Die Verschwörung
Signale getilgt hätte.«
Brooke holte tief und bebend Luft. Hatte ein schlichter Magnet ihre einzige Spur vernichtet? »Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Bilder wieder sichtbar zu machen?«
»Es ist zwar möglich, aber das dauert. Und wir können Ihnen nichts versprechen, bevor wir uns die Sache nicht näher angeschaut haben.«
»Hin Sie das. Aber eins möchte ich klarstellen.« Brooke erhob sich und baute sich vor den beiden Männern auf. »Ich muß unbedingt wissen, was auf dem Band zu sehen ist. Ich muß sehen, wer sich in dem Haus aufgehalten hat. Es gibt keine höhere Priorität für Sie. Wenden Sie sich an den Diensthabenden, sollte es irgendwelche Schwierigkeiten für Sie geben, doch wie lange es auch dauert, arbeiten Sie rund um die Uhr daran. Ich brauche ein Ergebnis. Verstanden?«
Die Männer schauten sich kurz an, dann nickten sie.
Als Brooke in ihr Büro zurückkehrte, wartete dort ein Mann auf sie.
»Paul.« Sie nickte ihm zu und nahm Platz.
Paul Fisher stand auf und schloß die Tür. Er war Brookes Verbindungsmann zum Hauptquartier. Als er wieder Platz nahm, trat er über einen Dokumentenstapel hinweg. »Du sieht überarbeitet aus, Brooke. Du siehst immer aus, als wärst du überarbeitet. Ich glaube, das mag ich so an dir.«
Er lächelte, und Brooke erwischte sich dabei, daß sie sein Lächeln erwiderte.
Fisher gehörte zu den wenigen Mitarbeitern des FBI, zu denen sie buchstäblich aufschaute - weil er fast eins neunzig groß war. Sie waren ungefähr im gleichen Alter, auch wenn Fisher in der Befehlskette ihr Vorgesetzter war und schon zwei Jahre länger hier arbeitete als sie. Er war ein tüchtiger, kompetenter Mann. Außerdem sah er gut aus; er hatte das zerzauste Blondhaar und die schlanke Figur behalten, die er schon als Student in Kalifornien an der UCLA gehabt hatte. Als Brookes Ehe sich in Wohlgefallen aufgelöst hatte, hatte sie sich des öfteren ausgemalt, ein Verhältnis mit dem geschiedenen Fisher anzufangen. Auch jetzt war sie froh, als sie ihn sah, daß sie vor seinem überraschenden Besuch Gelegenheit gehabt hatte, nach Hause zu fahren, zu duschen und sich umzuziehen.
Fisher hatte sein Jackett ausgezogen. Sein Hemd schmiegte sich an seinen langen Oberkörper. Sie wußte daß sein Dienst gerade erst angefangen hatte, aber er schien rund um die Uhr dazusein.
»Die Sache mit Ken tut mir leid«, sagte er. »Ich war nicht in der Stadt, sonst wäre ich gestern abend hergekommen.«
Brooke spielte mit einem Brieföffner auf der Tischplatte.
»Nicht so leid wie mir. Und keiner von uns kann wohl nachempfinden, wie es Anne zumute ist.«
»Ich habe mit dem SAC gesprochen«, sagte Fisher, womit er den diensthabenden Spezialagenten meinte, »aber ich möchte es aus deinem Mund hören.«
Nachdem Brooke berichtet hatte, was sie wußte, rieb Fisher sich das Kinn. »Die Zielpersonen wissen offenbar, daß du ihnen auf den Fersen bist.«
»Sieht so aus.«
»Du arbeitest noch nicht lange an der Sache, oder?«
»Nein - falls du damit wissen willst, ob wir schon etwas haben, mit dem die Staatsanwaltschaft was anfangen kann.«
»Dann sind der tote Ken und deine einzige Zeugin also alles, was du hast. Erzähl mir von Faith Lockhart.«
Brooke schaute jäh auf, denn seine Wortwahl und sein offener Tonfall verwirrten sie gleichermaßen.
Er erwiderte ihren Blick, und Brooke glaubte in seinen haselnußbraunen Augen einen Hauch von Unfreundlichkeit zu erkennen. Doch im Moment, das war ihr klar, konnte er auch nicht auf ihrer Seite stehen. Er vertrat das Hauptquartier.
»Gibt’s irgendwas, das du mir erzählen möchtest, Paul?«
»Brooke, wir waren doch immer offen zueinander.« Fisher hielt inne und tippte mit den Fingern auf die Lehne, als wolle er sich über Morsezeichen mit ihr verständigen. »Ich weiß zwar, daß Massey dir letzte Nacht irgendwelchen Spielraum gelassen hat, aber alle machen sich große Sorgen um dich. Das sollst du wissen.«
»Ich weiß, daß im Licht der neuen Entwicklungen .«
»Man war schon vorher besorgt. Die neuen Entwicklungen haben die Besorgnis nur größer gemacht.«
»Soll ich denn einfach aufgeben? Du lieber Himmel, es könnte um Leute gehen, nach denen Regierungsgebäude benannt wurden.«
»Es ist eine Frage der Beweise. Was hast du ohne Lockhart?«
»Die Sache stimmt, Paul.«
»Welche Namen außer dem Buchanans hat sie dir genannt?«
Für einen Moment schaute Brooke nervös drein. Das Problem war, daß Lockhart ihnen überhaupt keine Namen genannt
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