Die Verschwörung
Sie wissen, daß ich nicht wieder kandidiere. Noch zwei Jahre, dann bin ich hier weg.«
Okay, Schluß, mit der Fachsimpelei und den humanistischen Appellen, sagte sich Buchanan. Jetzt spielen wir Verräter.
Er beugte sich vor und schob beiläufig seinen Aktenkoffer aus dem Weg. Eine Drehung des Griffes aktivierte den darin verborgenen Recorder. Jetzt bist du dran, Thornhill, du dreckiger Hurensohn.
Buchanan räusperte sich. »Tja, ich schätze, es ist nie zu früh, über mögliche Nachfolger zu reden. Ich brauche ein paar Leute für die Entwicklungshilfe, und ich hätte in meinem kleinen Pensionsprogramm noch Plätze für sie frei. Ich kann ihnen das gleiche bieten, das ich Ihnen zahle; es soll ihnen an nichts fehlen. Aber ich will keine Wackelkandidaten. Ich bin nun an einem Punkt angelangt, an dem ich es mir nicht mehr leisten kann, irgendwelche Niederlagen einzustecken. Diese Leute müssen hundertprozentig auf meiner Seite stehen. Es ist die einzige Möglichkeit, daß ich ihre Bezüge garantieren kann. Wie bei Ihnen. Sie waren immer auf meiner Seite, Harvey. Seit fast zehn Jahren. Sie haben es immer hingekriegt. So oder so.«
Milstead schaute kurz zur Tür; dann ergriff er mit leiser Stimme das Wort. »Ich habe da ein paar Leute, mit denen Sie mal reden sollten.« Mit einem Mal wirkte er nervös. »Damit sie einige meiner >Pflichten< übernehmen. Ich habe natürlich noch nicht direkt mit ihnen darüber gesprochen, aber es würde mich überraschen, wenn sie einem solchen Arrangement nicht zugänglich wären.«
»Das höre ich wirklich gern.«
»Und Sie müssen natürlich vorausplanen. Zwei Jahre gehen schnell vorbei.«
»Du liebe Güte, Harvey. In zwei Jahren bin ich vielleicht schon nicht mehr hier.«
Der Senator lächelte gütig. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie je in den Ruhestand gehen.« Er hielt inne. »Aber ich schätze, Sie haben wahrscheinlich schon einen Nachfolger im Auge. Wie geht’s übrigens Faith? Munter wie immer, nehme ich an.«
»Faith bleibt Faith. Das wissen Sie doch.«
»Was für ein Glück, jemanden wie sie zu haben, die einem den Rücken freihält.«
»Kann man wohl sagen«, erwiderte Buchanan mit leicht gerunzelter Stirn.
»Grüßen Sie Faith von mir, wenn Sie sie sehen. Sagen Sie ihr, sie soll mal mitkommen und den alten Harvey besuchen. Sie hat den klügsten Kopf und die schönsten Beine der Stadt«, fügte Milstead mit einem Zwinkern hinzu.
Buchanan erwiderte nichts.
Der Senator lehnte sich im Sofa zurück. »Ich habe mein halbes Leben im öffentlichen Dienst verbracht. Die Bezahlung ist lächerlich und für einen Mann mit meinen Fähigkeiten und meines Standes kaum mehr als Hühnerkacke. Sie wissen ja, was ich in der Industrie verdienen könnte. Aber das ist eben der Nachteil, wenn man seinem Land dient.«
»Sie haben vollkommen recht, Harvey.« Das Schmiergeld steht dir zu. Du hast es dir verdient.
»Aber ich bedauere es nicht. Nicht einen Tag.«
»Dazu gibt es auch keinen Grund.«
Milstead lächelte müde. »Die Dollars, die ich im Laufe der Jahre ausgegeben habe, um dieses Land wiederaufzubauen, es für die Zukunft zu formen, für die nächste Generation . und die übernächste.«
Jetzt war es schon sein Geld. Er rettete das Land. »Die Leute werden es nie zu schätzen wissen«, sagte Buchanan. »Die Medien wühlen nur im Dreck.«
»Ich nehme an, wenn ich im Ruhestand bin, bekomme ich den Ausgleich dafür«, sagte Milstead. Er klang leicht zerknirscht.
Nach all den Jahren bleiben ein bißchen Demut und ein schlechtes Gewissen. »Sie haben es sich verdient. Sie haben dem Land gut gedient. Alles wartet auf Sie. Wie wir es besprochen haben. Besser, als wir es besprochen haben. Ihnen und Louise wird es an nichts mangeln. Sie werden wie König und Königin leben. Sie haben Ihre Arbeit getan und werden Ihre Belohnung erhalten. Auf amerikanische Weise.«
»Ich bin müde, Danny. Hundemüde. Unter uns gesagt, ich weiß nicht, ob ich es noch zwei Minuten aushalte, geschweige denn zwei Jahre. Diese Stadt hat mir die Lebensenergie ausgesaugt.«
»Sie sind ein wahrer Staatsmann. Ein Vorbild für uns alle.«
Buchanan holte tief Luft und fragte sich, ob Thornhills Jungs, die draußen im Wagen saßen, Spaß an diesem saftigen Wortwechsel hatten. In Wahrheit wartete er darauf, sich endlich verziehen zu können. Er schaute seinen alten Freund an. Ein Ausdruck der Verzückung zeigte sich auf den Zügen seines
Gegenübers, denn er dachte zweifellos an einen wahrhaft
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