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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Noch wahrscheinlicher ist aber, dass ich einer Menge Clanmitglieder begegne, die mich nicht zu Gesicht bekommen dürfen.
    Diesmal siegt meine Vernunft. Ich begnüge mich mit dem Tiefspeicher und verbringe dort einen quälend langen Tag. Obwohl ich der Meinung bin, dass das Schicksal mir zumindest eine weitere Seite der Chronik schuldet, bleibt meine Suche erfolglos. Auch Jordan spricht heute nicht zu mir.

20
    Als ich ins Gewölbe zurückkomme, sind Aureljo und Dantorian gerade dabei, Kleidungsstücke anzuprobieren. Es sind fleckige und verschlissene Overalls, wie sie von den Arbeitern in den Sphären getragen werden.
    »Der hier ist zu kurz an den Beinen«, erklärt Dantorian und schlüpft aus seinem steingrauen Anzug, um den dunkelgrünen anzuprobieren, den Aureljo ihm hinhält. Grau wird in den Recyclingstationen und bei den Reinigern getragen, Grün von den Arbeitern in den Gewächshäusern und Pflanzstationen.
    Aureljo scheint seine Wahl bereits getroffen zu haben. Er steckt im Hellrot der Maschinenschlosser. Der Overall ist ihm unter den Achseln etwas zu eng, davon abgesehen passt er wie maßgeschneidert.
    Tycho lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und beobachtet die zwei missbilligend. »Hübsche Totenhemden, findest du nicht?«, knurrt er, als er mich sieht.
    Ich antworte nicht. Merkwürdigerweise weckt der Anblick so etwas wie Sehnsucht in mir. Nach der Zeit, als ich noch glaubte, dass die Sphären den Außenbewohnern helfen wollten. Ich erinnere mich an die Geborgenheit unter den Kuppeln, an die Sicherheit, die mir die geregelten Tagesabläufe an der Akademie vermittelt haben.
    Alles Täuschung.
    Mein Gesichtsausdruck muss mehr verraten haben, als mir lieb ist, denn Aureljo hebt einen etwas kleineren Overall hoch. Dunkelgelb tragen die Arbeiterinnen in der Wäscherei. »Der würde dir passen, Ria.«
    Stumm schüttle ich den Kopf, während die Erinnerung an den Geruch eines frisch bezogenen Bettes mich erfüllt. Ich bin nie in einer Wäscherei gewesen, aber ich stelle mir vor, dass es dort warm ist und duftet.
    Am nächsten Morgen bin ich sehr früh wach, vor allen anderen. Es fühlt sich an, als müsste Sandor jede Sekunde meine Schulter berühren und »Liebling« flüstern; wider besseres Wissen atme ich leise und horche auf sich nähernde Schritte. Doch die bleiben aus.
    Wenn er es mir wenigstens erklären würde …
    Sehr vorsichtig lasse ich die Erinnerung an Vilems Todesnacht zu, so wie man den Finger auf eine schmerzende Stelle legt und weiß, dass es wehtun wird.
    Er war so zärtlich. Wollte bei mir sein, bat mich zu warten, während er mit Quirin ins Nebenzimmer ging. Als er wieder herauskam, war alles anders.
    Quirin und seine Beteuerung, dass er Sandor nur mit der Wahrheit vertraut gemacht habe. Keine einzige Lüge. Lügen wäre so viel barmherziger gewesen.
    Warum darf ich diese Wahrheit nicht erfahren? Weil ich sie widerlegen könnte?
    Eine verlockende Vorstellung, aber ich habe in seinem Gesicht kein Anzeichen von Verstellung entdecken können. Quirin war selbst von seinen Worten überzeugt und machte ganz den Eindruck, als würde er bedauern, was er mir antun musste.
    Und Sandor … Er war so entsetzt. So fassungslos. Kaum noch fähig, mir ins Gesicht zu sehen. Was, um Himmels willen, kann es gewesen sein, das Quirin ihm anvertraut hat?
    Ich bin der Fürst unter der Stadt und du der Fürst unter der Sonne. Es gibt Dinge, die nur diese beiden miteinander teilen .
    Der Fürst unter der Stadt wird mir Rede und Antwort stehen müssen. Ich balle meine Hände zu Fäusten, so fest, dass sich die Nägel schmerzhaft in meine Handflächen bohren. Ich werde keinem weiteren Geheimnis erlauben, mein Leben aus der Bahn zu werfen.
    Für die Bibliothek habe ich heute nicht die nötige Ruhe, also laufe ich durch die Gänge. Ein hoher Schacht, ein niedriger, einer aus alten, bröckeligen Steinen. Ich bleibe stehen, als ich plötzlich Tageslicht sehe, es fällt durch eine Art Gitter nach unten. Sonnenlicht, hellgelb. Draußen muss ein schöner Tag sein.
    Der Entschluss fällt fast ohne mein Zutun und ich stelle ihn nicht infrage. Ich werde nach oben gehen, hinaus aus der Dunkelheit. Mein Versprechen, unten in Sicherheit zu bleiben, zählt nicht mehr. Wer weiß, ob mir die Dinge unter freiem Himmel nicht klarer scheinen.
    Ich habe eine grobe Ahnung, an welcher Stelle unter der Stadt ich mich befinde. Der Aufgang zu dem kleinen Fluss, an dem ich ein paar Mal mit Sandor gesessen habe, während Kelvin über

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