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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Worte, die ich auf dem Dokument im roten Dossier lesen konnte.
    Andris’ Mund öffnet und schließt sich, auf der Suche nach Worten. »Aber … ich … Es gibt doch viel ältere Männer im Clan als mich. Zurrko ist doppelt so alt und hat keine Zähne mehr. Wieso haben sie ihn nicht geholt? Der wäre leichter zu tragen gewesen.«
    »Das weiß ich nicht.« Meine ganze Theorie, Dhalion betreffend, steht auf so wackeligen Beinen, dass ich mit Andris möglichst wenig darüber sprechen will. Aber es gibt etwas, das ich ihn fragen möchte.
    »Fiore hat mir einmal erzählt, dass fast jeder der Dornen schon ein Kind verloren hat. Du auch?«
    Er schüttelt wild den Kopf. »Hab keine. Auch keine Frau. Es ist wie bei den Wölfen, manche paaren sich und andere …« Er zuckt die Schultern. »Bin ein Einzelgänger. Aber was Fiore sagt, stimmt. Einen Neffen habe ich verloren. So klein war er.« Er hält seine Hände nur etwas mehr als einen halben Meter auseinander. »Hätte die Lieblinge, die ihn gestohlen haben, zerrissen wie Grilltauben, wenn ich sie erwischt hätte.«
    Es ist Traurigkeit, nicht Wut, die mir das Atmen schwer macht. Manche Gedanken darf ich nicht zu Ende denken. Noch nicht. Und wer weiß, vielleicht nie, denn jetzt sind ganz zweifellos Schritte zu hören. Befehle werden gerufen, Steine knirschen unter Stiefeln.
    Wir sitzen beide wie erstarrt auf unseren Kisten, den Blick nach oben gerichtet, als könnten wir so besser erfassen, was sich über unseren Köpfen abspielt.
    »… nicht der einfachste Weg, aber ein strategisch kluger«, höre ich eine Stimme rufen, die die des silberhaarigen Sentinel sein könnte. Vielleicht.
    »Durchsucht die Ruinen, auch die, die unbegehbar wirken. Aber vorsichtig! Ich will keinen Grabungstrupp anfordern müssen, weil ihr verschüttet werdet!«
    Das wird dauern. Ich versuche zu verdrängen, wie sehr ich bereits friere. Versuche mir einzureden, dass die Pause Andris hilft, wieder zu Kräften zu kommen.
    Die Zeit schleicht dahin. Sind schon zehn Minuten seit dem Eintreffen der Sentinel vergangen? Zwanzig? Meine Zähne beginnen aufeinanderzuschlagen.
    Dann, direkt über uns, Rumoren. Knirschen. Staub und kleine Steinchen rieseln auf uns herab. Einen entsetzlichen Moment lang denke ich, sie wollen den Trümmerhaufen über unserem Keller abtragen, aber dann wird mir klar, dass ihn nur jemand als Sitzgelegenheit benutzt.
    »Wie viel Zeit wollen wir noch verschwenden? Je länger wir hier rummachen, desto mehr bauen die ihren Vorsprung aus.«
    »Und wenn sie sich hier verstecken? Willst du, dass wir an ihnen vorbeilaufen?«
    Man sucht also tatsächlich nach uns. Behrsen muss zugegeben haben, dass er mich für ihn hat arbeiten lassen, außerhalb meiner Dienstzeit.
    Oder er hat eine Geschichte erfunden, bei der er besser wegkommt. Auch möglich.
    »Es heißt, der Prim ist verletzt. Der kann nicht so schnell, und wenn er eine Pause braucht, dann ist hier ein guter Ort dafür. Wir haben Befehl, jeden Stein umzudrehen.«
    »Der ganze Aufwand nur für einen Prim.«
    »Und das Mädchen, das ihm geholfen hat. In ihrer Haut möchte ich nicht stecken.« Lachen. »Ich frage mich ja, warum die das gemacht hat. So dumm kann doch einfach niemand sein.«
    Wieder Knirschen. Sie stehen auf, gehen wohl zurück an die Arbeit. Ich kann ihre Stimmen noch hören, verstehe aber nicht mehr, was sie sagen.
    Jeden Stein wollen sie umdrehen. Ich vergrabe mein Gesicht zwischen den Armen. Stelle mir vor, was Albina jetzt denkt. Wünsche mir, dass sie wütend ist und nicht traurig. Wünsche mir, dass Aureljo nicht verrückt wird vor Sorge. Hätte ich gestern Abend doch mit ihm sprechen sollen? Dann wüsste er, dass er mich bald wiedersehen wird. Hoffentlich macht er nichts Unüberlegtes.
    Die Minuten schleichen dahin und jede meiner Fantasien ist dunkler als die vorhergehende. Die letzten Tage habe ich mich nur mit der Planung unserer Flucht beschäftigt und alles, was danach kommt, erfolgreich verdrängt. Aber damit ist in einigen Stunden Schluss, vorausgesetzt, sie schnappen uns nicht. Unser Ziel ist das Territorium der Dornen, und während Andris sich darauf freut, dreht mir der Gedanke an die Wahrheit, die mich dort erwartet, fast den Magen um.
    Ich habe gelernt, mich unangenehmen Dingen zu stellen, aber diesmal kann ich es nicht. Ich will es nicht. Ich will mich verkriechen, in Wärme und Sicherheit, will nichts sehen, nichts hören, nichts wissen.
    Etwas Großes, Schweres legt sich auf meinen Kopf. Andris’

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