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Die Verschworenen

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Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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aber jetzt schon, dass es so nicht laufen wird. Das ist nie der Fall, trotzdem ist ein solcher Plan hilfreich, er verhindert, dass man plötzlich ratlos dasteht, ohne Idee, was man als Nächstes tun könnte.
    Ich betrete den Medpoint eine halbe Stunde früher als nötig, die vorherige Schicht hat noch Dienst. Albina wird wie immer auf den letzten Drücker erscheinen und Behrsen …
    Ich schlendere den Gang zu den Einzelzimmern entlang, als vor mir ein Mann in Sentinel-Uniform um die Ecke biegt. Er dreht mir den Rücken zu und hat es offenbar eilig. Er sieht mich nicht, ich hingegen erkenne ihn auch von hinten. Es ist der silberhaarige Exekutor, den ich versetzt habe, und er steuert auf Andris’ Krankenzimmer zu.
    Mein Impuls, auf der Stelle kehrtzumachen und mich in Albinas Dienstzimmer zu verstecken, ist fast übermächtig – hier haben wir bereits einen der Faktoren, mit denen ich nicht gerechnet habe. Obwohl mir in gewisser Weise klar war, dass die Exekutoren und die Kontrolleure miteinander in Verbindung stehen müssen. Spätestens seit meiner Entdeckung von Behrsens handgeschriebenem Report weiß ich, dass S NMN sie verbindet.
    Ich unterdrücke meinen Fluchtinstinkt. Bemühe mich, lautlos zu gehen; da vorne ist bereits die Tür zu Andris’ Zimmer und sie ist nur angelehnt.
    Schräg gegenüber liegt eins der Materiallager. Ich mime eine höchst beschäftigte Pflegehelferin – für den Fall, dass mich jemand beobachtet oder der Sentinel überraschend wieder aus dem Zimmer kommt – und schließe die Tür hinter mir. Beinahe jedenfalls, denn ich halte sie einen kleinen, fast unsichtbaren Spalt offen und hoffe, dass ich Fetzen des Gesprächs im Raum gegenüber mithören kann.
    Den Anfang habe ich leider schon verpasst.
    »… ist kaum zu glauben«, sagt der Silberhaarige gerade. »Sind Sie sicher, was das Alter angeht?«
    »Sehen Sie ihn sich an, er ist in jedem Fall über vierzig und höchst lebendig«, entgegnet ein anderer Mann. Behrsen ist es nicht, sondern einer seiner beiden Kollegen. Der großgewachsene mit dem unangenehmen Blick, glaube ich.
    »Und so stark gebaut. Tja, ich hoffe, wir finden etwas.«
    »Wir geben unser Bestes. Aber es ist nicht einfach, ohne Unterlagen.«
    »Nicht jammern«, sagt der Exekutor mit liebenswürdiger Schärfe.
    »Oh, keinesfalls. Wie steht es denn mit Ihren Fortschritten? Schon fündig geworden?«
    »Ja. Zwei Individuen. In Sphäre Neu-Gera haben meine Kollegen sogar drei gefunden, können Sie sich das vorstellen? In Triest eins, in Regensburg zwei.«
    »Der gemeinsame Nenner stimmt überein?«
    »Ja.« Der Exekutor lacht bitter auf. »Zumindest eine Erkenntnis, nicht wahr? Trotzdem gehen wir auf Nummer sicher, alles andere wäre verrückt.«
    »Natürlich.«
    Schritte. Ich vermute, der Exekutor bewegt sich in Richtung Tür.
    »Dann wollen wir mal sehen, wer zuerst ans Ziel kommt – wir oder ihr. Ich tippe ja auf uns, bei allem Respekt. Wir packen das Problem bei der Wurzel. Was Ihre Arbeit nicht abwerten soll, ich bin sicher, Sie tun Ihr Bestes.«
    »Dass Ihre Arbeit schneller vonstattengeht, liegt in der Natur der Sache, nicht wahr?« Nun höre ich auch aus der Stimme des Arztes eine gewisse Härte heraus. »Sie bedienen sich schließlich der gröberen Mittel.«
    Der Exekutor lacht erneut auf. »Nur kein Neid.«
    Durch meinen Spalt sehe ich, wie die Tür aufgedrückt wird und der Silberhaarige heraustritt. Er wirft einen Blick auf seinen Salvator, drückt eine Taste und geht dann den Weg zurück, den er gekommen ist.
    Unbewusst habe ich die Luft angehalten, jetzt lasse ich sie aus den Lungen.
    Andris verfügt über etwas, wonach sowohl die Exekutoren als auch die Ärzte suchen. Ein bestimmtes Gen vielleicht? Aber wie wollen die Sentinel das finden?
    Es muss zudem etwas mit seinem Alter zu tun haben, das der Silberhaarige ebenso unglaublich fand wie Andris’ Körperbau.
    Vielleicht stimmt es, was ich angesichts der Proberöhrchen vermutet habe: dass der Sphärenbund Andris-ähnliche Vitros zeugen möchte. Und dass die Individuen, die der Silberhaarige erwähnt hat, ähnliche Eigenschaften aufweisen.
    Aber wozu die Eile? Und was hat das mit der Sphäre Neumünster zu tun?
    Dann wollen wir mal sehen, wer zuerst ans Ziel kommt , hat der Exekutor gesagt. Eine merkwürdige Formulierung, wenn es um die Suche nach Erbgutträgern geht. Oder läuft da so etwas wie ein interner Wettbewerb zwischen den verschiedenen Abteilungen?
    Nein. Meine Theorie passt nicht so exakt zu den

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