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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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wird er sterben, ebenso wie wir und die Dornen, die uns Unterschlupf gewährt haben.
    Ich sage ihm das genau so, gebe jedes der Worte wieder, mit denen der Farblose damals unser Ende besiegelt hat.
    Die Betreffenden müssen getötet werden … Die Regierung will einen Schnitt, sauber und endgültig .
    »Das glaube ich dir doch.« Es kostet Aureljo mittlerweile Mühe, geduldig zu wirken. »Aber wir wissen schließlich alle, dass wir uns an keiner Verschwörung beteiligt haben. Also ist es ein Missverständnis oder eine Lüge. Beides lässt sich aufklären.«
    Tycho schnaubt und springt auf. Ohne ein Wort verlässt er das Gewölbe, verschwindet in der Dunkelheit.
    »Wir wollen nur das Beste für die ganze Gruppe«, murmelt Dantorian. »Tycho kann doch nicht ernsthaft vorhaben, hier unter den Außenbewohnern weiterzuleben. Ohne Kultur, ohne Möglichkeit, sich geistig weiterzuentwickeln!«
    »Das Schlüsselwort ist weiterleben .« Ich rappele mich hoch und gehe zu Tomma, die zusammengerollt unter drei Decken liegt. Sie hat sich zu der Frage, was weiter passieren soll, noch nicht geäußert, aber das ist auch nicht notwendig. Wir wissen, dass sie hierbleiben will, um ein Teil der wiedererwachenden Natur zu sein, um zu sehen, wie sich die von ihr gesäten Pflanzen der Sonne entgegenrecken.
    Und um bei Yann zu sein.
    Ihre Stirn ist trocken und weniger heiß als heute Morgen. Ich verbuche das als Fortschritt, ebenso wie die Tatsache, dass sie vor meiner Hand zurückweicht und »Lass mich« flüstert.
    Den restlichen Abend bleibe ich bei ihr und versuche, ihr tröpfchenweise Flüssigkeit einzuflößen. Irgendwann kommt Tycho zurück und setzt sich zu uns.
    Wir drei hier an der Wand, Aureljo und Dantorian am Feuer … es lässt sich nicht leugnen: Unsere ohnehin so kleine Gruppe hat sich in zwei Lager gespalten. Umso enger presse ich mich in dieser Nacht an Aureljo; nicht nur der Wärme wegen, sondern auch in der naiven Hoffnung, dass dadurch die Kluft zwischen uns verschwinden könnte.
    Dass jemand vor dem Eingang steht, spüre ich mehr, als dass ich es höre. Ich kann nicht einmal annähernd abschätzen, wie spät es ist; unter der Erde verliert man völlig das Zeitgefühl. Aber ich bin ausgeschlafen, also muss es bald Morgen sein, und ich ahne, wer da draußen wartet und auf wen.
    Vorsichtig schäle ich mich aus Aureljos Armen und schlüpfe in meine Stiefel. Das winzige Notlicht – wieder einmal Beute aus einem der Transporte zwischen den Sphären – erhellt den Raum nur sehr dürftig. Ich sehe gerade genug, um über niemanden zu stolpern und die Tür zu finden.
    »Die Ohren einer Jägerin«, sagt Sandor leise, als ich zu ihm auf den Gang hinaustrete. Er hat diesmal eine zweite Leuchte dabei, die er mir in die Hand drückt. »Es wird ein schöner Tag heute. Kaum Wolken.«
    Ich folge ihm und lasse den Lichtkegel meiner Lampe über die Wände gleiten. Ziegel hauptsächlich, rund gewölbt, wie unsere Unterkunft. Nach einiger Zeit biegen wir links ab und dort verändert sich die Struktur der Tunnel. Die Wände sind glatter, härter und grau, das Geräusch, das unsere Schritte machen, deutlicher.
    »Das ist ein anderer Weg als beim letzten Mal«, stelle ich fest.
    »Allerdings. In der Nähe wurden Scharten gesichtet, ein ganzer Haufen. Keine gute Idee, sich dort blicken zu lassen, wenn man nicht mindestens zwanzig Bewaffnete bei sich hat.«
    Noch eine Abzweigung. Ich habe nicht gut genug aufgepasst, ohne Sandor würde ich nicht wieder zurückfinden. Ein Fehler, tadle ich mich. So etwas darf mir eigentlich nicht passieren.
    »Es ist nicht mehr weit«, erklärt er.
    Wir gehen ein paar Treppenstufen hinauf, dann nach rechts. Ein Stück geradeaus, links und schließlich folgt eine Wendeltreppe, die zu einer der runden Öffnungen mit Metalldeckel führt. Sandor drückt ihn hoch und steigt als Erster ins Freie. Ich warte, bis er mir winkt, dann folge ich ihm.
    Es ist eine ganz andere Landschaft diesmal. Wir stehen am trockenen Ufer eines kleinen Flusses, der glucksend an uns vorbeiläuft. Nirgendwo ist Eis zu sehen, aber hie und da leuchten noch weiße Schneeflecken. Dort, wo die Sonne nur selten hinscheint. Doch der Großteil des Bodens ist dunkel, wie Erde oder Stein.
    »Die Freileger werden nicht mehr viel Arbeit haben«, murmle ich und erinnere mich an die wenigen Male, als ich sie begleitet habe. Schnee wegschaufeln, damit die Erde von der Sonne berührt werden kann.
    »Doch, die Arbeit ist nur eine andere. Sie pflügen den

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