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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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dauert nicht lange und ich habe drei verschiedene Arten von Gängen identifiziert. Zum einen gibt es die sehr alten, die schon in der Zeit vor der Langen Nacht alt waren, niedrig, mit gewölbter Decke aus bröckeligem Stein. Die zweite Sorte sind viel geräumigere Tunnel, durch die manchmal Wasser fließt. Man muss zum Glück nicht durchwaten, denn diese Durchgänge haben mehrere Ebenen und eigene, gemauerte Stege, über die man trockenen Fußes vorwärtskommt, während zwei Meter tiefer ein Bach rauscht. An manchen Stellen des Steges gibt es sogar Geländer, an denen man sich festhalten kann. Sich in diesen Tunneln zu verirren ist einfach – alle paar Meter zweigen neue Gänge ab und man stößt nirgendwo auf Sackgassen.
    Zu guter Letzt gibt es noch eine dritte Tunnelart, die mit den metallenen Schienen am Boden. Hier sollen früher Züge gefahren sein und Menschen transportiert haben, ähnlich wie heute die Magnetbahnen.
    Ich habe meinen Weg in einem der ganz alten Gänge begonnen und bin jetzt in einem der mehrgeschossigen Tunnel angelangt. Hier hallen meine Schritte vielfach wider und ich bleibe unwillkürlich stehen. Lausche, ob mir nicht jemand oder etwas folgt. Aber es ist ruhig, abgesehen von dem Geräusch, das entsteht, wenn Wassertropfen auf den nassen Boden fallen.
    Ich gehe weiter, rolle meine Füße behutsam von der Ferse bis zum Ballen ab, so bin ich kaum zu hören. Die Lichtscheibe meiner Lampe gleitet über die Wände, verzerrt sich, wenn sie auf eine Kante trifft.
    War ich nicht schon einmal hier? Ich glaube, ich erkenne einen der Gänge zu meiner Linken, halb eingestürzt und gut eineinhalb Meter unterhalb von meiner Position. Wenn ich recht habe, dann müsste ich dort vorne nach rechts und dann …
    Ich versuche es einfach. An der Stelle, wo ich um eine Ecke biege, zeichne ich mit einem Stück Ziegel ein kleines Kreuz an die Wand, auf diese Weise sollte ich sicher wieder zurückfinden. Mein rechtes Handgelenk schmerzt bereits vom ständigen Drücken des Hebels an der Lampe, aber schließlich machen sich Mut und Mühe bezahlt: Ich erkenne den engen, niedrigen Zugang zu dem Keller, in den Quirin mich vor einigen Tagen geführt hat. Dort drinnen befindet sich die Treppe, und wenn ich oben angekommen bin …
    Ich tue es, ohne zu denken, die Sehnsucht nach Tageslicht treibt mich voran. Ein kräftiger Druck und die Klappe öffnet sich. Wind pfeift herein und macht mir erst in diesem Moment bewusst, dass ich dabei bin, ein unverantwortliches Risiko einzugehen. Wer sagt mir denn, dass die Ruine, die oberhalb der Treppe liegt, nicht gerade von den Scharten als Unterschlupf genutzt wird? Oder dass Sentinel dort keinen Beobachtungsposten eingerichtet haben?
    So schnell und leise ich kann, gleite ich die Stufen wieder hinunter, um die nächste Ecke herum, dort halte ich inne.
    Nichts. Keine Schritte, kein Rufen. Nur der Wind, der fauchend den Keller in Besitz nimmt und kalten Staub in meine Richtung bläst.
    Nach einer mir endlos scheinenden Zeit, in der ich nichts höre, was auf die Anwesenheit eines lebenden Wesens schließen lässt, wage ich mich noch einmal auf die Treppe. Ich trage einen Schal, den wickle ich mir so ums Gesicht, dass nur die Augen frei bleiben. Selbst wenn jemand mich sieht, sollte er mich nicht erkennen.
    Langsam und vorsichtig steige ich hoch, blicke mich um, in jede Richtung. Ich bin allein, die Ruine liegt verlassen da, trotzdem bleibe ich in Deckung, ducke mich hinter die Mauer, an der gleichen Stelle, von der aus ich vor wenigen Tagen das Ritual beobachtet habe. Kleine Kinder und spitze Dornen.
    Die Hecke wird vom Wind gerüttelt, an ihrem Fuß liegt ein schmaler Streifen Schnee. Davon abgesehen ist der Boden frei, die letzten Tage müssen warm gewesen sein.
    Noch einmal drehe ich mich im Kreis, überprüfe die Umgebung. Natürlich könnte sich jemand bei der kleinen Baumgruppe dort links verstecken oder hinter dem Haufen aus Schutt und Steinen zu meiner Rechten. Aber ich glaube nicht, dass dem so ist.
    Ich komme hinter der Mauer hervor, gehe auf die Hecke zu. Hier haben die Kinder gestanden, da drüben Quirin. Aus der Nähe sehen die Dornen erschreckend lang und spitz aus, kein Wunder, dass der kleine Junge davonlaufen wollte.
    Der Wind frischt weiter auf und ich fröstle, die Wolken hängen tief. Keine Chance, einen Blick auf die Sonne zu erhaschen, trotzdem will ich nicht zurück. Noch nicht. Ich will mich von dem Gefühl überwältigen lassen, ein Teil dieser wilden,

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