. »Ich fürchte, meine Zeit ist heute ziemlich knapp, Herr Vorsitzender. Und mir war nicht bekannt, daß noch jemand aussagen soll.« Thornhill schaute zum Zeugentisch. Er erkannte die Männer nicht, die dort saßen.

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