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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Baseballmütze aus der Reisetasche und setzte eine Sonnenbrille auf. »Ja«, sagte er knapp. »Oder war es ein Geist, das mir gerade erzählt hat, es könnte selbst auf sich aufpassen?«
    Da Faith keine patzige Antwort einfiel, mußte sie sich damit begnügen, wütend hinter Lee herzuschauen, als er über die Straße eilte und das Motorradgeschäft betrat. Als sie wartete, spürte sie plötzlich, daß jemand hinter ihr stand. Sie drehte sich um und erblickte den großen Dobermann. Er hatte das Grundstück verlassen. Offenbar gehörte es nicht zu den Sicherheitsvorkehrungen der verdammten Bootswerft, das Tor des Betriebsgeländes zu schließen. Als der Hund die Zähne fletschte und ein leises, furchteinflößendes Knurren ausstieß, nahm Faith ganz langsam die beiden Reisetaschen, hielt sie vor sich, ging rückwärts über die Straße und trat auf den Parkplatz des Motorradhändlers. Der Dobermann verlor das Interesse an ihr und verzog sich wieder auf das Grundstück der Werft.
    Faith atmete erleichtert auf und stellte die Taschen ab. Ihr fielen ein paar Halbstarke mit schütteren Bärtchen auf, die abwechselnd eine gebrauchte Yamaha und Faith angafften. Sie zog ihre Baseballmütze tiefer in die Stirn, drehte sich weg und tat so, als interessiere sie sich für eine glänzend rote Kawasaki, die als Sonderangebot zu haben war. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Geschäft, das schwere Baumaschinen verlieh. Faith schaute sich einen Kran an, der gut zehn Meter hoch in die Luft ragte. An seinem Drahtseil baumelte ein kleiner Gabelstapler, an dem ein Schild mit der Aufschrift LEIH MICH AUS hing. Wohin sie auch blickte, tat sich ihr eine Welt auf, von der sie nichts mehr wußte. Sie hatte sich bisher auf ganz anderen Ebenen bewegt: in den Hauptstädten der Welt, unter hohen politischen Risiken, in Gesellschaft von einflußreichen Klienten, im Umkreis gewaltiger Macht und des großen Geldes. Und das alles war fortwährend in Bewegung gewesen, wie die Kontinentalplatten. Zwischen diesen Massen wurden ständig alle möglichen Dinge zerrieben, ohne daß es jemand bemerkte. Faith wurde plötzlich klar, daß die wahre Welt ein zwei Tonnen schwerer Gabelstapler war, die wie ein Fischlein an einem Angelhaken hing. Leih mich aus. Stell Leute ein. Bau etwas auf.
    Aber Danny Buchanan hatte ihr eine Chance gegeben, etwas zu bewirken. Sie war nichts Außergewöhnliches, und doch hatte sie der Welt manches Gute getan. Zehn Jahre lang hatte sie Menschen geholfen, die verzweifelt Hilfe brauchten. Vielleicht hatte sie auch in diesen zehn Jahren etwas an Wiedergutmachung für die Schuldgefühle geleistet, die sie angesichts der Schurkereien ihres Vaters empfunden hatte; so gut sie auch immer gemeint gewesen waren, so viel Schaden hatten sie dennoch angerichtet. Diesen Teil ihres Lebens hatte sie immer am liebsten verdrängt, weil die Erinnerung zu sehr schmerzte.
    Faith hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Der Mann trug Jeans, schwarze Stiefel und einen Pulli mit dem Emblem des Motorradgeschäfts. Er war jung, Anfang Zwanzig, groß, hatte einen schläfrigen Blick, war schlank und sah gut aus. Daß er es auch wußte, erkannte Faith schon an seiner selbstgefälligen Haltung. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, daß sein Interesse an ihr größer war als das ihre an einem Zweirad.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Ma’am? Wobei auch immer?«
    »Ich schaue mich nur um. Ich warte auf meinen Freund.«
    »Da drüben steht ‘ne tolle Maschine für Sie.« Er deutete auf eine BMW, die sogar für Faiths ungeübtes Auge nach Geld roch. Nach Geldverschwendung, fand sie. Aber war sie nicht stolze Besitzerin einer großen BMW-Limousine, die in McLean in der Garage ihrer äußerst teuren Bude stand?
    Der junge Mann fuhr langsam mit der Hand über den Tank der Maschine. »Schnurrt wie ‘n Kätzchen. Wenn man schöne Dinge pflegt, danken sie es einem. Ist nicht nur mit Motorrädern so.« Ein breites Lächeln lag bei diesen Worten auf seinem Gesicht. Er schaute Faith an und zwinkerte ihr zu.
    Faith fragte sich, ob das sein bester Aufreißerspruch war.
    »Ich sitze immer nur drauf«, sagte sie beiläufig und bedauerte sofort ihre Wortwahl.
    Er grinste noch breiter. »Mann, das ist die beste Nachricht, die ich heute gehört habe. Eigentlich sogar im ganzen Jahr. Sie sitzen also immer nur drauf?« Der junge Mann lachte und klatschte in die Hände. »Wie wär’s mit ‘ner kleinen Spritztour, Süße? Dann können Sie mal mein Gerät

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