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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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wieder präsent. Grausame Schlächter, gnadenlose Killer. Fressen ihre Opfer roh.
    Ist hier noch einer? Hektisch sehe ich mich um, nein, wir sind allein, soweit ich das beurteilen kann. Nirgendwo weitere Steinhaufen, die sich als Menschen entpuppen könnten.
    Der Schlitzer ist wendiger als Andris, er tänzelt um ihn herum, muss zwar immer wieder der Keule ausweichen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Andris’ Kräfte erlahmen werden. Und dann …
    Ich war noch nie in einen Kampf verwickelt, doch jetzt wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mich einzumischen. Den Gegner abzulenken und das Beste zu hoffen.
    Steine. Ich sammle vier davon auf, jeder faustgroß, und gehe etwas näher an die Kämpfenden heran. Andris keucht bereits, von seiner Stirn laufen Schweißtropfen bis in den Bart. Der Schlitzer sieht dagegen frisch aus. Er schont seine Kräfte. Lauert. Die Klinge liegt locker in seiner rechten Hand.
    Mein erster Stein verfehlt den Mann um gut einen halben Meter. Ich gehe noch ein Stück näher. Der zweite trifft ihn in den Rücken.
    Blitzschnell dreht sich der Schlitzer zu mir herum, nur für eine knappe Sekunde – er weiß, dass von mir keine echte Gefahr ausgeht. Doch das genügt Andris, um sich den entscheidenden Vorteil zu verschaffen.
    Die Keule trifft den zurückspringenden Schlitzer an der Schulter, beschreibt einen kleinen Kreis nach oben und versetzt ihm einen Schlag gegen den Kopf. Er sackt zu Boden.
    Andris lacht dröhnend, hebt die Keule hoch, holt Schwung –
    »Nicht!«
    Irritiert schaut er zu mir. »Was ist denn los?«
    »Wir gehen einfach, ja? Lass ihn liegen.«
    »Lebendig?«
    Ich würde Andris gern erklären, was in mir vorgeht, aber ich verstehe es selbst nicht ganz. Es ist nicht so, dass ich großes Mitleid mit dem Schlitzer hätte. Das habe ich nicht.
    »Jeder, den wir beseitigen, ist einer, der niemandem mehr etwas antun kann«, brummt Andris, und damit hat er natürlich recht. Trotzdem. Ich denke an Grauko und unsere letzte Lektion: Entscheidungen, die man nicht mehr zurücknehmen kann.
    »Nehmen wir ihm die Waffe weg und gehen. Es ist schon spät.«
    Nicht zu übersehen: Andris würde gern mit mir deswegen streiten. Aber er beherrscht sich, murmelt nur unverständliche Worte in seinen Bart, wahrscheinlich Flüche, während er den Schlitzer durchsucht.
    Eine Stablampe, noch eine Klinge, ein kleines Fernrohr. Entweder er hat einen Sentinel ausgeraubt oder er ist von Sentineln ausgerüstet worden.
    Ich werfe einen letzten Blick auf die spitz gefeilten Zähne. »Komm, Andris. Beeilen wir uns.«
    Es begegnet uns niemand mehr, keine Feindclans, keine Sphären-Trupps und etwa zwei Stunden später wird die Landschaft um uns herum vertrauter. Hier war ich mit den Freilegern unterwegs, erinnere ich mich. Wir müssen uns also schon auf Dornenterritorium befinden. Dort hinten, das ist der Wald, in dem es einem der Exekutoren fast gelungen wäre, mich zu erwürgen.
    Die Sonne neigt sich dem Horizont zu.
    »Andris?«
    Er dreht sich zu mir um und ich kann sehen, wie glücklich er ist. Einen Moment lang bin ich neidisch. Es muss schön sein, einen Platz zu haben, auf den man sich freuen kann und dem man sich zugehörig fühlt.
    »Kannst du mich direkt zu Quirin bringen? Ich will nicht, dass die Leute vom Clan mich bemerken. Du weißt ja, sie halten nicht viel von Lieblingen.«
    »Das wird sich ändern!« Er nimmt meinen Arm und zieht mich mit sich. »Ich werde allen erzählen, was du getan hast. Wie du mich gerettet hast, vor deinen eigenen Leuten! Hugnor soll ein Lied darüber schreiben, dann bist du bald im ganzen Clan berühmt.«
    »Nein, bitte nicht. Mir wäre es lieber, du würdest erzählen, dass du dich selbst befreit hast.«
    Er sieht mich ungläubig von der Seite an. »Das wäre aber gelogen.«
    Wir gehen eine Zeit lang schweigend nebeneinander, bis Andris ein tiefer Seufzer entfährt. »Wenn es dir lieber ist, sage ich eben gar nichts. Obwohl es schade ist um die Geschichte.«
    Jetzt ist es nicht mehr weit. In einiger Entfernung sind Menschen auszumachen, durch das Fernrohr des Schlitzers stellt Andris fest, dass er sie kennt – es sind Jäger.
    Das Wort macht mich nervöser, als ich es ohnehin schon bin. Die Jäger habe ich mehrmals begleitet und Sandor hat sie angeführt. Vielleicht ist er unter denen, die dort vorne stehen.
    Immerhin sind nirgendwo Scharten zu sehen, was Andris für ein gutes Zeichen hält. Er deutet auf einen matschigen, aufgewühlten Flecken Land, knapp

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